RUSSIAN CIRCLES - Geneva
Mehr über Russian Circles
- Genre:
- Postrock / Postmetal / Instrumental
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Suicide Squeeze / Secretly Canadian
- Release:
- 20.10.2009
- Fathom
- Geneva
- Melee
- Hexed All
- Malko
- When The Mountain Comes To Muhammad
- Philos
Kräftige Plattentektonik zwischen ANATHEMA, EARTH, ISIS, LONG DISTANCE CALLING, E. MORRICONE und TOOL. <br />
Allen, denen "Avoid The Light" von LONG DISTANCE CALLING gefällt, sei auch "Geneva" empfohlen. Auch hier gibt es instrumentalen Rock und Metal zu hören, auch hier treten melodische Elemente hinter übergeordnete Strukturen zurück, auch hier wird die Hörerschaft in vergängliche Atmosphäre getaucht anstatt ihr sich festsaugende wurmige Parasiten ins Ohr zu setzen. Gewisse Schubladenschreiner haben solcher Musik die Attribute Postrock bzw. Postmetal versehen, gerade so als verböte sich, ist dieser Weg erst einmal eingeschlagen, ein Zurück zu mehr Bumms, Wumms, Dudeldei und Refrainseligkeit ganz von selbst und für alle Ewigkeit oder als könne homo metallus diese Stufe der Musik entwicklungsbedingt nicht mehr mitvollziehen. Lasst Euch von derlei Ettikettierungen nicht davon abhalten, RUSSIAN CIRLCES Aufmerksamkeit zu zollen!
Denn was die Band auf "Geneva" für uns in petto hat, ist tatsächlich ziemlich stimmungsvoll. 'Fathom' klingt wirklich nach dem Ausloten unbekannter Tiefen. Anders als das vom nautischen Titel her ähnlich gelagerte "Oceanic"-Album von ISIS, mit dem das Stück zudem auch seine repetitive Struktur und die wie über die gesamte Außenhaut auf das Innere der Hörenden drückenden Riffs gemein hat, fällt 'Fathom' jedoch kompakter und aufgeräumter sowie ganz ohne brüllsangige Stimmritzen aus. Überhaupt tut den Stücken von "Geneva" der Verzicht auf Gesang gut. Das besinnungslos und schwer nach vorne gehende Titelstück mit seinen nahezu TOOLschen Riffs und Schlagzeugmustern sowie der Atmosphäre eines ENNIO MORRICONE-Scores zu einem apokalyptischen BattleMech-Showdown walzt ebenso stimmungsgeladen wie brachial alles nieder, was sich ihm in den Weg zu stellen wagt. Große melodische Gelassenheit und kaleidoskopartige Variationen steter Wiederholung im gemäßigten Tempo bietet 'Melee'. Das erinnerte an das letzte Werk von EARTH, brächten RUSSIAN CIRCLES nicht nach und nach mehr Dynamik in das Stück. Wirkliche Entspannung birgt dann erst 'Hexed All', bevor sich die Rifftrommel im Schlagzeugdauerregen von 'Malko' wieder dreht, einem Stück, das latent bedrohlich wie ein langsam anschwellendes Unwetter heraufzieht. "Geneva" als Album lebt im Ganzen von einer Dynamik der kontinuierlichen Verschiebung wie sie seine Stücke auch schon im Einzelnen aufweisen. Da wundert es kaum, dass 'When The Mountain Comes To Muhammad' wieder um eine ruhiger gelagerte Achse kreist und 'Philos' gar die Richtung von ANATHEMA einschlägt. In den RUSSIAN CIRCLES scheint man sich viel mit Plattentektonik beschäftigt zu haben. Dieses langsame aber stete stilistische Driften zeitigt bei geduldigem Zuhören interessante Effekte.
Anspieltipps: Geneva, Melee, Philos.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Eike Schmitz