RWAKE - Voices Of Omen
Mehr über Rwake
- Genre:
- Sludge/Doom
- Label:
- Relapse Records Europe
- Release:
- 26.02.2007
- Intro
- The Finality
- Crooked Rivers
- Fire And Fight
- Leviticus
- Of Grievous Abominations
- Bridge
- Inverted Overtures
- The Lure Of Light
"Voices Of Omens" ist wie ein großer, gerade gefundener Diamant. Grob geschliffen ist er und aus dem rottenden Waldboden hervorgewühlt. Es gibt zu Beginn keinerlei Ahnung, nachdem man sich durch das folkige Intro wie durch eine dünne Humus-Schicht "gegraben" hat, was genau man da gerade gefunden hat. 'The Finality' jedoch zeigt zwar nicht schnell, aber sehr bestimmt, wie mit dem gehobenen Schatz zu verfahren ist. Freude und gleichzeitige Angst beschleicht den Finder. Kalt ist es und dunkel, der Atem gefriert schon im eigenen Bart. Verstohlen wandern die Blicke umher. Erst das Piano ausgangs dieser Gefühlswalze lässt den Atem wieder ruhiger werden. Ein Mann verspricht die Abhandlung verschlungener Pfade und leitet damit 'Crooked River' ein.
Das erste Mal, dass RWAKE die Axt aus dem Rucksack pellen. Der Sechser aus Arkansas kreiert hier auf ihrem einen dicken und pelzigen Bastard, der so leicht nicht mehr von der Schulter springen will. Im Besonderen ist der Verweis zu den wülstig-schaurigen Kollegen von GRIEF, TORCHE, EYEHATEGOD oder FACE DOWN IN SHIT unvermeidbar. Und wer sich musikalisch dem "Sludge" - dem Schlamm, zähflüssig, alles schluckend und erbarmungslos in seiner Konsistenz verschrieben hat, der kann sich nur Zeit lassen. Lngsam dringt der stinkendkalte Sud über das Gehör in de übrigen Extremitäten vor, durchwalzt die Blutbahn. Die Äderchen in den Augen platzen auf, Leute fallen einem ein, die noch Geld oder Platten schuldig sind, unweigerlich biegt sich der Blick gen Himmel oder Zellendecke und viele viele Augenblicke werden seltsam sinnlos. Denn RWAKE zwingt dazu, sich ausschließlich diesem Schlamm zu widmen. Nichts zum Nebenbeihören. Relapse Records mal wieder!
Die stimmliche Existenz des Diamantenhändlers C.T. ist vielfältig und aggressiv hallend. Er schnaubt, schmettert, kämpft gegen die Lawine an, die die Riffsektion auslöst. Er gräbt sich durch diesen Ansturm, wirbelt herum, will aufgeben wird von seinen Mitstreitern weitergeprügelt. Ein zweiter Vokalist tritt hinzu und keift umher, als das er diesem ganzen Inferno auch noch etwas Gutes abgewinnen könnte. 'Fire And Fight' schlängelt sich auf einer Akustik-Gitarre in ein wahrhaft großes Stück epischer Musik. Immer wieder schreit da einer um Hilfe und trotzdem kann in der Verzweiflung durch die innewohnende Melodik fast etwas Zärtliches gefunden werden. So ist das Leben: Tragik macht Lust - Banalitäten fördern Aggressionen. Aber banal und einfach so konsumierbar sind die drei Siebenminüter ab 'Crooked Rivers' ganz und gar nicht.
Dem Finder des Schmuckstücks steht als nächstes 'Of Grievous Abominations' im Wege: ein musikalischer Fels, den es in Gänze abzutragen gilt. Denn wie viele Scharfkanten und Einbuchtungen sich hier bieten, wird auch beim zehnten Versuch nicht vollkommen sichtbar. Einzig die Erkenntnis, dass zwei hervorragende Gitarren-Soli den steinigen Weg durch den Song kreuzen, weisen darauf hin, wo eigentlich die Wurzeln von RWAKE im Schlamm verborgen sind. Mitten in der schweren schweren Rocktradition des immer mystischen Hinterlandes des Doom Metals. Wer Aufhellungen will, soll sich weiß anmalen.
In 'Inverted Overtures' flüstert ein weibliches perlenbesetztes Wesen Beruhigendes, hauchend und zurückhaltend - und wird trotzdem von zwei bitterbösen Stimmschwingern in Holzfällerhemden zerbissen. Dabei wollte sie den Diamanten eigentlich nur kurz in der zarten milchweißen Hand halten und in der Sonne drehen! Die Mittäter dieser Tat sind RWAKEs übrige Angestellten, welche eine unerbittliche Walze erschaffen, so dass kein einziger den Schrei der Armen mitbekommt. Das "Biest" in Musikform. Geplättet bleiben die Zeugen zurück. Wir nämlich.
Der Verlockung des Lichtes - 'The Lure Of Light' ist der Finder erlegen und fast hat er den Rand des dunklen Waldes erreicht. Überall sind grindsende Hirschköpfe aufgepfählt. Der Findling wackelt in der Jackentasche ... da greift mit bombastischer Faust die allgewaltige Stimme die Schulter, reißt herum. Drückt ihn in die Farne und lässt ihn diesen riesigen bösen Diamanten hinunterwürgen, ganz langsam und kein Schrei sagt der Welt, dass man verloren hat.
"Voices Of Omens" ist ein Diamant, den man nicht behalten darf. Großartige und eigenwillige Musik. Lärmender Schlamm - bitterkalt und hitzig.
Am Ende dann, im grauen Moos auf dem Waldboden, keift die über einem hockende Hexe, während sie dir die Lippen zusammennäht, den englischsten aller Flüche. Als ob das gerade Erlebte nicht schon reichen würde. Oder wie es das "Terorrizer Magazine" zusammenfaßt: "The most dangerous thing to come out of Arkansas since Bill Clinton's libido".
Besondere Anspieltipps: Crooked Rivers, Inverted Overtures, Fire And Fight
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben