S.C.A.L.P. - Tears And Blood
Mehr über S.C.A.L.P.
- Genre:
- Doom / Death Metal
- Label:
- Metalism
- Release:
- 18.12.2004
- Out Of Madness
- A Heart Was Beating
- A Heart Was Beating (ctd.)
- Broken Pines
- Tears And Blood
- Tears And Blood (ctd.)
- Removal
- Who Dared To Say
- A Heart Was Beating (Videoclip)
S.C.A.L.P. ist eine weitere Band aus Russland, mit der Metalism Records beweisen, wie vielfältig und auf welch hohem Niveau sich russischer Metal dieser Tage befindet. Das Quartett aus Orel hat sich dem epischen Doom/Death Metal verschrieben, wie er tragischer und melancholischer kaum sein könnte, und leider ist nicht nur die Lyrik der Band tragisch, sondern auch ihr Schicksal. So wurde der Aufnahme- und Veröffentlichungsprozess des vorliegenden Albums mehrfach verzögert, weil Gründungsmitglied, Bassist und Sänger Evgeniy Rizhenok aus gesundheitlichen Gründen nicht in der Lage war, aktiv in der Band mitzuarbeiten. So dauerte es vom Beginn der Aufnahmen dieses Albums im Jahre 1999 bis zum Dezember des vergangenen Jahres, bis "Tears And Blood" endlich erscheinen konnte, was der im August 2004 verstorbene Frontmann leider nicht mehr miterleben durfte.
Ist man dieser traurigen Wendungen eingedenk, so wirkt die ohnehin sehr tiefgründige und emotionale Musik noch ergreifender und authentischer. Schon das kurze, aber wunderschöne Intro 'Out Of Madness', das Alexey Orechov auf dem Piano darbietet, ist eine herrliche Mischung aus Schwermut und Hoffnung ... Es erstrahlt sozusagen in mattem Glanz. Wenn dann 'A Heart Was Beating' mit einem doomigen Hauptriff und Gesang im Stile von TIAMATs "Wildhoney" einsteigt und die Komposition von gelegentlichen Gitarrenklängen in weitem, offenem Soundgewand durchschnitten wird, das sich den Raum durch eiskalte Gefühlslandschaften bahnt, wie es Quorthon auf BATHORYs Jahrhundertwerk "Twilight Of The Gods" tat, dann ist das genau das, was ich an dieser Art von Musik so sehr schätze. 'Broken Pines' gibt sich rockiger, aber dennoch irgendwie düster und erinnert auf diese Art und Weise ein kleines bisschen an die mittleren PARADISE LOST, insbesondere an Stücke wie 'The Last Time', ohne ganz deren kompositorisches Niveau zu erreichen. Mit dem ausladenden Titelstück kehren die Herrschaften wieder zu dem zurück, was sie am besten können, nämlich zu doomiger Düsternis, die mich im Einstieg durch das Wechselspiel zwischen akustischer Gitarre, wuchtigen Riffs und schreienden Leads erneut ein wenig an BATHORY denken lässt, was natürlich als eines der größten Komplimente gemeint ist, die ich überhaupt machen kann. Das Stück ist sehr gelungen, auch wenn der Gesang hier für meinen Geschmack ein wenig akzentuierter und weniger zahm hätte sein dürfen. Positiv schlägt auch das ausgedehnte Intro von 'Removal' zu Buche, das von Bass und Keyboard dominiert und schließlich von wirklich wuchtigen und für S.C.A.L.P.-Verhältnisse auch recht flotten Riffs abgelöst wird. Das elfminütige Lied kommt auch rhythmisch und strukturell recht vertrackt rüber, so dass es sicher zu den schwerer verdaulichen, aber dafür sehr spannenden Kompositionen der Band gehört. Der hier recht vielseitige Gesang und das extensive Solo im hinteren Drittel verleihen diesem Titel zusätzliche Konturen und Abwechslungsreichtum. Das Finale 'Who Dared To Say' ist mit zwölf Minuten gar noch ein wenig länger, aber es lässt wegen seiner zahlreichen Stimmungs- und Ausdruckswechsel ebenso wenig Langeweile aufkommen wie der Rest der Scheibe.
Wie für Veröffentlichungen aus dem Hause Metalism üblich, wurde auch hier nicht an der Aufmachung gespart. Das Kunstwerk auf dem Umschlag ist sehr vielschichtig und lässt Raum für Interpretationen, überdies sind die englischsprachigen Texte abgedruckt und als besonderen Bonus gibt es noch ein sehr bewegendes Musikvideo zu 'A Heart Was Beating', das als Requiem für den verstorbenen Evgenyi gedacht ist und viele Amateuraufnahmen aus seiner Zeit mit der Band enthält. Für Freunde des melancholischen, manchmal auch leicht "deathigen" Doom Metals mit ausgeprägtem Hang hin zu den jeweils mittleren Phasen von TIAMAT und PARADISE LOST ist "Tears And Blood" sicher empfehlenswert, und wer dazu noch BATHORY verehrt, der wird an diversen Stellen noch eine zusätzliche Träne im Knopfloch haben.
Anspieltipps: A Heart Was Beating, Tears And Blood, Removal
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle