SABïRE - Jätt
Mehr über Sabïre
- Genre:
- Heavy Metal / NWOBHM / Glam / Hair Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Listenable Records (Edel)
- Release:
- 28.06.2024
- The Doorway (Entry)
- Pure Fucking Hell
- Ice Cold Lust
- I'm A Rock
- Just A Touch Of Acid
- Alone Again
- Call Me Bastard
- The River (Centre)
- The Last Day
- Toxic Man
- Your Rending Hands
- Chained Down
- The Shadow In My Heart
- Rip, Rip, KILL!!!
- The Stairs (Exit)
Metal wie aus dem Lehrbuch: einprägsam, vielfältig und mit Tiefgang.
Wer das phänomenale Gemälde 'Dante und Vergil im 9. Kreis der Hölle' von Gustave Doré aus dem Jahr 1861 zu seinem Cover-Artwork macht, ist mein Freund, mein Bruder. Die Australier SABÏRE, die 2018 mit ihrer ersten EP "Gates Ajar" einen Volltreffer im Underground landen konnten, haben diese künstlerische Entscheidung für ihr erstes vollwertiges Album "Jätt" getroffen und sich allein damit für alle Zeiten bei mir einen Sympathiebonus verdient. Das Vinyl hat schon jetzt einen Ehrenplatz in meiner Sammlung und wird dementsprechend mehrfach täglich aus dem Regal gezogen, voller Ehrfurcht angestarrt und bewundert. Aber die Verpackung hat natürlich dem Inhalt zu dienen, und der ist ebenfalls großartig. Mastermind Scarlett Monastyrski (Gesang, Gitarre, Bass, Keyboards, Percussion) hat alle Songs im Alleingang geschrieben, und die haben es in sich! Gibt man den fünfzehn Stücken die ihnen gebührende Zeit und lässt sie wirken und sich entfalten, kommt man nicht umhin festzustellen, dass mit "Jätt" möglicherweise ein künftiger Klassiker erschaffen wurde. Diese Einschätzung wird sicher nicht die Mehrheit unserer Leserschaft teilen. Das Klangbild könnte, so vermute ich einfach mal, die Gemeinde spalten. Ich habe selten ein Album gehört, bei dem so viel Hall auf die Stimme gepackt wurde. Der entrückte Effekt wird noch dazu durch eine 80er-Schlagzeugproduktion allererster Güte mit freundlichen Grüßen aus der Welt der Käuze unterstützt.
Doch kommen wir zum exquisiten Songwriting zurück. Das ist nämlich die ganz große Stärke von SABÏRE. Das Material ist dabei so eingängig wie vielfältig. Hits finden sich zuhauf und die vertreten auch die unterschiedlichen Stile, die die Australier so locker-flockig kombinieren. Das sind: NWoBHM, obskurer US Metal, der klingt wie aus dem Jahr 1983 in die Gegenwart gebeamt, Hair Metal aus L.A. im Stil von W.A.S.P., RATT oder DOKKEN und Gothic. Die Band selbst bezeichnet ihre Musik übrigens als "Acid Metal". Drei Instrumentals – 'The Doorway (Entry)', 'The River (Centre)' und 'The Stairs (Exit)' – sind die Säulen des Albums. Darum gruppieren sich straighte Banger wie 'Pure Fucking Hell', 'Just A Touch Of Acid' und 'Call Me Bastard', unwiderstehliche Hair-Metal-Hymnen der Marke 'Ice Cold Lust', ein so genialer Rock-Song wie 'I’m A Rock' und das herausragende 'The Last Day' mit Gothic-Flair und Dark-Wave-Keyboards. Ach ja, die Halbballade – oder wie wäre das zu klassifizieren? – 'The Shadow In My Heart' ist auch noch ein fantastischer Song, der gegen Ende des Albums noch einmal mit tollen Melodien begeistern kann. Geradezu göttlich inspiriert ist das Gitarrenspiel, das keine Wünsche offen lässt. Man höre sich nur 'Just A Touch Of Acid' an, das die Philosophie von SABÏRE perfekt zusammenfasst, oder das Hauptriff in 'Chained Down': Hammer!
Von den fünfzehn Titeln, die sich auf "Jätt" finden, möchte ich keinen einzigen missen und dabei bevorzuge ich in der Regel kurze, knackige Alben um die vierzig Minuten. Hier wurde mit dem Langspieler Qualitätsstahl allererster Güte in Form gegossen, der schon einen Fuß auf dem Treppchen der Jahresbestenliste hat. Ob er ganz bis nach oben steigt, bleibt abzuwarten. Nie war eine Platte in den letzten anderthalb Jahren näher an der Höchstnote!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Jens Wilkens