SACRED BLADE - Of The Sun + Moon (Rerelease)
Mehr über Sacred Blade
- Genre:
- Epic Heavy Metal
- Label:
- Othyrworld / Eigenvertrieb
- Ayltuthus I
- Of The Sun + Moon
- Fieldz The Sunshrine
- Salem
- The Reign Of Night Rainz
- Legacy
- To Lunar Windz
- The Enlightenment
- Master Of The Sun
- The Pressing
- In Light Of The Moon
- Moon
Heute soll euch an dieser Stelle mal ein ganz großer Klassiker des nordamerikanischen Epic Metals vorgestellt werden, der den Vergleich mit Größen wie CIRITH UNGOL oder MANILLA ROAD nicht zu scheuen braucht, ohne auch nur ansatzweise nach den erwähnten Flaggschiffen der Szene zu klingen. Denn wie jene zeichnen sich auch SACRED BLADE dadurch aus, dass sie absolut eigenständig klingen. Zwar sind die Kanadier ebenfalls sehr episch und sphärisch angelegt, sind aber mehr ein Kind der Achtziger. Das soll jedoch nicht heißen, dass Seventies-Einflüsse fehlen würden. Im Gegenteil, die bereits 1978 gegründete Band hat durchaus eine ganze Menge Elemente des klassischen Hardrocks in das neue Jahrzehnt hinübergerettet. Sie sind aber dezenter als beim extrem stark vom psychedelischen Rock geprägten Frühwerk von Mark Shelton & Co oder CIRITH UNGOL. Das Grundgerüst ist mehr im Metal der Achtziger verankert, speziell auch in der NWoBHM, was in erster Linie daran liegen dürfte, dass das Debüt der Hobbyastronomen aus Vancouver doch gute fünf Jahre später kam als die hier herangezogenen Vergleichsmaterialien.
Was die Band auszeichnet, sind die schlicht atemberaubenden Gitarrenduelle von Will Rascan und Jeff Ulmer, die auf 'Salem' am besten zu Geltung kommen und epische Arrangements, die gelegentlich von akustischen Gitarren, Piano und Synths unterstützt werden. Dazu kommt Jeffs völlig eigenständiger, vielseitiger Gesang, der von düster-beschwörendem Raunen bis zu hysterischen Screams der Marke John Gallagher alles drauf hat. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf sehr originellem, kraftvollem und klarem Gesang in mittleren Tonlagen, wie ihn das Titelstück und 'Legacy' perfekt repräsentieren. Vergleichbare Sänger zu nennen ist müßig, denn im Grunde steht SACRED BLADE für einen absolut einmaligen Sound, dem sparsam aber wirkungsvoll eingesetzte Pianopassagen und Synth-Effekte zusätzliche atmosphärische Dichte verleihen, die den textlichen Elementen aus Science-Fiction und Astronomie vollauf gerecht wird. Während andere Bands Instrumentale oft als eher überflüssige Füller nutzen, sind Stücke wie 'The Lunar Windz' bei SACRED BLADE einfach erforderlich, um die passende Stimmung für das folgende mit Akustikgitarren begleitete Erzähler-Intro 'The Enlightenment' und den sich anschließenden Übersong 'Master Of The Sun' zu erzeugen. Melodiebögen und Hooklines aller Songs dieses zeitlosen Klassikers bohren sich unmittelbar ins Gedächtnis und in die Seele des geneigten Hörers. Das Songwriting ist einfach zwingend. Die Herren Ulmer, Rascan und Channing machen kompositorisch keine halben Sachen, hier passt alles. 'Fieldz Of Sunshine' bringt einige recht offensichtliche psychedelische Vibes völlig authentisch rüber, dazu ein atemberaubendes Solo, wie es fast jeder SACRED BLADE-Song enthält ... Was will man mehr?
Das bezaubernde erste akustische Vorspiel zu 'The Pressing', der spacige Effekt, der den Vers begleitet, der kristallklare Sound, der Basspart ... hier sind wirklich Superlative angebracht. Das ist allerhöchste Songwritingkunst und perfekte sound- wie spieltechnische Umsetzung. Im Übrigen klingt auf "Of The Sun + Moon" kein Song wie der andere. Der Hörer bekommt neun hochkarätige, auf Hochglanz polierte Song-Diamanten und drei Intro-Edelsteinchen als schmückendes Beiwerk. Der finale achtminütige Höhepunkt 'Moon' zwingt mich dann quasi dazu, die Band als Epic-Metal-Äquivalent zu RUSH zu betrachten. Die völlig entrückten Instrumentalpassagen sind einfach genial und auch der Sound erinnert an diverse Meisterwerke der weltberühmten Landsleute von SACRED BLADE.
Erwähnt werden muss unbedingt noch, dass es sich bei vorliegender Version um die CD-Wiederveröffentlichung aus dem Jahre 1999 handelt, die für mich ein Referenzwerk in Sachen perfektes Remastering darstellt. Wer die Bootleg-Aufnahmen des Albums gehört hat, die in den letzten Jahrzehnten die Runde machten, wird wissen, dass deren Sound ziemlich schwach ist. Dieser Makel wurde durch das phänomenale 24-bit-Remastering der originalen Mastertapes mehr als nur ausgebügelt und lässt "Of The Sun + Moon" in völlig neuem Glanz erstrahlen. Die Scheibe könnte so durchaus als eines der bestproduzierten Underground-Metalalben aller Zeiten durchgehen. Musikalisch gehört es ohnehin zu den besten. Die neue CD ist zudem wunderschön aufgemacht, enthält ein Booklet im Design der originalen Gatefold-LP und alle Texte.
Wenn man mich fragt, ist "Of The Sun + Moon" absolut essenziell für jeden Sammler und Liebhaber außergewöhnlichen Metals und ich muss mich echt fragen lassen, wie ich dieses Album so lange übersehen konnte. Ähnlich Spätberufene sollten sich unbedingt ranhalten, die CD ist nämlich streng auf 1000 Stück limitiert und nummeriert. Sie kann nur bei der Band direkt bezogen werden. Besucht also einfach mal die offizielle Webseite von SACRED BLADE unter http://www.othyrworld.com/sacred_blade/
Anspieltipps: Of The Sun + Moon, Salem, Master Of The Sun, Moon ... Na ja, eigentlich alles.
P.S.: Eine Information hätte ich noch: Jeff Ulmers neue Band heißt OTHYRWORLD und wird am 12. März 2005 ihr Debütalbum veröffentlichen, das dann ebenfalls unter oben angegebener Adresse bestellt werden kann.
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle