SACRI MONTI - Retrieval
Mehr über Sacri Monti
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Tee Pee Records
- Release:
- 26.07.2024
- Maelstrom
- Desirable Sequel
- Intermediate Death
- Brackish/Honeycomb
- Moon Canyon
- More Than I
Es proggt, es rockt, es ist retro und es ist toll!
Manchmal ist es eine dankbare Aufgabe, bei den Resten der Review-Angebote zu stöbern. Wir bekommen nämlich so viele Alben eingereicht, dass es selbst eine durchaus große Truppe wie wir es sind, diese nicht abzuarbeiten vermag - trotz zwischen 150 und 200 Reviews pro Monat! Dann wühle ich manchmal im Unterholz und finde immer wieder ein paar Veröffentlichungen, die völlig zu Unrecht liegengeblieben sind. SACRI MONTI gehört auf jeden Fall dazu!
Dabei bleiben Prog-Alben selten liegen, denn wir haben einige Genießer des gepflegt-schiefen Taktes, die sich auch durch Zehnminüter nicht schrecken lassen, aber "Retrieval" hat einfach niemand "retrieven" wollen. Die Jungs aus San Diego, Kalifornien, servieren mit diesem Album ihr drittes Werk über Tee Pee Records, ein Label, dass seit zwei Jahrzehnten nicht sehr viele Veröffentlichungen pro Jahr loslässt, aber dabei immer einen Riecher für interessante Bands hat. So wie SACRI MONTI.
Jetzt habe ich dich aber genug auf die Folter gespannt, jetzt erzähle ich dir endlich, wie sie klingen: Stell dir vor, jemand nähme modernen Prog, reise dann in der Zeit zurück und würde das dann URIAH HEEP, DEEP PURPLE und BLUE ÖYSTER CULT vorspielen, damit sie das in ihren Sound integrieren mögen. Und wo wir schon dabei sind, wird auch hörbar, dass auch GRATEFUL DEAD schon mal gehört wurde.
Diese ganzen Assoziationen kann ich deutlich auf die Keyboard-Sounds zurückführen, die Hammond-Orgel, die typischen Soundteppiche, die songdienlich sein und manchmal auch maßgeblich den Ton angeben dürfen, sodass URIAH HEEP als Referenz naheliegt und eben teilweise eine Prog-Variante der GRATEFUL DEAD, quasi deren Live-Attitüde als Studiowerk. Oder in 'Desirable Sequel' die HEEPs einfach nach einem Byron-Part mal ein UFO-Riff plus Solo des jungen blonden Gitarristen der 70s folgen lassen. Dagegen fetzt der Opener 'Maelstrom' in einer Weise, dass man THIN LIZYY und DEEP PURPLE gemischt hört, aber die Sechziger und die späten Siebziger vermixt. Genauso kann ich nicht anders, als bei dem Keyboard-Soloteil in 'Brackish/Honeycomb' an Jon Lord zu denken.
Das längste Lied hat man sich für den Schluss aufgehoben, wenn SACRO MONTI über neun Minuten lang Folk, Metal, Flower Power mischt, so als hätte jemand den frühen YES-Jungs gesagt, sie sollten bitte mal ordentlich rocken, aber bitte nur zwischendurch, zum Auflockern. Wieder dabei: zweistimmige Gitarren der irischen Kategorie und etwas Space-Rock-Wabersound der Marke HAWKWIND.
Einzig das kurze Intermezzo 'Moon Canyon' ist eine einzige Referenz an die Sixties und lässt mich völlig kalt. Ansonsten sind meine obigen Referenzen natürlich nichts anderes als grobe Einordnungsversuche, die einen nicht vollständig geschlossenen Rahmen bilden für "Retrieval", das mit diesen Wohlfühl-Sounds ein einfach genussvolles Album geliefert hat, welches einem Progrocker das Herz warm werden lässt.
Glaubst du nicht? Hör mal 'Intermediate Death':
https://www.youtube.com/watch?v=Edn4fq749OI
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger