SACROSANCT - Kidron
Mehr über Sacrosanct
- Genre:
- Melodic Progressive Power Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- ROAR! Rock Of Angels Records
- Release:
- 07.03.2025
- Marching Days
- Avenging Angel
- Prince Of Clowns
- Coming Of The Scorpion
- Gethsemane
- Doorway Of Dreams
- Still Open Sore
- Before It Ends
- The Pain Still Lasts
Solider, ordentlicher Prog Metal ohne echte Höhepunkte.
Ende der 90er/Anfang der 00er-Jahre war der Verfasser dieser Zeilen des Metals ein wenig überdrüssig geworden und trennte sich infolgedessen (und aus finanziellen Gründen) von einem beträchtlichen Teil seiner Platten- und CD-Sammlung. Retrospektiv und mit viel Abstand betrachtet kann ich es nur als einen vollumfänglichen Akt der geistigen Umnachtung bewerten, verschleuderte ich zu jener Zeit doch mir einstmals lieb gewonnene und mitunter rare Tonträger zu absoluten Ramschpreisen, nur um viele davon einige Dekaden später wiederum für teureres Geld zweitmalig zu erwerben. Darunter war auch die Debüt-LP einer holländischen Band namens SACROSANCT, die sich dem progressiven Thrash Metal verschrieben hatte, der zu jener Zeit alles andere als aus der Mode gefallen war, wie unter anderem nationale Bands wie DEATHROW, VARIX oder SKEPTIC SENSE, sowie aus Übersee Kombos wie REALM, JUGGERNAUT oder BLIND ILLUSION eindrucksvoll unter Beweis stellten.
Leider kam es ein Jahr nach dem Release der 1993 erschienenen dritten Platte "Tragic Intense" bereits wieder zur Auflösung der Band. Wie so manche Band aus jener Zeit sollte aber auch SACOSANCT viele Jahre später, nämlich 2017, wieder aus der Versenkung auftauchen. Randy Meinhard als einzig verbliebenes Originalmitglied, der im Übrigen auf dem PESTILENCE-Debüt "Mallevs Maleficarvm" die zweite Gitarre bediente, hatte mit neuem und frischem musikalischen Begleitpersonal 2018 ein sehr ordentliches Comeback-Album mit dem Titel "Necropolis" veröffentlicht. Der wilde und kopflastige Frickelthrash alter Tage war nun allerdings Progressive Metal mit deutlich gemäßigterer Schlagseite und reichlich melodischem Power Metal-Flair gewichen. Dieser Stilwechsel hatte sich indes bereits ein wenig auf dem oben erwähnten "Tragic Intense"-Album abgezeichnet.
Auch das aktuelle Album "Kidron" setzt den eingeschlagenen Weg im Großen und Ganzen weiter fort. Wieder neu hinzugekommen ins Bandgefüge sind zwischenzeitlich der Holländer Gerrit Knol an der zweiten Gitarre, der Deutsche Jonas Schütz an den Schlagstöcken und der Ukrainer Max Morton hinter dem Mikroständer, der hier zudem auch noch den viersaitigen Tieftöner bedient. Es bleibt also mit drei Nationalitäten weiterhin recht multikulturell im Team SACROSANCT. Neun straighte und hookstarke Nummern versammeln sich auf dem vorliegenden Werk und orientieren sich dabei an Œuvres von Bands wie CONCEPTION, THRESHOLD und ROYAL HUNT.
Auch wenn manche Stücke wie 'Gethsemane'‚ 'Doorway Of Dreams' oder 'Still Open Sore' mit einer gesunden Härte zu überzeugen wissen, die Melodiekomponente gerät hierbei auch auf kompletter Albumlänge nie aus dem Fokus. Gitarrist und Mastermind Randy Meinhard hat im Laufe all der Jahre genug Erfahrung sammeln können, um ganz genau zu wissen, wie man progressive Powerchords und einprägsame Melodylines dynamisch in Szene setzt und wann es an der Zeit für Tempowechsel, passende Leads und Soli ist ('Prince Of Clowns'). Dass Eingängigkeit und Komplexität sich dabei mitnichten ausschließen müssen, beweisen Stücke wie 'Marching Days' und 'Coming Of The Scorpion'. Max Morton als neuer Shouter ist gesanglich recht breit aufgestellt und fühlt sich sowohl in höheren als auch tieferen Stimmlagen sichtlich wohl. Der Albumcloser 'The Pain Still Lasts' bezieht seinen Reiz nicht zuletzt auch durch die emotionale Performance des Ukrainers, der den Song dadurch erst atmosphärisch verdichtet und damit den finalen Schliff verpasst.
Zu behaupten, die Musik auf "Kidron" sei summa summarum melodischer Prog Metal von der Stange, wäre stark übertrieben. Trotz allem fehlen mir hier persönlich doch Ecken und Kanten und das eine oder andere außergewöhnliche Momentum, welche ein Werk letzten Endes dann auch aus dem Wust der restlichen zahlreichen Tonträger an Prog Metal-Musik da draußen hervorstechen lässt. Da aber auch unter handwerklicher und instrumentaler Betrachtungsweise rein gar nichts zu bemäkeln ist, wird die Platte ganz ohne Frage ihre Hörer- und Fanschar finden, für mein persönliches Hörempfinden ist es dann aber doch "nur" ein gutes und solides Album ohne großes Wachstumspotential, welches sich einfach zu schnell abnutzt.
Die ersten Werke der Band habe ich mir im Übrigen zwischenzeitlich wieder auf CD zugelegt.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Stephan Lenze