SADIST - Something To Pierce
Mehr über Sadist
- Genre:
- Death Metal / Progressive Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Agonia Records
- Release:
- 07.03.2025
- Something To Pierce
- Deprived
- No Feast For Flies
- Kill Devour Dissect
- The Sun God
- Dume Kike
- One Shot Closer
- The Best Part Is The Brain
- Nove Strade
- Respirium
Nackenbrecher im Frickelparadies. The Kings of Prog Death Metal mit Album Nummer zehn!
SADIST aus dem italienischen Genua, hat Anfang der 90er mit "Above The Light" und "Tribe" zwei absolut stilprägende Referenzwerke des progressiven Death Metal unters Volk gebracht, die meiner Meinung auch heute noch immer zum Besten und Edelsten gehören, was dieses Genre jemals hervorgebracht hat. Wenn man einmal den Totalausfall "Lego" aus dem Jahr 2000 beiseitelässt, hat die Band aber auch in Folge immer mehr oder weniger ordentlich bis sehr gut auf ihren Alben abgeliefert. Nun steht mit "Something To Pierce" bereits Platte Numero zehn abrufbereit. Zum personellen Stamminventar gehören noch immer Originalmitglied, Gitarrist, Keyboarder und Mastermind Tommy Talamanca sowie Sänger Trevor Nadir, der nun auch schon seit dem dritten Album "Crust" mit von der Partie ist. Ansonsten hat man hier mit Davide Piccolo (Bass) und Giorgio Piva (Schlagzeug), und das nicht zum ersten Mal, eine komplett neue Rhythmusfraktion um sich geschart.
Des Weiteren verhält es sich mit SADIST ziemlich genau so, wie Talamanca via beiliegendem Pressetext verlauten lässt: "Ob man es mag oder nicht, niemand klingt wie Sadist!" Kann und muss ich genau so bestätigen. Progressiv verzwirbelte Songstrukturen, fette und direkt auf die Kauleiste gerichtete Monsterriffs, jazzbeinflusste und neoklassische Gitarrengniedeleien (Yngwie Malmsteen und Jason Becker lassen gelegentlich schön grüßen). Ein seinesgleichen suchender obskurer Keyboardsound, tribalartiges Blastbeatdrumming sowie Nadirs crustgeschwängerte Brutalogrowls sind seit nun über dreißig Jahren die Hauptzutaten der SADISTschen Menü-Kost. Wenn eine Band diesem Stil überhaupt halbwegs nahekommt, dann sind es wohl am ehesten noch die Amerikaner NOCTURNUS (AD).
So tischt man der treu ergebenen, aber vermutlich nach wie vor sehr überschaubaren, aber noch immer hungrigen Sadisten-Meute auch auf dem Jubiläumswerk wieder entsprechend üppig und opulent auf. Selbstredend, dass man auch hier natürlich wieder keine inhaltliche 180 Grad-Wendung vollzogen hat, sondern weiterhin auf die altbekannten Stärken und Trademarks setzt. Es breakt und frickelt also wieder einmal lichterloh an allen Ecken und Enden, und das nicht nur in Songs wie im Titelstück 'No Feast For Flies' und 'The Best Part Is The Brain', in denen schwindelerregende instrumentale Slalomläufe für wohltemperierte Kreislaufprobleme beim Rezipienten sorgen. Dass man sich dabei, wie eh und je im SADIST-Universum, aber auch immer ein wenig im Bereich 'Ethno- und World Music' bewegt, zeigen Stücke wie 'Deprived'‚ 'Kill Devour Dissect' und 'Nove Strade', deren orientalische und arabesken Melodien für erquickliche Abwechslung sorgen. 'Dume Kike' erinnert hierbei mit seinen improvisierten und groovigen Bassläufen, den verschrobenen Zwischenspielen und irre endgeilen Keyboardteppichen noch am ehesten an den alten Spirit der glorreichen Heldentaten der frühen bis mittleren 90er Jahre. Die neue Rhythmusfraktion indes hat sich wieder einmal erstaunlich gut und schnell akklimatisiert. Es verhält sich hier aber wahrscheinlich so wie bei den Herren Ralph Hubert von MEKONG DELTA und Ron Jarzombek (unter anderem WATCHTOWER). Nur die Besten der Besten kommen rein in die Band, aber wer einmal drin ist, darf sich dann auch in ganzer instrumentaler Blüte entfalten und austoben.
Eine beherzte Melange aus präziser Aggression, gewohnt virtuoser Technik und wohldosierten Experimenten führt somit zu zehn astrein durchkomponierten Stücken, ohne besondere Ausreißer nach oben oder unten. Wäre das Album von Band XY gewesen, hätte ich wohl, ohne mit der Wimper zu zucken, die Höchstnote aus der Punktetasche gezogen. Von den Meistern des Fachs erwarte ich dafür dann aber immer doch noch ein klitzekleines bisschen mehr.
Unterm Strich reicht die neue Platte zwar nicht ganz an die Qualität des famosen Vorgängers "Firescorched" von 2022 heran, gewinnt dafür aber die direkten Duelle gegen die "nur" ganz passablen und mitunter etwas uninspirierten Longplayer "Hyaena" (2015) und "Spellbound" (2018). Die echten und wahren Sadisten unter euch können das Album hingegen blindlings einsacken.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Stephan Lenze