SADUS - Out For Blood
Mehr über Sadus
- Genre:
- Thrash Metal
- Label:
- Mascot Records / Rough Trade
- Release:
- 24.02.2006
- In The Name Of...
- No More
- Smackdown
- Out For Blood
- Lost It All
- Sick
- Down
- Freedom
- Freak
- Cursed
- Crazy
Waren SADUS tatsächlich sieben Jahre von der Bildfläche verschwunden? Sicher, Bassmonster Steve DiGiorgio hat in den letzten Jahren ganz bestimmt nicht mit Gastbeiträgen zu den Alben anderer großer Künstler (u.a. ICED EARTH) gegeizt, aber dass seine eigentliche Hauptband dadurch völlig ins Abseits geraten ist, war mir in diesem Maße gar nicht klar. Wie auch immer; die bereits 1984 als Quartett gegründete Band kommt nun nach einer halben Ewigkeit mit einem neuen Album zu Potte und gibt sich auf diesem sehr old-school-lastig. Die Rhythmusfraktion, bestehend aus DiGiorgio und der lebenden Maschine Joe Allen hinter den Drums, glänzt zwar wie gehabt mit einer astreinen technischen Performance, aber abgesehen von einigen kleinen Spielereien, lässt das durch Darren Travis ergänzte Trio hier beinahe ausschließlich straighten (und dennoch SADUS-typischen) 80er-Thrash Metal vom Stapel, der in punkto Aggressivität in etwa mit den letzten Alben von EXODUS zu vergleichen ist. Der elementare Unterschied: SADUS haben trotz reihenweise guter Kompositionen nicht mehr diese warme Ausstrahlung, die der anderen Bay-Area-Legende trotz etlicher Comebacks nie abhanden gekommen ist.
Auf "Out For Blood" gibt es durchweg gute, phasenweise auch überragende Stücke, allen voran der böllernde Opener 'In The Name Of…' und das aggressive Titelstück, und über irgendwelche qualitativen Rückschläge muss sich der Hörer im Laufe der knappen Stunde Spielzeit auch nicht beklagen, aber die wirkliche Magie geht zwischenzeitlich schon mal flöten. Angesichts des spieltechnischen Feuerwerks in Nummern wie 'Lost It All' und dem schleppenden 'Freedom' mag das vielleicht auch nur die wenigsten stören, aber dass die Platte irgendwie einen komischen, undefinierbaren Beigeschmack hat, bleibt nicht abzustreiten.
Es ist seltsam; mit jeder Komposition fühlt man sich ein wenig mehr in die glorreiche Zeit der 80er zurückversetzt, und am Potential der Arrangements hat sich trotz der sehr langen Abwesenheit kaum etwas verändert, aber es ist – aus welchen Gründen auch immer – nicht mehr dasselbe. Ich komme mir selber irgendwie blöd vor, ein Manko zu beschreiben, dass eigentlich gar nicht präsent ist. Kann man überhaupt eine Band anklagen, die ein sehr gutes Album veröffentlicht und prinzipiell keine tatsächliche Angriffsfläche bietet? Die Frage stelle ich mir nun schon seit Tagen, finde aber leider keine Antworten. Aber es ist das Feeling, das mir bei "Out For Blood" fehlt. Wenn zum Beispiel bei 'No More' einige futuristische Keyboards Einzug halten, dann sind das nicht mehr SADUS in ihrer pursten Form. Glücklicherweise halten sich solche Experimente sehr stark im Rahmen, wirken selbst in ihrer offenbarsten Form nicht penetrant, stehen aber symbolisch für eine stark unterkühlte Grundatmosphäre, die den kompositorischen Meisterstücken irgendwie die Luft nimmt. Aber, irgendwie, trotzdem, dennoch… ich suche nach Ausflüchten, warum ich der Scheibe nicht den Stempel "genial" aufdrücken kann, finde aber einfach nicht die passenden Worte. Nehmt es einfach als Tatsache hin, dass ich das Album bedenkenlos weiterempfehlen kann, selber aber nicht das mitnehmen konnte, was ich mir von SADUS' Rückkehr erhofft habe. Wer auf alte DEATH, den Bay-Area-Sound generell und die bisherigen Werke von SADUS steht, muss zugreifen. Und vielleicht kann mir einer von denen dann auch mal erklären, was es genau ist, das ich an "Out For Blood" vermisse. Bis dahin suche ich eigeninitiativ weiter nach dem versteckten Schönheitsfehler…. Und in Anbetracht dessen entschuldige ich mich bereits im Voraus für diese konfuse, unschlüssige Rezension!
- Redakteur:
- Björn Backes