SAGA - The Human Condition
Mehr über Saga
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Inside Out
- Release:
- 27.03.2009
- The Human Condition
- Step Inside
- Hands Of Time
- Avalon
- A Number With A Name
- Now Is Now
- Let It Go
- Crown Of Thorns
- You Look Good To Me
Ein Sängerwechsel ist immer schwierig für eine Band – auch für Prog-Helden
Speziell wenn es nach 30 Jahren geschieht, ist ein solcher Einschnitt mehr als schmerzhaft. Und Michael Sadler hat den Sound der Kanadier sehr nachhaltig geprägt, seine Stimme ist für viele verbunden mit dem Sound von SAGA. Als er also seinen Abschied bekannt gab, war das Ende der Band in den Augen der Fans nah, wenn nicht gar gekommen. Doch so schnell geben die Mannen um die Crichton-Brüder und Jim Gilmour nicht auf. In Rob Moratti wurden sie schnell fündig und ließen so die Endzeittheorien der Progfans verstummen.
Allerdings gäbe es da noch einen weiteren Aspekt – was, wenn der Neue einfach nicht gut genug ist? Wenn der übermächtige Schatten Sadlers dafür sorgt, dass Moratti blass bleibt? Es ist schon vielen Bands so ergangen, JUDAS PRIEST, IRON MAIDEN, ICED EARTH, wo ein neuer Sänger keinen Stich gemacht hat. Nun kann aber sicher gesagt werden, dass die Erfahrung und Klasse der SAGA-Musiker auch dafür gesorgt hat, dass sie nicht einfach irgendeinen Sänger engagiert haben, sondern Moratti tatsächlich ein phantastischer Sänger ist, der völlig anders klingt als sein Vorgänger. Der sich aufdrängende Vergleich bleibt daher, zumindest auf Tonträger, hinten angestellt. Live mag das noch eine andere Sache sein, aber auf "The Human Condition" klingt der neue Mann am Mikro ganz ausgezeichnet und passt gut zum Gesamtsound.
Na, dann ist ja alles klar? Nein, nicht ganz. Zwar wurde das Sängerproblem ausgezeichnet gelöst, aber spurlos ist es an der Band nicht vorbei gegangen. Ob es daran liegt, dass ihnen beim Songschreiben ein gewohnter Sparringspartner fehlt, oder ob es einfach eine gewisse Unruhe und Unsicherheit ist - die Songs auf "The Human Condition" sind nicht durchgehend von höchster Güte. Dabei ist es gar nicht einfach, festzumachen, was einigen Songs fehlen könnte. Doch glücklicherweise decken die Kanadier das selbst auf, nämlich wenn mit dem fünften Lied 'A Number With A Name' ein waschechter, typischer SAGA-Track ertönt: Viele der Songs wirken überladen und zu glatt produziert.
Darin liegt das Problem, um an die Kompositionen heranzukommen. Schon beim Eröffnungssong fällt auf, wie viele Details, Effekte und Nuancen in den einzelnen Liedern verarbeitet wurden, so viele, dass teilweise die Dynamik und Spannung auf der Strecke bleiben. Pompös, überladen, aber eigentlich zeitweise das Beste, was SAGA in den letzten Jahren vollbracht haben, man höre nur mal Ians Gitarrenakrobatik. Wenn man sie denn gut hört.
Eigentlich haben sich mit 'Hands Of Time' und 'Now Is Now' nur zwei Songs eingeschlichen, die Langeweile aufkommen lassen. Dem entgegen stehen aber auch vier Super-Stücke, was in Anbetracht des allgemein hohen Niveaus das Albums locker und gerechtfertigt den Sprung in hoffentlich viele Sammlungen schaffen lassen wird. SAGA machen weiter, und sie haben ihren Rumms nicht verloren. Vielleicht wäre es gut, mal einen externen Produzenten zu nehmen, statt selbst Hand anzulegen, um eine neue Perspektive zu erhalten. Dennoch: "The Human Condition" ist ein gutes Album, das einfach etwas mehr Zeit verlangt, um einen Zugang zu dem schwirrenden Universum aus Noten zu finden, das die Crichtons und ihre Mitstreiter hier eröffnen.
Anspieltipps: The Human Condition, A Number With a Name, Crown Of Thorns, You Look Good To Me
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger