SAINT - Desperate Night
Auch im Soundcheck: Soundcheck 07/2012
Mehr über Saint
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 06.07.2012
- Crusified
- The Key
- End Of The World
- Let It Rock
- The Frey
- Inside Out
- Desperate Night
- Zombie Shuffle
- Judgement
- Too Live Forever
- Escape
Trotz kleinerer Durchhänger ein würdiges Album der Band mit dem Ausnahmesänger.
Im Juni dieses Jahres ließ die Nachricht, dass Ausnahmesänger Josh Kramer einmal mehr seinen teilweisen Ausstieg bei den US-Metallern von SAINT bekannt gab, die Fans der Band kurz erstarren, denn noch recht frisch ist die Erinnerung an das vorletzte Album "Crime Scene Earth", bei dem Josh nur die Hälfte der Songs einsang, und das durchaus mehr als zwiespältige Reaktionen erntete. So sehr, dass die Band ein Einsehen hatte, und das Album von Josh komplett neu einsingen ließ. Nun ist es also wieder so weit, Josh Kramer steigt aus - als Grund wird die räumliche Distanz zum Rest der Band genannt - doch ein Ass hat die Truppe aus Oregon noch im Ärmel: Das neue Album "Desperate Night" mit zwölf neuen Liedern, derer elf noch Josh höchstselbst mit seiner Stimme veredelt hat.
Daher ist auch ziemlich klar, was uns erwartet: Feinster Traditionsstahl mit tonnenschwerer JUDAS-PRIEST-Schlagseite, die sowohl das Riffing als auch den Gesang betrifft. Josh Kramer war schon immer die Antwort der frommen amerikanischen Metalszene auf Rob Halford, und dieses Ass sticht auch dreißig Jahre nach der Bandgründung noch auf ganzer Linie. So serviert uns die Mannschaft um Basser Richard Lynch gleich zum Einstieg drei Dampfrocker im stampfenden und Schweiß treibenden Midtempo, mit Joshs ganz besonderer Sirene und in einem ziemlich passablen Soundgewand, das hoffen lässt, dass dieses Mal im Gegensatz zum einen oder anderen Werk der letzten Jahre kein Remaster nachgereicht werden muss.
Das an vierter Stelle stehende Titelstück rückt sodann besonders in den Fokus der Aufmerksamkeit, wird hier doch Brian Miller als neuer Sänger vorgestellt, der in einem entspannten, leicht episch angehauchten Rocker sein Können unter Beweis stellt. Ein guter Sänger, der die mittleren bis tieferen Lagen ebenso beherrscht wie die hohen Screams und sich so zwischen klassische Metalshouter und Southern-Rock-Röhren stellt. Eine durchaus feine Leistung, die allerdings trotzdem kaum Hoffnung weckt, dass der eingefleischte SAINT-Fan in Zukunft leichter auf den Originalsänger verzichten könnte.
Der übernimmt dann bei 'Let It Rock' wieder das Mikro, das sich etwas unentschlossen und schräg, leicht alternativ und zäh angehaucht aus den Boxen windet und sicherlich keinen Höhepunkt des Albums abgibt. Mit dem im angezogenen Midtempo losgaloppierenden klassischen Metalsmasher 'The Frey' kriegen die Heiligen jedoch umgehend wieder die Kurve und wir fühlen uns wieder zu Hause im klassischen SAINT-Sound mit seinem rockenden Groove und den melodischen Leads der alten Schule. Bei 'Inside Out' geht das Ganze etwas mehr in die stampfende ACCEPT-Ecke und mit 'Zombie' gibt es einen ungewohnten und nicht komplett gelungenen Versuch eines Gruselsongs, dessen Riffing etwas muffig wirkt. Dafür ist das Finale mit massiv heavy arrangierten 'Judgement', dem gut gelaunten Rocker 'To Live Forever' und dem abschließenden Scream-Speedster 'Escape From The Fire' nochmals sehr gelungen, so dass es die kleineren Durchhänger zwischendrin vergessen lässt.
So bleibt unterm Strich ein sehr typisches und insgesamt durchaus gelungenes SAINT-Album, das zwar die ganz großen Überflieger vermissen lässt und auch zwei bis drei kleinere Durchhänger aufweist, das aber trotzdem all das bietet, wofür die Fans die Band schätzen. Man darf gespannt sein, wie sich die Band entwickelt, und in wie weit sich Josh Kramer künftig noch an den Bandaktivitäten beteiligen wird. Jedenfalls bleibt zu hoffen, dass seine Stimme in Zukunft nicht unerhört bleibt.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle