SAINT AGNES - Bloodsuckers
Mehr über Saint Agnes
- Genre:
- Alternative Rock
- ∅-Note:
- 5.00
- Label:
- Spinefarm
- Release:
- 21.07.2023
- Bloodsuckers
- Animal
- I Mean Nothing To You
- Outsider
- This Is Not The Rnd
- Follow You
- I Am
- Wat War With Myself
- Middlefinger
- Body Bag
- Forever And Ever
Ruhe in Frieden, geliebte Oma.
Warum ich mich freiwillig dem Garagenrock von SAINT AGNES angenommen habe? Nun, ich habe meine 2018 verstorbene Großmutter sehr geliebt und als Kind meine Zeit unheimlich gerne bei Opa Toni und Oma Agnes verbracht. Da lag es nahe, dass ich der heiligen Agnes auch auf musikalischem Wege einmal Gehör schenke. Doch ehrlicherweise hätte sie, die mir einst an Weihnachten SLAYERs "Show No Mercy"-Debüt unter den Baum legte, sich im Grab gedreht, wenn sie "Bloodsuckers" mitbekommen hätte. Gut, ganz so schlimm ist das neue Album der Briten nicht ausgefallen, doch meine eher zartbesaitete Großmutter war dann doch eher im Team "Peter Steiners Theaterstadl" angesiedelt.
Und jetzt stecke ich schon zu tief in der Rezension drin, da kann ich keinen Rückzieher mehr machen. Also, here we go: Meine Oma war selbst in Zeiten, in denen ich mit dem Fußball die extrem teuren Teller von der Wand geschossen habe, nicht so sauer und wütend wie Kitty A. Austen auf "Bloodsuckers". Und dabei übertreibt es die Gute in vollen Zügen. Instrumental ist das Alternative-Allerlei irgendwo zwischen Rock'n'Metal, Electro und sehr viel Punk anzusiedeln, was auch ohne den ganzen Sound-Firlefanz vollkommen ausreichen würde. Doch der viel zu aufdringliche, teils schon nervige Angry-Women-Gesang stellt sich viel zu sehr in den Vordergrund und die durchaus brauchbare Instrumentalmannschaft komplett in den Schatten. Diese wiederum macht das Beste aus der Situation, doch wie viel Wut muss Kitty bitte im Bauch haben, um derart – leider in negativem Maße – die Sau rauszulassen? Nun, 'This Is Not The End' gibt ob des emotionalen Hintergrundes Aufschluss über die Gründe der Trauer, doch weshalb sich diese auch über die Ballade hinaus so in Rage shouten muss, weiß wohl Kitty nur selbst am besten.
Doch getreu dem Motto "Weniger ist manchmal mehr" wäre hier ein einfaches Beharren auf Gitarre, Bass, Schlagzeug und gezügeltem Gesang wohl die bessere Wahl gewesen. Rap-Elemente in 'I Mean Nothing To You', viel zu aufgeblasene Aktivität in 'Animals' oder doch etwas plump verpackte Verarbeitung einstiger Beziehungen in 'I Am', 'At War With Myself' und vor allem in 'Middlefinger', all das überfordert auf Teufel komm' raus, ohne jedoch auch nur im Ansatz nach Abwechslung zu suchen, blenden wir die balladesken Töne einmal aus.
So fehlt es "Bloodsuckers", um einen Nenner zu suchen, am Wesentlichen: Dem Fingerspitzengefühl. Emotionen durch Musik zu verarbeiten ist definitiv sinnvoll, doch auf solch eintönige, simple und viel zu häufig überfordernde Art und Weise ist es am Ende des Tages zu viel des Guten. Ich denke, meine Oma hätte mir dahingehend zugestimmt – sie war eine tolle Frau mit großem Herzen.
- Note:
- 5.00
- Redakteur:
- Marcel Rapp