SAINT SADRILL - Pierrefilant
Mehr über Saint Sadrill
- Genre:
- Indie Pop / Prog / Experimental Post Rock
- Label:
- Dur Et Doux
- Release:
- 23.11.2018
- Waiting For Him
- Corq
- To Go To Go To Go
- Zero
- Yar Mum
- We Gave You A Smile
- Building Landscapes
- Kiss Song
- Little Mountain
- Happy Humans
Experimente im Avantgarde-Pop-Klanggewand
SAINT SADRILL ist die Spielwiese des französischen Tausendsassas Antoine Mermet, der Anfang vergangenen Jahres mit einer Handvoll Mitstreitern innerhalb von nur zwei Tagen eine proggig-experimentelle Eigentümlichkeit namens "Pierrefilant" eingespielt hat. Verglichen mit anderen Vertretern des Prog-Sektors erarbeitet sich Monsieur Mermet Alleinstellungsmerkmale vor allem durch die Degradierung der Gitarre zum Lückenfüller und die dominante Verwendung eines Vibraphons. Mermets offenbar durch die klassische Gesangsschule geprägte Stimme, sein vielseitiges Timbre und eben besagtes omnipräsentes Metallophon prägen die zehn Kompositionen, die von fragmentarischen Dreiminütern bis hin zum episch-ausladenden 'Happy Humans' (20 Minuten!) alles bieten. Grundsätzlich handelt es sich bei den Stücken um avantgardistische Experimente, in denen sich alles der zerstreuten musikalischen Gedankenwelt Antoine Mermets unterordnen muss.
Starke Einzelmomente gibt es, wenn durch den Einsatz des Schlagzeugs und schrammelige Gitarrensounds Indie-Klänge Einzug halten ('We Gave You A Smile'); grenzwertig, aber nicht minder interessant sind Mermets kontrastierende Irrsinnsausbrüche ('Corq', 'Kiss Song'). An etlichen Stellen haben das glockenspielähnliche Vibraphon und diverse andere exotische Geräuscherzeuger aber eher einschläfernde Wirkung. Daneben introvertiertes Schwelgen, verträumte, schüchterne Gefühlsregungen - es passiert prinzipiell ziemlich viel, es wiederholt sich wenig auf "Pierrefilant", große Emotionen weckt dieses stark experimentelle Pop-Prog-Gemisch allerdings nicht. SAINT SADRILL ist ein Fall für die Kunstgalerie musikalischer Avantgarde-Vertreter, weniger als Unterhaltung, weniger als Übermittler von Emotionen gedacht, mehr eine Zurschaustellung einer Kunstform, die allein um ihrer selbst willen existiert.
"Pierrefilant" klingt dennoch nicht abgehoben, bleibt immer nah dran an den Musiker(inne)n, verbindet dezente Jazz-Elemente mit seichtem Pop und strukturlosem Post Rock. Der zehnminütige Opener 'Waiting For Him' vermag mit der Zunahme an Dissonanz und Hang zum Destruktivismus vorübergehend zu fesseln; der überlange Abschlusstrack 'Happy Humans' rundet das Album mit langen Phasen, in denen minimalistische Bass- und Percussionelemente dominieren oder Mermets Gesang mit anderen konfus vermischten Stimmen vereint wird, und psychedelischen "Apocalypse Now"-Reminiszenzen recht spannend ab. Alles in allem bleibt "Piererefilant" aber abstrakte Kunst, die man sich geben kann, aber nicht muss.
- Redakteur:
- Timon Krause