SALEM (UK) - Attritition
Mehr über Salem (UK)
- Genre:
- Metal /Hard Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Palmer Tuner Overdrive
- Release:
- 23.02.2018
- Attritition
- Black And White
- I'm The One
- Lest We Forget
- My Only Son
- Sights Of Wonder
- Stay With Me
- Taking Control
- Warning Signs
- We Are Gods
- Isolation
Das Beste Album der Karriere!
Jeder von uns kennt diese besonderen, eher seltenen Veröffentlichungen, die man nicht einfach nur gut findet, sondern die das ganz besondere Kunststück vollbringen, den Zuhörer auch innerlich zu berühren. Genau jenes Kunststück gelang den fünf Briten von SALEM mit Album Numero drei. Ohne jegliche Erwartungshaltung legte ich eines Abends den Rundling zur seichten Hintergrundbeschallung ein und dachte nach dem ersten Hördurchgang, dass ja alles ganz nett tönt, aber dass es das auch schon war. Dass mich mein erster Höreindruck täuschen sollte, offenbarte sich dann, nach intensiverer Zufuhr der Stücke über meine Kopfhörer, recht schnell. Es entfaltete sich eine Art nostalgischer Zauber, der mich immer mehr in seinen Bann zog. So ein "alter Sack" wie ich nun mal einer bin (gell Peter), hat schon seit geraumer Zeit keine Veröffentlichung neueren Erscheinungsdatums mehr zu hören bekommen, bei der sich der Fokus so zielgerichtet auf das richtige Song-Gefühl der einzelnen Tracks konzentriert hat, wie auf diesem Album. Das gesamte Songwriting ist dermaßen old-schoolig, dass Junghörer durchaus dazu neigen könnten, SALEM als antiquiert oder heutzutage gar als überflüssig zu bezeichnen. "Attritition" wird eher das ältere Semester unserer werten Leserschaft ansprechen, das Bands wie MAGNUM, Q5, MICHAEL SCHENKER oder FRANK MARINO noch immer zu schätzen weiß und deren Vinyls auch heute noch in schöner Regelmäßigkeit den Weg auf ihren Plattenteller finden.
"Attritition" wird am Ende des Jahres mit ziemlicher Sicherheit in kaum einem erwähnenswerten Jahres-Poll auf einem Siegertreppchen stehen und mit großer Wahrscheinlichkeit in diesem Jahrhundert auch keine Verkaufscharts mehr stürmen. Um diese gewagte Prognose aufzustellen, muss ich nun auch wahrlich kein großer Prophet sein, denn zu stark unterscheidet sich ihre Art von traditionell rockendem, mit viel Seele vorgetragenem Hardrock von aktuelleren Chartbreakern wie SABATON oder POWERWOLF. Warum das alles auch gar keine große Rolle spielt und diese Scheibe trotzdem einen Platz in einer gut sortierten Plattensammlung verdient hat, werde ich nun erläutern.
SALEM zählt zur Garde alter NWoBHM-Veteranen, die mittlerweile eher klassischen, melodischen Hardrock anstatt Heavy Metal spielen. Die Songs auf "Attrtition" bewegen sich meist im Mid-Tempobereich und werden oftmals von einem pumpenden Basslauf begleitet. Über die komplette Album-Distanz ist die Band sehr bemüht, innerhalb ihrer Songs verschiedenste Stimmungsbögen und Atmosphären zu kreieren, was ihnen auch sehr eindrucksvoll gelingt und die Platte daher schon von vielen aktuellen Veröffentlichungen grundlegend unterscheidet.
Bei den elf Songs des Albums handelt es sich beileibe nicht nur um Volltreffer, es befinden sich durchaus einige "nur" gute Songs darauf, wie beispielsweise der Titelsong 'Attrtition','I'm The One', 'Warning Signs' oder 'Taking Control', die einer höheren Bewertung etwas im Wege stehen. Mit 'Black And White', dem an zweiter Stelle stehenden Song, gibt es aber auch schon den ersten Höhepunkt zu vermelden, der fast schon als alleiniger Kaufgrund zu nennen ist. Es ist ein so gefühlvoll vorgetragener Stampfer, der von Sänger Simon Saxby dermaßen emotional vorgetragen wird, dass er mir einen wohligen Schauer nach dem anderen beschert. 'Lest We Forget' glänzt im Mittelteil mit seinem tollen, besonders atmosphärischen Gitarrensolo. 'My Only Son' ist der Song, der auf jeder MAGNUM-Veröffentlichung definitiv zu den Highlights gehören würde. Bei 'Sights Of Wonder' werden bei mir vom Riffing her sogar Assoziationen an STORMWITCH geweckt. Das anschließende 'Stay With Me' könnte von der Grundstimmung auch auf einem MANILLA ROAD-Album seinen berechtigten Platz finden. Beim letzten Volltreffer 'We Are Gods' gelingt SALEM der gekonnte Schlenker zu SCHENKER. Der Song tönt, als hätte ihn der Großmeister selbst komponiert, da er zu jeder Sekunde das typische MICHAEL SCHENKER-Feeling atmet und unheimlich viel Spaß macht.
SALEM gelingt mit "Attritition" das seltene Kunststück, ein Album zu veröffentlichen, welches sowohl sehr gefühlvoll ausfällt, als auch mächtig rockt. Veredelt wird das Ganze mit einer großartigen Gesangsleistung von Frontmann Simon Saxby, der den Geist der damaligen Zeit perfekt ins Hier und Jetzt transportiert. Wer Gefallen an "Attritition" findet, dem darf ich noch als kleinen Geheim-Tipp das zwar schon 1999 erschienene TAROT's MYST "Odyssey" Album, vom genialen, leider schon 2013 verstorbenen STORMWITCH-Gitarristen und Songwriter Harald Spengler alias Lee Tarot, wärmstens ans Herz legen, da dieser Rundling einen ähnlichen Charme und Esprit versprüht.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Mahoni Ledl