SALEM (UK) - Forgotten Dreams
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2013
Mehr über Salem (UK)
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Pure Rock Records (H'ART)
- Release:
- 06.12.2013
- Forgotten Dreams
- High Stakes
- When Love Is In Your Heart
- This Heart Is Mine
- Kazakafnu
- The Answer
- Reach To Eternity
- The Best Is Yet To Come
- X-Rated
- Break The Chains
- Ask The Lonely
- Aftershock
Späte Studioalbum-Ehren für alte NWoBHM-Veteranen, die mit viel Gefühl rocken.
Die Metalszene des dritten Jahrtausends ist ja schon eine sehr skurrile Veranstaltung. Denn wo bitte ist es sonst möglich, dass plötzlich reihenweise alte Veteranen der Achtziger, die in der Zeit ihrer Blüte kommerziell keinen Fuß auf den Boden brachten und 1983 nach drei Demos und einer Single die Segel strichen, ohne jemals große Wellen erzeugt zu haben, einen Deal abstauben und wie aus dem Nichts heraus nach dreißig Jahren doch noch ein Debütalbum an den Start bringen? Eben, nirgendwo. Doch irgendwie ist das ja eine liebenswert charmante Schrulligkeit der Metalfans, die solche Geschichten möglich macht, und wer würde es den grau gewordenen NWoBHM-Recken von SALEM (UK) denn auch nicht gönnen wollen?
Zwar sind nur noch zwei von vier Gründungsmitgliedern am Start, denn die beiden ex-ETHEL THE FROG-Mucker Paul Conyers und Paul Tognola gehören heute nicht mehr zu SALEM, doch im Gegensatz zu vielen anderen ähnlich gelagerten Wiedervereinigungen waren immerhin alle heutigen Musiker bereits in den Achtzigern in den Reihen der Band. Das hört man dem Material auch an allen Ecken und Enden an, denn was die Truppe aus Kingston upon Hull auf "Forgotten Dreams" zelebriert, das ist feiner und unverfälschter, traditionell produzierter NWoBHM-Sound der melodischen, gemächlichen Art, oft eher gen klassischen Hardrock schielend als in Richtung des harten Stahls, doch immer mit wunderschönen, präsenten Leadgitarren versehen.
Den sehr guten Sänger Simon Saxby, der alle Songs mit eingängigen Hooks und sich gut einhakenden Refrains versieht, könnten wir grob zwischen Biff Byford, Joe Elliot und, ja - etwa bei 'The Answer' - durchaus auch Andi Deris verorten. Für herausstechend halte ich dabei zwar nicht alle Stücke, doch bei Songs wie dem eröffnenden, hymnischen Titelstück, dem flotten, etwas metallischeren 'Reach To Eternity' oder 'Break The Chains' bleiben wirklich keine Wünsche offen. Gerade letzteres ist ein echter Volltreffer, der in etwas so klingt wie ich mir PRIESTs "Turbo" ohne Gitarrensynthesizer vorstellen würde. Die abgesehen von den Gitarrensoli weitgehend akustische Ballade 'The Best Is Yet To Come' sorgt für ein wenig seichtere Auflockerung, doch mit dem bereits als Vorab-Single ausgekoppelten 'X-Rated' gibt die Truppe aus Humberside auch wieder mehr Gas und beim abschließenden 'Aftershock' wird es sogar noch richtig heavy.
So können wir sicher nicht von einer Sensation sprechen, doch die zu späten Studioalbum-Ehren gekommenen Briten haben sich diese Errungenschaft redlich verdient. Wir haben es keineswegs mit einer halbgaren Resteverwertung zu tun, sondern die Band hat feine neue Songs in ihrem traditionellen Stil geschrieben, die auch heute noch funktionieren und der klassischen Metal-Ära, der ihre Urheber entstammen durchaus gerecht werden. Das ist aller Ehren wert und verdient die Unterstützung der treuen Anhänger einer der prägendsten Phasen unserer musikalischen Heimat, auch wenn, oder gerade weil es sich nicht darauf beschränkt, einen eindimensionalen NWoBHM-Tribut abzuliefern, sondern von für das Genre relativ großer Abwechslung und feinem Gespür für gediegen rockende Stücke mit Seele lebt.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle