SAMSARA BLUES EXPERIMENT - Revelation & Mystery
Revelation & Mystery
Mehr über Samsara Blues Experiment
- Genre:
- Blues/ Psychedelic/ Doom/ Jazz/ Rock/ Southern Rock
- ∅-Note:
- 8.75
- Label:
- World In Sound
- Release:
- 31.10.2011
- Flipside Apocalypse
- Hangin' On The Wire
- Into The Black
- Thirsty Moon
- Outside Insight Blues
- Zwei Schatten im Schatten
- Revelation & Mystery
09.01.2012 | 16:43
Ein Album wie ein bunter Wasserfall: immer anders, immer flüssig und immer überraschend.
Und so ergab es sich, dass der Verfasser dieser Zeilen diese Berliner Band im rückstehenden Jahre viermal vor der Bühne gegenüberstand, an diversen zumeist mitteldeutschen Orten. In der Mehrzahl lief das auch so ab, dass entweder schnöde Ablenkung, ein Überangebot an psychedelischer Musik oder eben Bier im Spiel war, sodass eine tiefere Auseinandersetzung jeweils nicht geschehen.
Aber beim letzten Versuch - in einem überfüllten recht verasselten Kleinstveranstaltungsraum - da passierte es dennoch: SAMSARA BLUES EXPERIMENT kroch durch die Stirnhöhle durch den Frontallappen und baggerte sich eine Nische im Emotionalzentrum. Wo sie immer noch sitzen, frecherweise in harthäutige Hände klatschen, kleine funky Einschübe und weitere Spielereien veranstalten.
Nun, mit platzierten Kopfhörern auf den Löffeln, vollendet sich die holprige Geschichte, weil die Erinnerung, die mit einem Höchstmass an Haarumherwurf einherging, auch noch mit dem aktuellen Album "Revelation & Mystery" festlackiert wird. Einige der acht Beiträge darauf waren die Höhepunkte der überaus regen Touraktivitäten des Quartetts. Als weitere Datenträger für die vollfarbenen, fleischigen, flirrenden Musikabende liegen der Band eine EP und ein Vorgängeralbum bereit, welche auch auf dieser, unserer Musikbeschau beste Noten eingefahren haben.
Und daran wird sich auch mit diesem weiteren Staublaster nichts ändern. Die Band um Sänger Christian Peters wird reifer und reifer, versierter und vor allem mutiger. Da pfeffert uns diese Ur-Ur-Generation in 'Into The Black' ein BLACK SABBATH-Gedenkriff an die Pinnwand, das sich aus einer vorhängenden Solobluesorgie herausschält. Da ploppt ein Feuerzeug auf, welches zu einem Southern Rock-Akkustik-Set einen 'Thirsty Moon' besingt und dabei ganz tief in den Sümpfen der Konföderierten Staaten die Sitzbeine kreuzt und sich Krokodilhäppchen brät. Später greinen auch hier wie öfters noch die Geister des frühen Experimentalrocks zwischen ihren schweren Samtcordfalten heraus. Sowieso kann die Band sich so manche gelungene Siebzigerrockattacke, ob sanft oder behende geritten, auf die Schulterblätter tätowieren lassen.
Aber das geht denen so leicht von den Händen und vermengt sich so selbstverständlich mit einfachsten Bluesrhythmen, mit den Gelüsten auf immer wieder eingestreute Gitarrenzwischenspiele. Das abschliessende Titelstück ist das längste auf dem Teilchen und experimentiert mit der wohlbekannten Gelassenheit der achtziger Jahre, wo die zuweilen als steif verschrieenen einen langsameren Erzählstil kultivierten. Ja, auch etwas von deren Bombast läßt sich hier in Einsatz von Hall und Tongebung herausfiltern. Ob das ein Anzeichen für weitere Experimente und Schritte ist?
Wir nehmen erst mal, was wir haben: eine der gelungensten Stilmischungen der letzten Jahre nämlich, Spielfreude und Lust auf die unendliche Suche. Musikalisch besehen.
Es verwunderte mich sehr, blieben SAMSARA BLUES EXPERIMENT ein geflüsterter Sondertipp auch für Antagonisten des ausgelutschten Szenebegriffs "Stonerrock" - nein, auch ein Metalpublikum dürfte mit den abwechslungsreichen Kanonaden der Doppelgitarren seine Freude ausbluten. Im Progrockkosmos ist SAMSARA BLUES EXPERIMENT ja bereits zu einem schillernden Riesen angewachsen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben