SAND - Winterlieder
Mehr über Sand
- Genre:
- Pop
- Label:
- Broken Silence
- Release:
- 22.08.2005
- BOB
- Was uns verbindet
- Nur Du
- Küss mich
- Zufrieden
- You Are
- Hinaus ins Freie
- Vorübergehend vertiefend
- Haut das hin
- Tal der Tränen
- Gleichgewicht
- Immernochnichts
SAND ist die neue Band des ehemaligen LETZTE INSTANZ-Sängers Robin, der auf den bürgerlichen Namen Sebastian Lohse hört. Zusammen mit dem Filmmusik-Komponisten Frieder Zimmermann hat er sich am bedeutungsschwangeren 11. September des Jahres 2001 um die Mittagszeit dazu entschlossen, dieses Projekt zu starten. Dass bei diesem Datum kein fröhliches Werk entstehen würde, dürfte jedem klar sein. Wer nun aber auf wütende Mucke tippt, liegt ebenso völlig daneben.
Vom musikalischen Aspekt her passt "Winterlieder" gar nicht wirklich auf unsere Seiten, denn mit Metal oder Gothic hat die dargebotene Musik nichts gemeinsam. Vielmehr arbeiten die beiden Multiinstrumentalisten mit Synthies, Loops und leisen Tönen im Allgemeinen. Klar, ab und an wird auch mal die Gitarre ausgepackt, aber selbst dann wird nicht gerockt. Viel eher im Chanson-Bereich angesiedelt sind die textlich interessanten Kompositionen, denen man wirklich etwas Zeit geben muss, um sich an ihnen gänzlich erfreuen zu können. SAND setzen nämlich nicht auf den Trend der Zeit und umgehen geschickt den Hype um alles Deutschsprachige, indem sie es schaffen, keine Ohrwürmer am Fließband zu stricken. Da gibt es Einsätze von Blasinstrumenten und Cello, und das Schlagzeug kommt nur sporadisch zum Einsatz. Erwartet also kein Easy-Listening.
Über allem jongliert die eigenwillige Stimme von Sebastian Lohse mit Lebensweisheiten, die mal nachdenklich stimmen, mal zum Schmunzeln anregen. Alles klingt sehr feinfühlig und sensibel, Grobmotorik sucht man vergebens. Ab und an werden Gedanken an die großartigen ELEMENT OF CRIME wach, ohne dass SAND bis jetzt deren Tiefgang erreichen würden. Aber Freunde der Band könnten auch hieran Gefallen finden. Einzelne Nummern herauszupicken, fällt bei der Bandbreite sehr schwer. Ich versuche es trotzdem einmal.
Da hätten wir die Eröffnungsnummer 'Bob' mit irreführendem Intro und Weltuntergangsmelancholie sowie emotionalem Text-Ausbruch beim dahingeseufzten "Pisser!". In 'Küss mich' fühle ich mich leicht an 'Kopfkino' von den INSTANZlern erinnert und 'Zufrieden' knallt einem Textzeilen wie "Der Mensch ist nicht geschaffen zum Glücklichsein/Das habe ich erkannt und ich sehe es ein" oder "Ich kann tun, was ich will, es dreht sich gegen mich/Alle wollen nur mein Bestes, nur ich eben nicht"entgegen. In dieser Kompositionen zerrt allerdings die Hintergrundbeschallung an meinen Nerven. Soprangesänge und Trip-Hop-Beats sind halt nicht meine Baustelle. Der Text reißt es aber raus, und so ist diese Nummer zumindest unter der Rubrik 'interessant' abzulegen. Im hinteren Teil des Albums beweist Frieder sein Können im Auslegen von Soundcollagen und Tastenteppichen, die wirklich schön anzuhören sind. Wobei das rausschmeißende 'Immernochnichts' teilweise an die Kälte von EINSTÜRZENDE NEUBAUTEN kratzt.
Summa summarum ein interessantes Album, das aber sicher nur extrem aufgeschlossene Leser antesten sollten. Alle anderen geben sich lieber ihrem täglich Rausch an Stromgitarren und bellenden Sangesakrobaten hin. Tue ich jetzt auch. ;)
Anspieltipps: Bob; Was uns verbindet; Zufrieden; Küss mich
- Redakteur:
- Holger Andrae