SANDERSON, DOMINIC - Impermanence
Mehr über Sanderson, Dominic
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Eigen / Just For Kicks
- Release:
- 28.07.2023
- I Don't Think I Can Get Over This After All
- The Twisted Hand Of Fate
- This Night And The Wounds It Will Bring
- Is There Calm Amongst This Chaos?
- An Empty Room
- A False Sense Of Promise
- Like Shards Of Glass Falling Through My Fingers
Ungewöhnliche Prog-Kontraste.
Ja, ich betrete völliges, progressives Neuland, denn "Impermanence" ist ein Debütalbum und ich kenne überhaupt keinen der Musiker. Und weißt du was? Genau so frisch tönt es auch aus den Boxen. Dominic verbindet Songwriter-Pop mit Metalsuite und Jazz-Jams mit Folkeinflüssen. Während der Opener 'I Don't Think I Can Get Over This After All' noch klingt wie ein Lied von BLACKFIELD auf Flowerpower-Trip, hämmert der Meister mit 'The Twisted Hand Of Fate' ein tatsächlich verworrenes Stück hinterher, das erst dudelt, dann metalt, dann wild jazzt und schließlich wie eine Impro-Session klingt. Fünf Minuten Achterbahnfahrt, die man sich erschließen muss, denn hier Zugang zu finden, ist nicht ganz trivial, so wie einem hier dauernd und unerlässlich irgendetwas Neues an den Kopf geworfen wird.
Der junge Brite hat zwar 2020 bereits eine EP veröffentlicht, aber außerhalb des UK ist sie wohl nicht oder zumindest kaum vertrieben worden. Deswegen dürfte "Impermanence" auch für jeden Leser der Erstkontakt sein mit dem Musiker, der als Einfluss Steven Wilson angibt, was man auch beispielsweise in 'This Night And The Wounds It Will Bring' heraushören kann, allerdings empfinde ich die Bombast-Balladen des 23-Jährigen als interessanter. Danach gibt es mit 'Is There Calm Amongst This Chaos?' aber wieder viel von Letzterem, fast schon in UNEXPECT-Manier startend und in den Brit-Prog mündend, bis man im "Calm" angekommen ist. Was folgt? Ein ruhiges Stück, klar.
In dem ebenfalls ruhigen 'A False Sense Of Promise' arbeitet man mit verschiedenen Stimmen, doch für Progger kommt natürlich erst noch ein Highlight, denn 'Like Shards Of Glass Falling Through My Fingers' ist beinahe zwanzig Minuten lang. Sind die Longtracks nicht immer das Beste? Nach einem Anfang wie aus dem großen PAYNE'S GRAY-Epos setzen die Neun auf ihr 'The Twisted Hand Of Fate' noch einen drauf. Manchmal wirkt das arg konstruiert, aber nach mehrmaligem Hören findet sich so etwas wie Ordnung im Chaos und das Stück beginnt zu wirken.
"Impermanence" ist ein Album mit zwei Gesichtern. Da ist einmal das ruhige, das dem Songwriter Platz lässt, das auch mit Prog nicht immer viel zu tun hat. Das andere vermischt alle Spielarten, die man finden konnte, in einen kreativen Strudel, aus dem man auch mal KING CRIMSON, THE BEATLES oder PINK FLOYD heraushören kann, wenn nicht gerade ein metallisches Riff alle Melancholie vertreibt. Das Album klingt dabei sehr gut und Dominic selbst hat eine angenehme Stimme und kann seine Kunst auch transportieren. Mir gefällt die wilde, kraftvolle Seite besser, aber eigentlich lebt das Album vom Kontrast.
Einzig die wieder einmal sehr spartanische Aufmachung der CD trübt den Gesamteindruck. Früher hatten die Musiker noch etwas zu sagen, heute ist wohl Spotify genug. Der Musiker sagt selbst, es sei ein Konzeptalbum, aber er lässt mich nicht eintauchen. Schade. Aber trotzdem gut und bei Just For Kicks verfügbar.
Jetzt ist klar, was ich meine, nicht wahr?
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger