SANHEDRIN - A Funeral For The World
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2018
Mehr über Sanhedrin
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Eigenpressung / Eigenvertrieb
- Release:
- 08.09.2017
- Riding On The Dawn
- A Funeral For The World
- Demoness
- Collateral Damage
- Faith Healers
- No Religion
- Massive Deceiver
- Die Trying
Klassischer, zitatreicher Metal, der schön mit Stimmung spielt.
Wenn sich ein qualitätsbewusstes Indie-Label wie Cruz Del Sur Records ein erst seit drei Jahren und einer digitalen Demo-EP aktives Trio aus Brooklyn ins Roster holt, dann spricht einiges dafür, dass die Damen und Herren Musiker einen mehr als nur ordentlichen Eindruck bei den Labelscouts hinterlassen haben. Das glaube ich bei der Truppe um Bassistin und Sängerin Erika Stolz aufs Wort, denn neben Erikas sehr cooler Gesangsdarbietung, die sich irgendwo zwischen einem jüngeren Geoff Tate und Ann Boleyn bewegt, kann auch der recht geschmeidige, natürliche und nicht allzu polierte Gitarren- und Drumsound überzeugen.
Ein weiterer positiver Aspekt des Albums ist auf jeden Fall, dass die New Yorker ein gewisses Spektrum an stilistischen Einflüssen verarbeiten, die verhindern, dass die Scheibe kompositorisch zu eindimensional vor sich hin rattert. Ist der Opener 'Riding On The Dawn' ein flotter, US-Metal-Rocker, tritt die Truppe beim folgenden Titelstück ordentlich auf die Tempobremse und schleppt sich in der Art von BLACK SABBATH und späteren REVELATION-Alben durch einen doomigen Sechsminüter, bei dem auch ein paar DANZIG-Vibes aufblitzen und sich Erika gesanglich durchaus ein wenig an COVENs Jinx Dawson annähert. Beim Dämoninnensong geht dagegen das Gaspedal wieder ganz weit nach unten und das Trio scheint einen kleinen Knicks vor der guten alten New Yorker Hardrock-Schule zu machen, wie sie Ende der Siebziger von Bands wie RIOT und THE RODS initiiert worden ist.
So geht das Wechselspielchen munter weiter, wenn 'Collateral Damage' sich wieder auf epische sieben Minuten erstreckt, ein paar Keyboards in petto hat und sich ein verspieltes Zupfintro mit verschlepptem Drumming gönnt, vor dem Erika ein wenig in höheren, zartfühligen Geddy-Lee-Gefilden flöten darf. Die dramatische Steigerung ist dann sehr gelungen, endlich darf auch mal der Bass etwas präsenter sein (wie im Übrigen auch beim starken 'Faith Healer') und einiges Fauchen der Frontfrau erinnert ein wenig an ZED YAGOs Jutta Weinhold. Auch im weiteren Verlauf begegnen uns ausgedehntere Stücke mit epischen, bis dezent angeproggten und verspielten Parts, aber auch der eine oder andere weitere stampfende Midtempo-Rock'n'Roller ('Massive Deceiver'), die allesamt sehr gefällig aus den Boxen kommen und dem traditionell orientierten NY-Metal-Fan einige Freude machen. Für den ganz großen Aha-Effekt dürften sowohl Band als auch Sängerin aber doch einen Tick mehr an der Schärfung des eigenen Profils arbeiten. So bleibt ein gelungenes und abwechslungsreiches, dabei aber auch durchaus zitatreiches Debüt, das Lust auf mehr macht, aber auch noch Luft nach oben lässt.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle