SANKT OTTEN - Morgen wieder lustig
Mehr über Sankt Otten
- Genre:
- Atmospheric Electronic Ambient
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Denovali Records / Cargo Records
- Release:
- 15.02.2010
- Ein Himmel voller Galgen
- Mutter, Jazz und der Heilige Geist
- Mit Popcorn und Champagner
- Lustig, lustig demain encore lustig
- Fromme Lügen
- Das bezahlte Lob
- Mein Freund aus Köln
- Unser Mann für das Happy End
- X für U
- Wenn die Rechnung nicht aufgeht
- Ich bin dann mal oben
Genau das Richtige für ... Immer!
MMMMM, das ist mal wirklich eine entspannende Geschichte hier! Gaanz ganz weise schwängern die Töne der beiden westdeutschen Herren hier die unruhige Luft. Mal kalt, mal warm - wie draußen ist's. Früher noch wurde über die Stücke sämtlich im Schritttempo oder Schlendergang getappt, leise und deutsche Texte gesungen. Ohne jede Aufregung wurden Geschichten aus der Umgebung preisgegeben, die Synthesizer wölkten, die Drummaschine knackte, keine Überredung, die übrigen Soundknöpfe wurden in Watte gehüllt. "Fernfahrer" hat sich so zum Beispiel recht eindrucksvoll den Weg ins Langzeitgedächtnis geschmeichelt.
Heute singt hier keiner mehr. Es ist reine Instrumentalmusik. Gehändelte Töne treffen auf digitale Maschinenplotts, die samt und sonders sesselverdächtig, rotweinerprobt, melancholisch und umarmend sind. Hierzu lassen sich die Gedanken schwellen, läßt sich an die inneren Verschüttungen und Verdrängungen trauen. Oder: einfach laufen lassen. Die harmonischen und fabulösen Tonfolgen von Stephan Otten und Oliver Klemm wallen heran. Es ist, als stünden die Beine in einem Bach: Mal kommt es warm und wohlig geflossen, wie in 'Ein Himmel voller Galgen', mal rieseln die Kiesel zwischen den Zehen hindurch ('Mit Popcorn und Champagner'), mal mischen sich auch Eisschollen in den Strom, wie in 'Lustig, lustig, demain encore lustig'.
Aber am eindrucksvollsten muss das sein, wenn SANKT OTTEN auf der Schläfe festgeklemmt ist und die feuchten Augen durch das Bullauge eines Flugzeugs von oben auf Wolken schauen - oder einfach nur in die Dunkelheit, die alles da unten aufgeschluckt hat.
Sinnvolle, sinnierende und sinnende Musik wie sie nicht allzu oft in dieser Harmonie zu erleben ist. Viele "Soundtüftler" verpluckern sich ja schnell. Das sympathische Duo hier weiß weit vor der Verkopfung immer noch, die richtige, harmonische Weiche zu setzen. Als würden sich BOHREN UND DER CLUB OF GORE weiße Handschuhe angezogen haben. Als würden KRAFTWERK, BRIAN ENO und BOARDS OF CANADA... Nimmer mehr!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben