SARIS - Beyond The Rainbow
Mehr über Saris
- Genre:
- Art / Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Progressive Promotion Records
- Release:
- 13.06.2020
- Avalon
- Time Machine
- Oblivion
- Beyond The Rainbow
- Orphan
- Strange Melody
- New World
- Heaven's Gate
- Away From You
- Infinity
Feiner Prog-Langdreher aus hiesigen Landen
In Sachen Prog-Rock gehören die Bochumer SARIS zu den Urgesteinen der deutschen Szene. Ursprünglich gegründet im Jahr 1981, entwickelte sich das Quintett schnell zu einer gefragten Liveband, die sich jedoch mit ihrem damals einzigen Studioalbum "Dead End Street", das sich musikalisch vom progressiven Sound der Anfangstage entfernte, nicht so wirklich durchsetzen konnte. So wurde die Band erst einmal auf Eis gelegt, und erst 2009 reformierte Derk Akkermann SARIS in komplett neuer Besetzung, um das Album "Curse Of Time" zu veröffentlichen, das zu den eigenen Wurzeln zurückkehrte und prompt zum Erfolg wurde. Mit "Beyond The Rainbow" steht nun das mittlerweile vierte Album seit der Reunion in den Startlöchern, mit dem die Nordrhein-Westfalen erneut die hiesige Prog-Szene aufrütteln könnten.
Das Potential dazu haben die zehn Kompositionen mit ihrem eigenwilligen Mix aus AOR, Hard Rock und dem Art Rock der Siebziger in jedem Fall, sodass sich die Band eigentlich nur bei der Vermarktung selbst im Weg stehen könnte, wo "Beyond The Rainbow" teilweise als Stilmischung zwischen SYMPHONY X und WITHIN TEMPTATION beschrieben wird. Von beiden Bands ist allerdings über die gesamte Spielzeit hinweg in meinen Ohren nichts zu hören. Stattdessen strotzen die Kompositionen nur so vor Referenzen an glorreiche Prog-Titanen wie GENESIS oder PINK FLOYD, während sogar phasenweise die deutschen Krautrocker ELOY durchscheinen. Garniert wird das Ganze mit einer guten Portion AVANTASIA-Bombast, die dann doch wieder ein wenig die Brücke hin zu symphonischem Metal schlägt. Am besten ist die Parallele zu Tobias Sammets Mammutprojekt beim Opener 'Avalon' zu hören, der insbesondere mit seinen Gesangsarragements und der bärenstarken Refrain-Hookline perfekt auf "Ghostlights" gepasst hätte. Verstärkt wird der Eindruck noch von der frappierenden Ähnlichkeit zwischen Sammets Stimme und der von Henrik Wager, die sich insbesondere im bereits erwähnten Refrain bemerkbar macht.
Mit 'Oblivion' und 'Time Machine' geht es danach aber doch deutlich hörbar in Richtung der Siebziger und eher klassischem Art Rock, der zwar mit dezenten Orchestrationen aufgepeppt wird, dennoch für mich im positiven Sinne an GENSIS oder SAGA erinnert. Auch hier können die Musiker, die auf ganzer Linie eine blitzsaubere und eindrucksvolle Leistung abliefern, überzeugen, sodass ich beide Tracks zu den Höhepunkten des Silberlings zählen würde. In die gleiche Kategorie gehört auch der abschließende Rocker 'Infinity', der mir dank des dezenten Hard-Rock-Einschlags extrem gut gefällt. Unangefochtenes Glanzlicht der Scheibe bleibt aber der Titeltrack 'Beyond The Rainbow', der nicht nur mit wunderbaren Keyboards und epischer Spielzeit von über zehn Minuten brilliert, sondern auch erneut mit einer ordentlichen Portion Orchester-Pomp aufwartet und damit ein weiteres mal bestens ins AVANTASIA-Repertoire gepasst hätte.
Alles in allem lässt mich der Silberling mit einer entscheidenden Frage zurück: Wie konnte SARIS und das Werk dieser Truppe so lange an mir vorbeigehen? Das was hier auf "Beyond The Rainbow" geboten wird, ist nämlich feinste Prog-Kost, die Fans der oben genannten Bands mehr als ein Lächeln ins Gesicht zaubern dürfte. Ich jedenfalls habe jetzt nach mehreren Durchläufen richtig Lust bekommen, mich mit dem restlichen Repertoire der Bochumer zu befassen. Ein viel größeres Lob kann man einer neuen Scheibe wahrscheinlich nicht machen.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs