SARKE - Allsighr
Auch im Soundcheck: Soundcheck 10/2021
Mehr über Sarke
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Soulseller Records / Soulfood
- Release:
- 05.11.2021
- Bleak Reflections
- Grim Awakening
- Funeral Fire
- Allsighr
- Beheading Of The Circus Director
- Through The Thorns
- Glacial Casket
- Sleep In Fear
- The Reverberation Of The Lost
- Imprisoned
Psychedelische, trippige, schwarzdoomige Feinkost - die Siebte!
Wenn eine Band im zwölften Jahr des Bestehens bereits ihr siebtes Studioalbum auf die Reise über die Nordsee schickt, dann scheint in jedem Fall einiges an kreativem Potential in ihr zu stecken. Dies gilt in ganz besonderem Maße auch für SARKE, denn die Norweger um Bandgründer und Namensgeber Sarke Berglie und Sänger Nocturno Culto haben es von Anfang an sorgsam vermieden, sich zu sehr im Wohlfühlklima der Fans der eigenen Stammbands von TULUS und KHOLD einerseits, und DARKTHRONE andererseits zu bewegen. Die Band hat sich auf diese Weise eine eigene Nische am Rande des Black-Metal-Universums geschaffen, die ihr basisches, groovendes, schleppendes Grundgerüst mit allerlei doomigen, psychedelischen und teilweise durchaus auch progressiv rockenden Momenten verbindet, und so ist es auch keine große Überraschung, dass der Einstieg des neuen Drummers Cato Bekkevold (ex-ENSLAVED), die Space-Note der Mélange noch verfeinert und sein Werkeln den Spiralarchitekten an den dicken Saiten ziemlich gut ergänzt.
Gemeinsam sorgen Cato, Bassist Steinar Gundersen und Keyboarder Anders Hunstad nämlich für eine gleichermaßen karge wie trippige Klanglandschaft mit flächigen Synth-Teppichen und einer mantrischen, mitreißenden Rhythmik, die vom tollen Opener 'Bleak Reflections' an hier und da Doom-Veteranen wie CATHEDRAL zu zitieren scheint, auf der anderen Seite aber auch den psychedelischen Rock der Sechtziger und Siebziger, so dass die eine oder andere PINK FLOYD- und BLACK SABBATH-Referenz ebenso nicht ausbleibt. Um das allerdings richtig zu kontextualisieren, ist zu betonen, dass all dies immer noch sehr nahe an schwarzmetallischer Ästhetik zelebriert wird, und so ist das Riffing von Sarke natürlich nach wie vor ebenso stark von CELTIC FROST inspiriert wie Nocturno Cultos Gesang. Das ist fast zu selbstverständlich, um groß darauf herum zu reiten, auf der anderen Seite aber auch so zentral wichtig für das Funktionieren des stilistischen Gefüges, auf dem SARKE basiert, dass es auch nicht unerwäht bleiben darf.
Um dieses Grundgerüst herum indes loten die Protagonisten ihre kreativen Freiheiten weidlich aus, und so bieten die zehn Stücke auf "Allsighr" unheimlich viele unterschiedliche Facetten psychedelisch-schwarzdoomigen Wirkens auf, dass es für den geneigten Fans des grotesken Horrortheaters ebenso eine Freude ist, wenn man auf 'Through The Thorns' einen bizarren, von coolen Basslicks geprägten Knochentanz auffährt, wie es den schwelgerischen schwarzen Seelen gut tut, zum entrückten, kalten Spacetrip von 'Glacial Casket' davon zu schweben. Dabei zeigen immer wieder alle Instrumentalisten an kleinen, packenden Spielereien, dass man SARKE keinesfalls auf die beiden prominentesten Identifikationsfiguren der Band reduzieren darf, wie dies bisweilen geschieht. Gerade Steinar Gundersen am Bass haut immer wieder ein paar Maulsperrenmomente heraus, die auch seiner Stammband SPIRAL ARCHITECT gut zu Gesicht stünden und sein Talent unterstreichen.
Anders Hunstad darf seinen sphärischen Tastenzauber mit Piano und Synth beim knapp zweiminütigen Instrumental 'Sleep In Fear' am prominentesten wirken lassen, doch auch sein Input prägt SARKE durch und durch. Die Band funktioniert als Gesamtheit tadellos, doch sie lässt den fünf Individualisten der Truppe auch immer und immer wieder unheimlich viel Raum dafür, ihre eigenen Talente songdienlich und gleichwohl prominent in Szene zu setzen, wofür etwa 'The Reverbation Of The Lost' als absolutes Paradebeispiel gelten darf. Der Song ist eine irrwitzige Progbombe, die jeden Instrumentalisten ausgiebig zaubern lässt, sei es Cato mit atemberaubend vertrackten Drumfills, sei es Steinar mit verschrobenen Basslicks, seien es Anders SciFi-Synth-Abfahrten oder seien es die beiden großartigen und hochmelodischen Gitarrensoli von Sarke selbst. Hier ist es auch aller Ehren wert, dass sich Nocturno Culto verhältnismäßig weit zurück nimmt, und mehr nur das Arrangement abrundet.
Dafür bekommt der Black-Metal-Großmeister, der schon beim Titelstück eine bemerkenswerte gesangliche und erzählerische Vielseitigkeit unter Beweis stellt, beim finalen 'Imprisoned' nochmals einen großen Auftritt, bei dem er das unbarmherzige Grollen seiner charakteristischen Stimme einmal mehr sehr eindringlich einsetzen kann, und einer tollen Scheibe damit ein sehr wirkungsvolles Ende beschert. Wer SARKE seit dem Debüt unwiderstehlich findet, der kann auch mit "Allsighr" nichts falsch machen, und so bleibt mir nach alledem nur die siebte uneingeschränkte Kaufempfehlung im siebten Versuch. Bisher eine Band ohne Fehl und Tadel.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle