SARKE - Oldarhian
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2011
Mehr über Sarke
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Indie Distribution AS / Soulfood
- Release:
- 29.04.2011
- Condemned
- Pilgrim Of The Occult
- Pessimist
- Passage To Oldarhian
- Flay The Wolf
- Captured
- Paradigm Lost
- Novel Dawn
- Burning Of The Monoliths
- The Stranger Brew
Sarkes und Nocturno Cultos "Oldarhian" entpuppt sich als dunkles Meisterwerk voller Feingefühl und Überraschungen.
Wenn Ted Skjellum am Mikro steht, dann kann ich selten objektiv sein. Zu sehr hat der Herr Nachtkult mit seinem urgrimmigen, fiesen und doch stets verständlichen und eigenständigen Organ meine späten Jugendjahre begleitet und beeinflusst. Ganz gleich ob mit seiner Stammband DARKTHRONE, mit seinen Gastauftritten bei anderen Bands, oder eben auf dem Solodebüt des von TULUS und KHOLD bekannten Multiinstrumentalisten Thomas Berglie, auch bekannt als SARKE - was der gute Mann anpackt, war für mich bisher stets pures, schwarzes Gold.
Umso überraschter war ich, dass das neue SARKE-Werk "Oldarhian" nach den ersten beiden Durchläufen noch gar nicht zünden wollte. Kann das sein? Darf das sein? Weitere Durchläufe waren natürlich eine Selbstverständlichkeit. Intensive Durchläufe. Dabei erschloss sich dann bald, dass die relativ gemäßigte, basslastige Produktion und der rock'n'rollige Stil beim Nebenbeihören recht unscheinbar wirken. War der Black'n'Roll auf dem SARKE-Debüt noch grimmiger, plakativer und aggressiver, so ist er dieses Mal ein gutes Stück hintergründiger. Ohne komplex oder gar progressiv zu sein, arbeitet "Oldarhian" mit unterschwelligeren Reizen als es der Vorgänger "Vorunah" tat.
Es ist kaum zu glauben, dass ich diese Zeilen über dieses Projekt schreibe, aber in der Tat greife man einfach mal wahllos in die zehn gebotenen Stücke hinein und picke sich 'Captured' heraus. Hier begegnen uns hinter einem düsteren Groove und eingängigen Growls auch fragile, dunkle Keyboards und Stimmungen, die wir seit den TIAMAT der Mittneunziger verloren glaubten. Bei 'Flay The Wolf' oder 'Paradigm Lost' bricht ein schweinecooler "Orgasmatron"-Groove durch, der jedoch insbesondere beim Letzteren auch wieder mit äußerst abgedrehten Momenten und Synth-Einschüben um die Ecke kommt, die man so im Leben nicht erwartet hätte. Und das Komische dabei ist: Es passt alles!
Lässt man sich richtig auf "Oldarhian" ein, dann fliegen die Fäuste nur so, dann kreist die Matte und dann freut sich der Freak, dass es ihm seine alten Favoriten auch mal etwas schwieriger machen, zu verstehen, was sie hier tun. Denn so ist garantiert, dass wir an dieser Scheibe lange Freude haben werden, auch wenn sie beim ersten Versuch noch so unscheinbar und seltsam wirkte. Gerade mit dem auf finstere Weise entspannten 'Novel Dawn' und dem zugehörigen pumpenden Bassspiel sowie dem beschwörenden Gesang, setzt das Duo einen echten Volltreffer. Da fehlen mir fast die Worte!
Letztlich ist "Oldarhian" für die meisten vielleicht kein Meilenstein metallischen Schaffens, aber es ist ein überraschend vielseitiges Werk, das den zu erwartenden Black'n'Roll mit den alt hergebrachten Einflüssen von DARKTHRONE und natürlich CELTIC FROST in ausgesprochen unerwarteter Manier mit atmosphärischen Space-Rock-Anleihen, beschwörender Dunkelheit und verträumten Momenten verknüpft, ohne dabei in kopflastige Dimensionen abzudriften. Das würde ja auch nicht zu Sarke und Nocturno passen. Nein, das ist schon alles geradlinig, unverschnörkelt und direkt, aber es hat Gefühl und Tiefgang, wie zumindest ich es nicht erwartet hätte.
Aber passt ein Attribut wie "verträumt" zu den beiden? Nun, vor "Oldarhian" hätte ich das nicht gedacht, aber mit dieser Scheibe und Hymnen wie 'Pilgrim Of The Occult' oder 'Passage To Oldarhian' hat Nocturno Culto endgültig bewiesen, dass er zu den besten Extrem-Metal-Sängern gehört, die eben doch so viel mehr auf dem Kasten haben, als nur den grimmigen, hasserfüllten Frontdeibel zu geben. Dass es aber auch punkig wie die Hölle geht, zeigt der Rausschmeißer 'The Stranger Brew'. Sarke liefert zu alldem ein musikalisches Rückgrat, das treffender kaum sein könnte. So bleibt nur ein Schluss: Mag dieses Album oberflächlich gehört auch noch so unscheinbar wirken, gibt man ihm die Chance zu wachsen, dann kann es sich als echtes Meisterwerk entpuppen. Für Freunde der Protagonisten ist es ohnehin ein Pflichtkauf, doch jeder, der auf die mit Gefühl inszenierte dunkle Seite des Stahls steht, der sollte hier mehr als nur ein Ohr riskieren.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle