SATAN'S FALL - Destination Destruction
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/23
Mehr über Satan's Fall
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 5.50
- Label:
- Steamhammer
- Release:
- 10.11.2023
- Lead The Way
- Garden Of Fire
- Swines For Slaughter
- Monster's Ball
- Afterglow
- No Gods, No Masters
- Kill The Machine
- Es Wird Viel Passieren (Bonus Track)
- Go Go Power Rangers (Bonus Track)
Überraschungen an allen Ecken.
Eines kann ich gleich vorweg schreiben: "Destination Destruction" bietet mir einige Überraschungen. Ob diese allesamt positiv ausfallen, werde ich Euch während der nachfolgenden Zeilen erläutern. Wollen wir zuerst einmal die Sachlage klarstellen: Dieses zweite Album der Finnen ist meine erste intensivere Beschäftigung mit der Band. Live fand ich sie der Erinnerung nach recht kurzweilig und damaliges Antesten per Online-Lauschens habe ich ebenfalls als recht gut abgespeichert. Frischer Heavy Metal der alten Schule, der mir zumeist recht gut einläuft. Das war die rudimentäre Beschreibung, die mein Hirn zu SATAN'S FALL abgespeichert hatte. Nun ist die Band von High Roller Records zu SPV/Steamhammer gewechselt und legt uns mit dem klassisch betitelten Zweitwerk "Destination Destruction" den Nachfolger zu "Final Day" vor die Ohren.
Legt man den Silberling dann in den Player wird man vom flotten Einsteiger 'Lead The Way' auch gleich zackig abgeholt. Griffiges Riffing, ein treibender Rhythmus und ein paar feine Gitarrenlicks sorgen auf der Habenseite für gute Laune. Allerdings bin ich vom extrem polierten Klang etwas irritiert und als dann zum ersten Mal der Breitwandchor aus den Boxen schwappt, hätte ich aus Verwunderung beinahe Milch in meinen Kaffee geschüttet. So etwas macht man doch nicht: Radiofreundliche Mitsing-Passagen unangekündigt aus dem Köcher ziehen und dem Freund von leicht dreckigem Heavy Rock die Ohren mit Seife ausspülen. Vorgewarnt geht es an 'Garden Of Fire' und ich befürchte bei dem Titel schon die Steilvorlage für den schlimmsten Schüttelreim der musikalischen Geschichte. Gut, ganz so schlimm kommt es im Chorus dann nicht, aber die der Schunkelfaktor ist trotzdem ziemlich hoch. Allerdings ist die Melodieführung sogar für so einen Anti-Happy-Metaller wie mich ganz fesch. Der ziemlich gepresste, hohe Gesang von Frontmann Miika Kokko zehrt dagegen etwas an meinen Nerven.
Bevor das jetzt zu böse klingt: Wer auf teutonischen Heavy Metal der 80er Jahre steht und noch immer gern "Metal Heart" auf dem Plattenteller hat, wird hier wahrscheinlich Freude an der handwerklich blitzsauberen Musik der Finnen haben. Mir fehlt es an Schärfe, an Ecken und Kanten und an Dreck. Und da komme ich jetzt mal auf die eingangs erwähnten Überraschungen zurück. Wenn man bei dem Bandnamen auf Musik hofft, die auch ansatzweise etwas mit dem Übersong gleichen Namens zu hat, ist man komplett enttäuscht. Aber auch mit einer weniger optimistischen Erwartungshaltung, wird man von dem okkulten Bandnamen und dem ruppigen Albumtitel auf eine komplett falsche Fährte gelenkt. Aber vielleicht ist dieser aalglatte Sound ja der neue Heavy Metal Kult, den ich angesilberter Zausel nur wieder nicht verstehe.
Gehen wir dann weiter ins Detail, dann denkt man bei einem Songtitel wie 'Swines For Slaughter' schon wieder an nett gehacktes Gerammel. Geboten wird dann zwar eine Nummer mit erhöhter Geschwindigkeit, aber auch hier glitzern die Melodien spätestens im Chorus wieder so leuchtend hell und die sehr stark in den Vordergrund gemischten Backing Vocals schreien so plakativ nach "Hier Mitsingen", dass es ein bisschen weh tut. Ähnlich aufdringlich ist 'Afterglow', das so vorhersehbar ist, dass man bereits während des ersten Anhörens mitsingen kann.
Aufhorchen kann ich dann beim kraftvollen 'No Gods, No Marters', welches zwar auch von einem klebrigen Chorus runtergezogen wird, das aber insgesamt eine ordentliche Portion Heavyness mitbringt und somit sogar mir gefällt. Wie auch das wirklich tolle 'Kill The Machine' mit seinen rasanten Riffs. Obwohl es auch hier Gang-Shouts und offensichtliche Mitsing-Passagen gibt, ballt sich während des Anhörens mein Fäustchen und die Luftgitarre wird kurz mal eingestöpselt. Der verbotene Schlagzeugsound ist aber auch hier schwierig. Auslegeware kaufe ich eher beim Teppichhändler, aber sei's drum.
Die Nähmaschinen-Gitarren in 'Dark Star' sollen dann wohl noch eine weitere Fanschicht ansprechen. Hm, Melodic-Kinderlied-Black-Metal? Ich verstehe es nicht.
Habe ich bis hierhin schon genörgelt, setzt der erste der beiden Coversongs dem Fass dann endgültig die Krone auf. Ganz egal, wie wahr der Mythos hinter der Melodie dieses Songs ist, das ist weder lustig, noch unterhaltsam, noch gut. Die Marienhof-Titelmusik geht gar nicht. Muss ich nicht erklären, höre ich auch freiwillig nie wieder. Der zweite Nachspieler ist dann der Power-Rangers-Song. Fand ich immer schon albern, kann man hier aber lustig finden. Mein Humorverständnis erreicht es nicht.
Summieren wir mal das Gehörte zusammen: Ich schreibe ungern zu negativ über junge Bands, aber wer sich plakativ soweit aus dem Fenster hängt, muss auch mit Gegenwind umgehen können. Ich verstehe jeden Musiker, der Erfolg haben will, aber wenn man dazu den kompletten Werkzeugkoffer von Meister Proper auspackt, bin ich wohl der falsche Bewerter dieses Albums. Hier funktioniert der Spagat zwischen Underground-Image und Musik für mich überhaupt nicht. Vielleicht ist das ja die Band, die auf den ganzen NWoTHM-Festivals zur besten Zeit die junge Spandex-Generation nach dem 11. Bier zum einstündigen Mitsing-Programm abholt und die auf diesem Weg erfolgreich wird. Sei es der Band gegönnt, denn Songs schreiben können die Jungs.
- Note:
- 5.50
- Redakteur:
- Holger Andrae