SATAN'S HOST - Virgin Sails
Auch im Soundcheck: Soundcheck 12/2013
Mehr über Satan's Host
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Moribund Records
- Release:
- 19.11.2013
- Cor Malifecus - Heart Of Evil
- Island Of The Giant Ants
- Dichotomy
- Of Beast And Men
- Akoman
- Reanimated Anomalies
- Infinite Impossibilities
- Vaporous Of The Blood
- Taromati
- Virgin Sails
Ein weiteres Meisterwerk der Ausnahmeband, die US Metal und Black Metal vereint.
Dass wir es bei SATAN'S HOST aus dem US-Bundesstaat Colorado spätestens seit der Rückkehr des Sangeswunders Harry Conklin mit einer absoluten Ausnahmeband zu tun haben, deren Rolle als Bindeglied und Brückenbauer zwischen dem klassischen US Power Metal und dem extremen Black Metal man kaum hoch genug einschätzen kann, habe ich euch schon bei den letzten beiden Veröffentlichungen der Band zur Genüge erläutert, so dass ich mich dieses Mal mehr auf die Vorstellung des Songmaterials und des Gesamtcharakters des Albums konzentrieren möchte.
Denn ja, die Band gibt sich produktiv und liefert mit "Virgin Sails" bereits die dritte Scheibe seit der Reunion mit Harry Conklin ab, welche abermals (wie alle Werke der Band seit 2007) über das US-amerikanische Label Moribund Records erscheint und somit in Europa leider nur auf dem Importwege erhältlich ist. Dafür liefert die Plattenfirma einmal mehr gute Arbeit und beschert den Fans der teuflischen Empfangschefs ein Album mit großartigem Petagno-Artwork, makellosem Sound und schöner Aufmachung.
Was den musikalischen Inhalt angeht, gibt es einerseits die bewährte und unverkennbare SATAN'S HOST-Mischung, andererseits aber auch Spannung durch eine Vielseitigkeit und einen Abwechslungsreichtum, welche die Bandbreite der Vorgängeralben noch übertrifft und somit die Tatsache aufwiegen, dass der Überraschungseffekt natürlich etwas nachgelassen hat, der damals "By The Hands Of The Devil" so massiv einschlagen ließ.
Doch kommen wir zunächst zur bewährten Mischung, welche sich einmal mehr dadurch auszeichnet, dass die Band in Vollendung den klassischen US Metal, den sie seit Ende der Siebziger zelebriert, mit den modernen Einflüssen des Extremmetals der Neunziger verbindet. Harry Conklins glockenheller und glasklarer Gesang thront über allem, wird jedoch in tollen Arrangements meisterlich flankiert von fiesen Screams und finsteren Growls. Großartige Power-Metal-Riffs wie etwa beim etwas an JAG PANZER erinnernden 'Dichotomy', werden durch rasende Strumming-Attacken abgelöst, wie sie 'Of Beast And Men' dominieren.
Allgemein ist Patrick Evils Gitarrenstil sehr speziell, neigt er doch sowohl durch die Stimmung seiner Siebenseitigen, als auch durch die Art, seine Riffs und Leads zu spielen, sehr oft ganz deutlich in den Black-Metal-Bereich. Diesen Ansatz unterstreicht auch die Rhythmusgruppe, welche den oft klassisch-metallisch, oder hin und wieder sogar doomig geprägten Stücke immer wieder infernalische Blast- und Doublebass-Attacken einer verschärften Aggressionsstufe beifügen, die aber zur Überraschung vieler stets funktionieren und sich perfekt in die Stücke einfügen.
Man höre hierzu nur einmal den tollen Opener 'Cor Maleficus - Heart Of Evil', fasziniert er doch mit großartigen mehrstimmigen Gesangsarrangements, wuchtig dahin walzenden Riffs, manischen Wutausbrüchen, und einer rundum bösartigen Atmosphäre voller Gift und Galle, wie man sie einer Band mit vorwiegend klassischem, klarem Gesang kaum zutrauen mag. Zunächst feinsten Doombangerstoff liefert uns dagegen das rhythmische, basslastige und von beschwörender Perkussion geprägte 'Island Of The Giant Ants', welches selbstredend auch nicht ohne rasende und hackende Geschwindigkeitsausbrüche auskommt, sich insgesamt - vor allem im triumphalen Refrain - aber dennoch eher episch präsentiert.
Nach dem kurzen Instrumental 'Akoman' präsentiert sich die Band mit 'Reanimated Anomalies' gar so schwarzmetallisch und vernichtend, wie sie seit Harry Conklins Rückkehr nicht mehr geklungen hat. Dem diabolisch keifenden Gesang wird mehr als die Hälfte der Gesangsteile eingeräumt, das Tempo ist durchgängig angezogen, das Schlagzeug messerscharf und hackend inszeniert, ja, dieser Song ist ein wahrhaft großes Black-Metal-Werk, wenn man davon absieht, den heutigen Black Metal auf das Klangbild der skandinavischen Welle zu reduzieren. Faszinierend ist hier auch, wie es der Band gelang, das Schlagzeug derart giftig, zupackend und aggressiv zu produzieren, ohne dabei ein steriles Klangbild zu erzeugen. Hier hat Produzent Dave Otero im Flatline Audio Studio wirklich ganze Arbeit geleistet.
Bei 'Infinite Impossibilities' präsentiert sich die Band ansatzweise wieder gemäßigter, wenngleich wieder sehr schnell und nicht ohne einen Schuss Schwärze in den Gesangsarrangements. Bassist Margar glänzt mit tollen Figuren im Einstieg, die Rhythmusgruppe leistet ganze Arbeit, der epische Mittelpart fasziniert mit orientalisch angehauchten Leadmelodien und einer magischen Gesangsleistung Harry Conklins, und auch der Refrain ist schlicht und ergreifend unfassbar gut geworden. Wo 'Vaporous Of The Blood' zunächst balladesk beginnt, und Gesang und Leadgitarre schweben lässt, da bricht es im zweiten Hauptstück höllisch gemein über uns herein, bevor eine elegisch-erhabene Bridge folgt und einer neuerlichen Black-Metal-Attacke den Weg bahnt, der zum Ende hin nur noch die königlichen Leadmelodien der Gitarre die Krone aufsetzen können.
Damit kommen wir zum großen Finale in Form des erneut instrumental eingeleiteten Titelstücks, das noch einmal alle Register zieht, die SATAN'S HOST zur Verfügung stehen. Der Grundcharakter der Hymne ist doomig, urgewaltig, wuchtig und erhaben. Harry Conklin singt bedeutungsvoll, ausdrucksstark und emotional, mit einer klitzekleinen Verneigung gen Ronnie James Dio, mag man meinen. Dazu kommen dezent eingesetzte Chöre, die ein wenig an JAG PANZER erinnern. Auf der instrumentalen Ebene lassen erneut sowohl die Saiten als auch das Schlagzeug einige Stilistika der extremen Schule aufblitzen, die jedoch den dominierenden, schleppenden, hymnisch-epischen Grundcharakter kaum verändern, bevor zum Ende hin das Tempo insgesamt mächtig verschärft wird.
Das Werk endet also genauso magisch und faszinierend, wie es begonnen hat, weshalb das Fazit nur lauten kann, dass SATAN'S HOST mit "Virgin Sails" ein weiteres Meisterwerk gelungen ist, das US Power Metal und Black Metal in einer Weise und mit einer Perfektion vereint, wie dies niemals einer anderen Band gelungen ist.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle