SAVATAGE - Dead Winter Dead (Re-Release)
Mehr über Savatage
- Genre:
- Power Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Ear Music / Edel
- Release:
- 22.07.2011
- Overture
- Sarajevo
- This Is The Time (1990)
- I Am
- Starlight
- Doesn't Matter Anayway
- This isn't What We Meant
- Mozart And Madness
- Memory (Dead Winter Dead Intro)
- Dead Winter Dead
- One Child
- Christmas Eve (Sarajevo 12/24)
- Not What You See
- Miles Away / Follow Me (Acoustic Version 2010)
- When The Crowds Are Gone (Acoustic Version 2010)
Re-Release eines verkannten Meilensteins!
Wir schreiben das Jahr 1995: Auf dem Deckblatt eines auch heute noch sehr erfolgreichen Merchandise-Katalogs prangt das Cover des seinerzeit frischen SAVATAGE-Albums "Dead Winter Dead", dessen Ausstrahlung den Texter dieser Zeilen sofort in seinen Bann zog. Wenige Tage später wanderte die Scheibe ins geliebte Regal, welches außer den üblichen Must-Have-Geschichten (AC/DC, METALLICA, etc.) noch sehr spärlich sortiert war. Von nun an sollte es dort aber immer einen Ehrenplatz einnehmen, da es das weitläufige Interesse für den traditionellen Heavy Metal weckte und als Einstiegsdroge auch heute immer wieder gerne herangezogen wird.
16 Jahre später hat die Platte nicht nur an dieser Stelle einen ganz besonderen Wert, denn schlussendlich ist die Scheibe womöglich am meisten für den Werdegang von SAVATAGE und das Ende der Band verantwortlich. Zum ersten Mal wagte sich die Band damals an ein Gesamtkonzept (den Bürgerkrieg im einstigen Jugoslawien), zum ersten Mal seit dem legendären "Streets" hatte Paul O'Neill wieder immensen Anteil am nunmehr sehr symphonischen Klang der Platte, und überdies kehrte jemand mit ausgesprochen vielen Credits in die Band zurück, der für einige Zeit nur noch im Hintergrund agierte: Jon Oliva.
Unter diesen Voraussetzungen kehrte die Band also nach dem erfolgreichen Vorjahres-Release "Handful Of Rain" ins Studio zurück und spielte das vielleicht beste symphonische Werk der vergangenen 20 Jahre ein: Al Pitrelli und Chris Caffery bekamen hierbei mehr Raum als auf allen bisherigen Platten. O'Neill selbst durfte seine orchestralen Ideen erstmals vollwertig im Rahmen eines Heavy-Metal-Albums ausleben, Zak Stevens trumpfte sowohl in den balladesken als auch in den härteren Kompositionen mit seiner vielleicht dynamischsten Performance auf, und das Songwriting selbst bot den Quantensprung zwischen Musik und Kunst.
Geprägt von der Popularität solcher einzigartigen Stück wie 'Chance' trieb man überdies auch weiterhin die Kanon-Gesänge voran: 'One Child', zu dem auch ein Musikvideo gedreht wurde, und das geniale 'Not What You See' (vielleicht der beste SAVATAGE-Song überhaupt, leider nie live erprobt) konnten später weder auf "The Wake Of Magellan", noch mit dem starken "Poets And Madmen"-Track 'Morphine Child' angekratzt werden, während Semi-Balladen wie 'This Is The Time' und 'This Isn't What We Meant' den Maßstab für all das bildeten, was später noch folgen sollte - und ebenfalls nicht mehr auf diesem Niveau erreicht wurde.
Auf der anderen Seite stehen vier sehr stimmungsvolle Instrumentals, von denen 'Mozart And Madness' und 'Christmas Eve' in bester Erinnerung geblieben sind. Letzteres leider auch vor dem traurigen Hintergrund, dass hiermit die Karriere des TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA eingeleitet wurde, welches SAVATAGE anno 2007 endgültig von der Bühne verdrängen sollte.
Die Symbiose aus klassischen Noten, orchestralen Arrangements und herrlichen Power-Metal-Riffs machte die Band von nun an unsterblich und steigerte ihre Reputation spätestens jetzt auch in hiesigen Gefilden. Die darauf folgenden Shows waren ausverkauft und Mastermind Oliva konnte sich endlich wieder auf das besinnen, was ihm am meisten lag - sein Gastbeitrag im harschen 'I Am' sowie im druckvollen 'Doesn't Matter Anyway' sprechen Bände, aus denen er später auch wieder von seiner Position hinter den Keyboards einige unvergessene Geschichten erzählte. Bedauerlich ist lediglich, dass hier die Voraussetzungen für den späteren Split geschaffen wurden - denn auch wenn das TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA unbestritten Weltklasse-Format hat: Ohne dieses Album gäbe es SAVATAGE womöglich heute noch!
Im Zuge der derzeitigen Re-Release-Serie wurde "Dead Winter Dead" nun auch berücksichtigt und mit zwei Bonus-Tracks sowie einigen ausführlichen Linernotes bestückt. Während man den Worten von Jon Oliva im Booklet begeistert folgt, wird man auf musikalischem Terrain leider mit ernüchternden Fakten konfrontiert. Nachdem man den Akustik-Versionen von 'Anymore' und 'Not What You See' auf der Best-Of "Still The Orchestra Plays" noch begeistert lauschte, sind das abgehackte Medley aus den Stevens-Kompositionen 'Miles Away' und 'Follow Me' (Erstgenanntes sogar komplett ohne Chorus) sowie Olivas eigener Lieblingssong 'When The Crowds Are Gone' in der Unplugged-Variante ziemlich lahm und verzichtbar. Wer JON OLIVA'S PAIN bereits bei einer reinen Akustik-Show bewundern durfte, weiß aus Erfahrung, dass der Mann diese Songs mit weitaus mehr Pep füllen kann, als es hier geschehen ist. Gerade 'When The Crowds Are Gone' grenzt an Majestätsbeleidgung, wobei jene Majestät sich hier selbst angreift - Mensch Jon, was ist hier los? Nach der fulminanten Performance während der letzten Tour durfte, nein musste man hier mehr erwarten. Von daher ist der Bonus keine Rechtfertigung für diejenigen, die "Dead Winter Dead" bereits in der Originalfassung besitzen. Dass die Scheibe aber dennoch ein Meilenstein ist, dessen wahre Klasse beim Verweis auf "Gutter Ballet" und "Streets" leider immer verkannt wurde, steht außer Frage. Für meinen Geschmack ist diese Scheibe das Nonplusultra des symphonischen Power Metals!
Anspieltipps: This Is The Time, I Am, Mozart And Madness, One Child, Not What You See
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Björn Backes