SAXON - Thunderbolt
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2018
Mehr über Saxon
- Genre:
- Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Militia Guard
- Release:
- 02.02.2018
- Olympus Rising
- Thunderbolt
- The Secret Of Flight
- Nosferatu (The Vampires Waltz)
- They Played Rock And Roll
- Predator
- Sons Of Odin
- Sniper
- A Wizard's Tale
- Speed Merchants
- Roadie's Song
Die produktiven Sachsen sind wieder da...
Kein Jahr ohne eine SAXON-Veröffentlichung. Alle ein bis zwei Jahre erblickt ein neues Studiowerk das Licht der Welt, flankiert von einer ganzen Armee von Best Of-Scheiben, Live-Alben und Compilations. Neben der neuen Zusammenstellung namens "Decade Of The Eagle" kommen die Briten nun etwas über zwei Jahre nach "Battering Ram" mit einer neuen Scheibe um die Ecke, statt der Ramme herrscht nun der Gott des Donners und schickt gleich mit dem Titelsong an prominenter erster Stelle ein Bündel an Blitzen auf die Hörerschaft nieder.
Viel geändert hat sich seit den Vorgängern natürlich nicht, die Herren spielen noch immer ihren Stiefel, können aber wieder einmal auf fast ganzer Linie überzeugen. Gerade der angesprochene Titelsong macht nach einem etwas seltsamen Intro ('Olympus Rising') gleich Lust auf mehr, wird vom folgenden Old-School-Rocker 'The Secret Of Flight' gar noch getoppt, bevor mit 'Nosferatu' die atmosphärische Seite der Band ihren Platz beansprucht. Eine düstere Orgel und ein chorales Keyboard führen den Hörer stilecht in das Schloss des greisen Vampirs und verwehren ihm für mehrere Minuten den Ausgang. Ein Song, der wie geschaffen dafür ist, dass man einfach mal im Sessel Platz nimmt und einen Rotwein süppelt.
Und dann kommt sie, die wahrscheinlich großartigste Huldigung an eine andere Band, die ich seit langer Zeit oder sogar je zu hören bekam. Bei einem Titel wie 'And They Played Rock'n'Roll' brauche ich wohl niemandem zu erklären, um welche Band es sich dabei handelt. Spätestens beim völlig genialen Break in der Mitte (der selbst einem Nicht-Fan wie mir das Wasser in die Augen treibt) vor dem Solo sollte auch der allerletzte wissen, welche Band nun gemeint ist. Und um die Hommage noch mehr zu unterstreichen, wurden einfach mal beide Bands in einen Topf geschmissen, einmal umgerührt und einer der besten SAXON-Songs der Neuzeit erschaffen.
Ein Unterfangen, das mit dem folgenden 'Predator' ebenso wenig gelingt wie mit 'A Wizard's Tale'. Bei ersterem wurde zum normalen Gesang noch deathmetallisches Gegrowle hinzugefügt, um dem Raubtier eine Stimme zu geben. Statt von coolem Gimmick darf ich dabei eher von einem lächerlichen Element sprechen, das einfach nicht passt. Auch der Song selber kann nicht sehr viel und fällt in den Eimer mit dem Füllmaterial. In diesen darf dann auch zwei Songs später das ebenfalls angesprochene 'A Wizard's Tale' geschmissen werden. Ein Song, der mit einem (pseudo?-)modernen Riff Aufmerksamkeit erzeugen will und den nervigsten Refrain der Platte besitzt. Auch wenn ein Part gegen Ende aufzeigt, wie der Song gerne hätte klingen dürfen, ist die Nummer für mich eher ein Skipkandidat.
Glücklicherweise haben wir aber noch das verdammt coole, getragene 'Sons Of Odin', dessen simples Gitarrenriff mich immer wieder mitreißt und das mit einem schönen harmonischen Leadpart in der Mitte sowie gallopierendem Riffing (MAIDEN anyone?) aufwartet. Ein schöner Kontrapunkt zum treibenden Brecher 'Sniper', der die harte Seite von SAXON wieder in den Mittelpunkt rückt und mal wieder beweist, dass das alte Gespann die Speedparts ebenso gut drauf hat wie das rockige und getragene Element. Der Song prescht einfach drauflos, ohne Luft zu holen und besitzt dazu einen Refrain, den man live auch nach dem zwölften Bier grölen kann. Und um diese Fähigkeiten zu unterstreichen gibts dann auch nicht viel später (wenn man die Zauberergeschichte übersprungen bzw. überstanden hat) einen weiteren Brecher. Die 'Speed Merchants' rasen erst einmal auf Motorrädern vorbei, schlagen alles kurz und klein und sollten ein ebenso sicherer Livekandidat sein wie 'Sniper', einfacher aber effektiver Refrain inklusive!
Und dann kommt der Rausschmeißer, der ebenfalls eine Huldigung darstellt ('Roadie's Song') und stilistisch aber auch qualitativ ganz weit in die Zeit zurück weist. Mehr Achzigerfeeling gab es von SAXON schon seit einigen Scheiben nicht mehr, und tatsächlich gelingt zum Abschluss dieser echt großartigen neuen Scheibe ein Hit, der sich weder vor '747 (Strangers In The Night)' noch vor meinem Alltime-Fave 'And The Bands Played On' verstecken muss. Schade nur, dass zwei "Stinker" eine höhere Wertung verhindern. Abschließend kann nämlich gesagt werden, dass die Scheibe um einiges stärker als "Battering Ram" ausgefallen ist. Zwei Songs weniger, und ich hätte sie knapp hinter "Dogs Of War" (großartig und leider völlig unterbewertet) eingeordnet!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Michael Meyer