SCANNER - The Cosmic Race
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/24
Mehr über Scanner
- Genre:
- Heavy/Power Metal
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- ROAR / Rock Of Angels Records / Soulfood
- Release:
- 12.01.2024
- The Earth Song
- Face The Fight
- Warriors Of The Light
- Dance Of The Dead
- Scanner's Law
- A New Horizon
- Farewell To The Sun
- Space Battalion
- The Last And First In Line
"The Cosmic Race" setzt direkt zu Beginn des Jahres ein dickes Ausrufezeichen!
SCANNER meldet sich eindrucksvoll zurück. Das lange Warten auf ein neues Werk der Gelsenkirchener Veteranen hat sich definitv gelohnt. Die Band aus Gelsenkirchen ist bereits seit Mitte der achtziger Jahre eine feste Größe. Vor allem durch die ersten beiden Alben konnte sich die Truppe um Axel A.J. Julius einen kleinen Legendenstatus erspielen. Leider teilte das Schicksal den Jungs nicht immer gute Karten aus, aber ganz weg war die sympathische Band nie, auch wenn zwischen den Alben meist eine Menge Zeit verging.
"The Cosmic Race" heißt das neue Werk, ihr insgesamt erst siebtes Studio-Album, das Mitte Januar 2024, fast neun Jahre nach dem grandiosen Vorgänger "The Jugdement" (2015) und sieben Jahre nach der Best-Of/Re-Recordings-Compilation "Galactos Tapes" (2017) das Licht der Welt erblickt. Die Band macht es sich auch diesmal nicht einfach und geht nicht den Weg des geringsten Widerstandes, sprich: wer ein Album im Stil des Debüts "Hypertrace" erwartet, wird enttäuscht werden. Wer sich allerdings auf das neue Album einlässt, wird mit abwechslungsreichen Songs mit vielen Wendungen verwöhnt, auf dem es mit jedem Hören etwas Neues zu entdecken gibt.
Textlich ist Axel hier zur Story des Scanners zurückgekehrt. Das Album erzählt die Science-Fiction-Geschichte des Scanners weiter, die vor über 30 Jahren begonnen wurde. Nun führt der Scanner einige Auserwählte auf einen neuen Planeten, um eine neue Gesellschaft zu gründen, aber man kann es sich denken - Gier und Egoismus brechen auch hier wieder hervor.
Kommen wir zur Musik. Der vorab veröffentliche 'The Earth Song' eröffnet "The Cosmic Race" kraftvoll mit melodischen, abwechslungsreichen Gitarren und heftigen Rhythmen, leitet dann in einem catchy Refrain über, der sich aber erst nach dem zweiten Hören festsetzt, bevor im letzten Drittel eine deutschsprachige Passage sowie indigener Gesang aufhorchen lassen. An zweiter Stelle stampft 'Face The Fight' los und wird live sicher zum Headbangen und Fäuste schütteln einladen. Stark! 'Warriors Of Light' entpuppt sich am ehesten als klassischer SCANNER-Song mit Ohrwurm-Chorus. Mit dem folgenden Track wird es dann etwas schleppender, düsterer, am Ende schwingt er sich aber mit seinem hymnischen Refrain und tollem Schlagzeug wie ein Lichtstrahl aus dem Dunkeln empor. Das Gesetz des Scanners kennt dann keine Gnade, überhaupt ist das Drumming auf dem Album fantastisch, bei 'Scanner's Law' fegt das Schlagzeug den Hörer gradewegs in Richtung Hyperraum.
'A New Horizon' beginnt balladesk, steigert sich dramatisch und zeigt, welche Bandbreite Sänger Efthimios Ioannidis meistern kann. Der Mann ist zwar schon seit über 20 Jahren dabei, "The Cosmmic Race" ist, neben den Re-Recordinigs der "Galactos Tapes" aber erst das zweite Studioalbum, auf dem er sein Können zeigen kann. Der Song endet dramatisch mit einem Herzschlag-ähnlichem Schlagzeug. 'Farewell To The Sun' und 'Space Battalion' bieten alles, was man von SCANNER erwartet: schöne Refrains, starke, abwechslungsreiche Gitarrenarbeit und wieder dieses unglaublich großartige Schlagzeug. Tatsächlich habe ich lange auf keinem Power-Metal-Album so gute Drums gehört. Das Album endet mit 'The First And Last In Line'. Was in diese knapp viereinhalb Minuten musikalisch passiert, findet auf anderen (Power Metal) Alben nicht in 45 Minuten statt. Ein ruhiges, akustisches Zwischenspiel? Majestätische Gesangslinien? Packende Rhythmuswechsel? Ein wenig orientalischer Touch im Gitarrenspiel? Gerne! Allein die letzten 25 Sekunden des Songs machen süchtig.
"The Cosmic Race" ist kein klassisches Euro-Power-Metal-Album. Es ist ein kompromissloses, monolithisches Werk, das zwar – allein schon durch Axels Gitarrenarbeit – als SCANNER-Album zu identifizieren ist, aber auch deutlich eine künstlerische Weiterentwicklung zeigt und man spürt, wieviel Herzblut in das aktuelle Werk geflossen ist. Das Album wimmelt von kleinen Details, die es zu entdecken gilt. Hier mal eine Gitarrenmelodie, da eine Gesangsline, die nur dieses eine Mal vorkommen, dort ein Soundeffekt am Ende des Liedes. Dazu kommt ein Schlagzeug, das einfach unglaublich gut klingt! Man merkt einfach, wieviel Arbeit und Zeit hier investiert wurde, den Klang des Schlagzeugs natürlich aufzunehmen und nicht einfach ein Sample drüberzulegen.
Produziert wurde "The Cosmic Race" von Axel Julius in seinem Gelsenkirchener Studio, nur das Mastering lag in den Händen von Max Morton. Das Album hat ein wunderschönes Cover, ich bin gespannt auf das endgültige Produkt. Es wird unter anderem als CD mit Mediabook veröffentlicht; laut Axel werden im Booklet weitere Bilder der Cover-Künstlerin Henar Sherif enthalten sein.
Das Gesamtpaket aus Songs, Optik, Sound und Produktion stimmt einfach, und auch wenn ich im Dezember beim Interview, als ich "The Cosmic Race" allerdings erst drei- oder viermal gehört hatte, als nicht ganz so eingängig bezeichnet habe, nehme ich dies nach einigen weiteren Durchgängen zurück. Nehmt euch Zeit mit diesem Album, es lohnt sich!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Maik Englich