SCAR SYMMETRY - Pitch Black Progress
Mehr über Scar Symmetry
- Genre:
- Melodic Death Metal
- Label:
- Nuclear Blast
- Release:
- 21.04.2006
- The Illusionist
- Slaves To The Subliminal
- Mind Machine
- Pitch Black Progress
- Calculate The Apocalypse
- Dreaming 24/7
- Abstracted
- The Kaleidoscopic God
- Retaliator
- Osciliation Point
- The Path Of Least Resistance
Death-Metal-Puristen, für die nur das Gold ist, was durchgehend grunzt, gehen bitte gleich zum nächsten Review über. Denn die Wechsel zwischen kellertiefen Growls und poppigem klaren Gesang könnten krasser kaum sein als bei SCAR SYMMETRY.
Was nicht heißt, dass diese Extreme nicht zusammen passen würden, zumal bei den Schweden fast ausschließlich gestandene (und ohne Frage äußerst fähige) Musiker am Werk sind, nämlich: Gitarrist Jonas Kjellgren (CARNAL FORGE), Schlagzeuger Henrik Ohlsson (THEORY IN PRACTICE), Gitarrist Per Nilsson (ALTERED AEON), Sänger Christian Älvestam (INCAPACITY) und Bassist Kenneth Seil (nein, der macht sonst nix anderes). Das noch bei Cold Records veröffentlichte Debüt "Symmetric in Design" ging spurlos an mir vorüber, hat der sozusagen Allstars-Band aber einen Vertrag mit Nuclear Blast beschert, die nun "Pitch Black Progress" auf den Markt bringen.
Klar, wirklich neu ist das Schema nicht, und ich kann das Fazit "glatt gebügelter SOILWORK-Klon", das Kollege Herbert Chwalek zu "Symmetric In Design" zog, auch beim zweiten Album stellenweise nachvollziehen. Trotzdem sind die klaren Gesangsparts wie im poppigen 'The Illusionist' dermaßen unverschämt eingängig, dass sie sofort den Weg ins Ohr finden und dort so schnell nicht wieder rauswollen. SIX FEET UNDER-mäßige Rülpser und HYPOCRISY-artige Groove-Elemente wie in 'Slaves To The Subliminal' verhindern zudem das Abgleiten in allzu seichte Gefilde. Wobei SCAR SYMMETRY in den hymnischen Parts eigentlich am stärksten sind, also genau da, wo sie überhaupt nicht mehr Death Metal, sondern einfach nur gut gemachten, melodischen was-auch-immer-Metal kredenzen. Der leidenschaftliche Midtempo-Stampfer 'Mind Machine', das mit einer gewissen Melodic-Metal-Schlagseite (!) versehene 'Dreaming 24/7' und das hymnische 'Osciliation Point' wissen hier ganz hoch zu punkten. Leider ist ihnen beim bedrohlich wirkenden Titeltrack sowie im rifflastigen Doublebass-Monster 'Abstracted' kurzzeitig der Weichspüler ausgegangen, was vielleicht die Death-Metal-Puristen, die es dann doch bis hierhin geschafft haben, versöhnlich stimmen dürfte, mir allerdings 'ne Spur zu langweilig klingt. Auch 'Calculate The Apocalypse' geht zwar größtenteils sehr direkt zur Sache, fügt aber ein paar frickelige Powermetal-Zutaten hinzu. 'The Kaleidoscopic God' treibt in über sieben Minuten Spielzeit die wechselnden Gesangs- und Tempo-Extreme etwas arg auf die Spitze, denn hier trifft thrashiges High-Speed-Gebolze auf Boygroup-Refrain, garniert mit tonnenweise Gitarrensoli und spärischen Klängen, die möglicherweise von einem Keyboard stammen, wobei eigentlich kein Tasteninstrument im Line-up vertreten ist. Das vertrackte 'Retaliator' bremst zuweilen ziemlich abrupt von Tempo 180 auf moderate Schrittgeschwindigkeit, und irgendwie machen sich langfristig gewisse "hab ich doch alles schon gehört - der nächste bitte"-Gedanken breit. Beim Rausschmeißer 'The Path Of Least Resistance' bin ich fast froh, es endlich geschafft zu haben. Die Mischung kommt anfangs eigentlich ziemlich gut, nutzt sich über die volle Spielzeit jedoch leicht ab. "Probably The Best Album Of the Year 2006", wie die derzeit vor den Clubs verteilten Teaser-CDs großkotzig behaupten, ist "Pitch Black Progress" jedenfalls nicht - und falls doch, wird 2006 ein ziemlich schlechtes musikalisches Jahr ...
Spannend wird es vermutlich dann wieder, wenn es um die Live-Umsetzung geht, an der SOILWORK meiner Meinung nach anfangs kläglich scheiterten. Wenn Goldkehlchen Christian Älvestam auch "in echt" vom tiefsten zum höchsten C klettert, ohne dabei von der Tonleiter zu fallen, dann können SCAR SYMMETRY ihre Vorbilder vielleicht sogar irgendwann überholen.
Anspieltipps (für das eher melodischen Gusto): The Illusionist, Mind Machine, Dreaming 24/7, Osciliation Point
- Redakteur:
- Elke Huber