SCARLET (FI) - Circle Of Bones
Mehr über Scarlet (FI)
- Genre:
- Alternative / Grunge
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 11.11.2022
- Big Fat Downplay
- RGRT
- Melt
- Rusted Sound
- 6ft
- Circle Of Bones
- Will
- Frame
- My Cradle
- Inside
Handwerlick gut gemachter, aber langweiliger ALICE IN CHAINS-Abklatsch.
Die Grunge-Rocker SCARLET haben irgendwie kein besonders gutes Händchen für Timing. So gründete sich der Fünfer im Jahr 1999, als die Grunge-Welle schon längst wieder abebbte, verabschiedete sich 2012 in eine lange Pause, als Grunge gerade im Underground wieder etwas angesagter wurde und kehrt nun zu einem Zeitpunkt wieder auf die Bildfäche zurück, an dem Grunge - mit Ausnahme der alten Helden der Neunziger - zur reinen Nischenmusik verkommen ist. Vielleicht könnte aber ja gerade deswegen das Debüt, das auf den Namen "Circle Of Bones" hört, den Durst vieler Fans nach klassischen und in Flanellhemden gehüllten Neunziger-Sounds stillen.
Der Opener 'Big Fat Downplay' lässt mich daran allerdings zweifeln, denn auch wenn die Nummer durchaus den Vibe von Bands wie SOUNDGARDEN oder ALICE IN CHAINS heraufbeschwört, kommt der Song irgendwie nie so recht aus dem Quark. Zu großen Teilen liegt das an der Produktion der Scheibe, die in meinen Ohren den Gesang viel zu sehr in den Vordergrund rückt und gerade die Gitarren weit im Hintergrund verschwinden lässt, was dann auch den härteren Momenten den nötigen Druck nimmt. Da hilft es auch nicht, dass die Scheibe von CHILDREN OF BODOM-Produzent Anssi Kippo komplett auf analogem Tonband mitgeschnitten wurde, was aber zumindest den oldschooligen Vibe der gesamten musikalischen Darbietung abrundet.
Und auch im weiteren Verlauf warte ich immer wieder auf den großen noisigen Ausbruch, diesen einen Moment, der mich komplett aufhorchen lässt. Stattdessen machen die Finnen einen sauberen Job dabei, die Essenz von ALICE IN CHAINS zu kopieren und zur Basis ihres Sounds zu machen, bremsen aber ihre eigenen Kompositionen immer wieder aus. So schleppen sich große Teile der Platte zwischen balladesken und getragenen Momenten und kurzen härteren Ausbrüchen aus den Boxen, selten kommt aber wirklich ein mitreißender Groove auf, der einen so packen könnte, wie das nahezu alle Songs der offensichtlichen musikalischen Vorbilder tun. Umso ärgerlicher ist das Ganze, weil der Fünfer es eigentlich deutlich besser kann, was zum Beispiel das wirklich eingängige 'RGRT' oder das überraschend optimistisch klingende 'Melt' unter Beweis stellen.
Nur bleiben diese beiden Songs leider die Ausnahme auf "Circle Of Bones", weshalb ich den Erstling der Finnen auch nicht wirklich uneingeschränkt empfehlen kann. Solltet ihr allerdings Layne Stayley und ALICE IN CHAINS in ihrer klassischen Form vermissen, könnte sich ein Antesten von SCARLET lohnen, denn in den guten Momenten kommt der Fünfer zumindest in die Nähe der Klasse der Grunge-Titanen.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs