SCARRED BY BEAUTY - Cape Zero
Mehr über Scarred By Beauty
- Genre:
- Post Hardcore / Metalcore
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Redfield Records
- Release:
- 06.09.2013
- Follow But My Heart
- The Contrast
- We Are Reflections
- Untitled
- Lighthouse
- Long Way Down
- Cape Zero
- Ikaros
- Un.safe
- Egypt, I Am Dying
- Confession
Am Kap der letzten Hoffnungen
In weitestem Sinne ist es ein Konzeptalbum: Die Dänen von SCARRED BY BEAUTY haben sich vor dem Songwritingprozess für ihren zweiten Langspieler das Ziel gesetzt, an den dunkelsten Ort persönlicher Existenz zu reisen, sich einzugraben in Finsternis und Hoffnungslosigkeit, und herauszufinden, auf welche Art sich das Ergebnis dieser Suche musikalisch umsetzen ließe. Das "Cape Zero" getaufte Resultat ist zwar keine Revolution, aber dennoch eine auf fast ganzer Linie überzeugende wechselseitige Begegnung von Hardcore und zeitgemäßem Modern Death.
Die Truppe aus Kopenhagen knüpft direkt an das 2011er Debüt "Sutra" an, verleiht ihrem modernen Mix aus Metalcore, Death und Post Hardcore aber noch mehr Dampf, noch mehr urgewaltige Energie. Stampfende Blasts, tiefgestimmte Vier- bis Sechssaiter und deftige Breakdowns treffen auf hardcorelastiges Geschrei und schlichte, melancholische Gitarrenmelodien, die das mörderische Grundgerüst umschmeicheln und dem zunächst recht humorlosen Gesamtpaket einen verklärten, melancholischen Anstrich verleihen. Getragen von einem modernen, fett ausgesteuerten Sound bricht vom Opener 'Follow But My Heart' an ein mächtiger Sturm los, dem sowohl zugeneigte Metalcore-Anhänger als auch abgeneigte Traditionalisten kaum widerstehen können dürften: Düstere Riffs, orkanartiges Drumming, durchbrochen von besagten, lichtstrahlgleich hellen Gitarrenleads. FUNERAL FOR A FRIEND trifft EMMURE, THE GHOST INSIDE paart sich mit LIFE IN YOUR WAY, oder auch: Härte trifft Schwermut, Verbitterung triff Hoffnung. Bei dieser an sich sehr reizvollen Mischung stören nur der auf Dauer etwas eintönige Gesang sowie der durchgängige Gleichklang der elf Songs: "Cape Zero", der Null- und Tiefpunkt, wie ihn die Skandinavier nennen, echot sehr ambivalent, auf lange Sicht allerdings auch etwas eintönig aus seinen Abgründen heraus. Trotz markanter Melodien verschwimmen die Kompositionen in einem breiten Klangteppich; erst nach mehrmaligem Durchhören heben sich einige Glanzlichter aus dem rastlosen Spiel von Helligkeit und Finsternis ab - dann aber umso strahlender: Highlight Nr.1 ist 'Lighthouse', mit einem bombastischen Gänsehaut-Refrain, getragenem, headbang-tauglichen Beat, und dieser tatsächlich unverwechselbaren Stimmung, die der Fünfer aus der dänischen Hauptstadt am "Cape Zero" gefunden hat. Auch der Titeltrack hebt sich wohltuend aus der massiven Lärmwand ab; bemerkenswert hierbei ist, dass gerade 'Cape Zero' ein sehr hoffnungsvoller, positiver Grundton mitschwingt. Nicht ohne Grund heißt es im Promozettel wohl auch, "Cape Zero" sei der Beweis dafür, dass "es immer ein Licht am Ende des Tunnels und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft" gibt. Die schwermetallische Suche nach dem dunkelsten Untergrund der menschlichen Existenz hat also einen zarten Lichtblick in tiefster Trostlosigkeit hervorgebracht. Nichtsdestotrotz geht es nach diesem Hoffnungsschimmer ziemlich düster weiter, und das geradezu kongeniale 'Un.Safe', ein zunächst wüster Hardcore-Stampfer, drückt in einem wunderschönen Gitarrenlead sowie einem Refrain, der mit der im Gangchorus gebrüllten Parole "I head home alone" abermals tief unter die Haut geht, sowohl Sprachlosigkeit als auch eine verbittert-trotzige Bereitschaft zum Kampf aus. Ganz stark!
Auch die weiteren Tracks sind alles andere als langweilig und keineswegs schlichte Lückenfüller, setzen sich allerdings mangels besonderer Alleinstellungsmerkmale nicht auffällig in Szene. Letzten Endes bleibt also eine atmosphärisch dichte, packende Vollkeule, die vorzüglich als Beweis für kreative Weiterentwicklungsmöglichkeiten der Symbiose von Hardcore und Metal dient. Eine etwas prägnantere Abgrenzung der einzelnen Tracks zueinander hätte "Cape Zero" auf alle Fälle gut getan, doch SCARRED BY BEAUTY klingt anno 2013 nichtsdestotrotz sehr spannend und mitunter sogar zukunftsweisend.
Anspieltipps: Lighthouse, Cape Zero, Un.Safe
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Timon Krause