SCARS (GARY MOORE) - Scars
Mehr über Scars (Gary Moore)
- Genre:
- Hard/Blues Rock
- Label:
- Sanctuary
- Release:
- 02.09.2002
- When The Sun Goes Down
- Rectify
- Wasn't Born In Chicago
- Stand Up
- Just Can't Let You Go
- My Baby (She's So Good To Me)
- World Of Confusion
- Ball And Chain
- World Keep Turnin' Round
- Who Knows (What Tomorrow May Bring)
Nur zur Information - hinter SCARS verbirgt sich keine No-Name-Truppe. SCARS - das ist die Blues Rock-Legende GARY MOORE, der ja früher auch schon in so namhaften Bands wie THIN LIZZY und SKID ROW tätig war, bevor er dann mit seiner Solokarriere zu Weltruhm gelangte. SCARS heißt nun seine neue Band (kein Soloprojekt im bisherigen Sinne), die er zusammen mit ex-SKUNK ANANSIE-Bassist Cass Lewis und PRIMAL SCREAM-Trommler Darrin Mooney aus der Taufe gehoben hat. Nachdem GARY MOORE ja im vergangenen Jahr gerade erst "Back To The Blues" ging, orientiert sich das Trio jetzt etwas mehr an gediegenem, aber zumeist in verhaltenem Tempo gespielten Hard Rock. Dennoch ist mir die angebliche Abkehr vom Blues Rock nicht ganz ersichtlich, trägt das Album doch eindeutig MOOREs unverwechselbare Handschrift. Man erkennt halt deutlich, wer da die Gitarre bedient, und auch beim Gesang ist eigentlich alles beim Alten geblieben. Man muss ganz klar sagen, dass besonders der zweite Teil der Platte auch ohne Probleme als typisches Soloalbum von ihm durchgehen könnte. Es sind vor allem die ruhigen Stücke, die klar an die GARY MOORE-Scheiben erinnern. Toll ist der getragene Ausklang mit dem knapp zehnminütigen "Who Knows (What Tomorrow May Bring)", welches ebenso im klassischen MOORE-Stil gehalten ist wie "My Baby (She's So Good To Me)" oder auch das träumerische und bewegende "Just Can't Let You Go". Da kann man einfach die Augen schließen und sich an den Moment zurückerinnern, als man das erste Mal "Still Got The Blues" gehört hat. Daneben sind aber auch andere Stücke vertreten, die doch etwas aus dem Rahmen fallen. "Wasn't Born In Chicago" würde ich eher in die Funk- als in die Rock-Ecke schmeißen, aber ein großartiger Song ist das allemal (wenn auch anfangs etwas ungewohnt). "Rectify" ist ein entspannter, grooviger Rocker, der aber eher nach der ein oder anderen Rockband jüngeren Datums klingt. Dennoch passt das alles einfach perfekt zusammen.
Ich finde es vor allem bemerkenswert, dass Moore mit SCARS die Balance zwischen seinen alten Trademarks und neuartigen, teils experimentellen Sachen gefunden hat. Eines hat die Platte aber mit all ihren Vorgängern gemein; Songs aus der Feder GARY MOOREs leben einfach vom hundertfachen Hören. Auch die SCARS-Songs kann man sich getrost dutzendfach hintereinander geben, ohne dass Langeweile aufkommt, denn das hat einfach Klasse. Es ist ja häufig so, dass die nach wie vor aktiven Rockgrößen der achtziger Jahre von ihren früheren Klassikern, die sie zu eben dem gemacht haben, was sie sind, meilenweit entfernt sind. Auch GARY MOORE kann mit SCARS sicherlich nicht an seine Glanzzeiten anknüpfen, aber, und es ist in meinen Augen viel wichtiger, er bleibt sich und seiner Musik treu. Für tolle (Blues-)Rock-Alben ist er nämlich nach wie vor gut, und dass ihm Hausnummern wie "Still Got The Blues" natürlich nach wie vor anhängen, scheint ihm nichts auszumachen. Er geht unbeirrt seinen Weg, probiert auch neue Richtungen aus, aber lässt seine Gitarre auch immer wieder in der altbewährten Manier erklingen. Es wäre sicherlich auch nicht fair, von ihm zu erwarten, dass er seine erfolgreichsten Songs wieder und wieder kopiert. Vielmehr sollte man wirklich Respekt vor seinem (auch derzeitigen) musikalischen Schaffen haben, denn das hat schon Hand und Fuß. Auch AC/DC werden keinen "Highway To Hell" mehr bauen, aber trotzdem stehen sie nach wie vor für sehr gute Musik. Genauso verhält es sich mit good ol' Gary, denn dieses Album macht einfach Spaß beim Zuhören, und deshalb sollte man sich auch nicht mit Fragen aufhalten ob sein Zenit schon überschritten ist (wie sollte er es nicht sein?), sondern sich einfach diese zeitlos gute Rockmusik geben und sich freuen, dass einen der gute Gary immer noch mit seinen sehr hörenswerten Platten verwöhnt. Für mich ist "Still Got The Blues" einfach nicht das Kriterium, an dem man den heutigen GARY MOORE messen sollte. Entscheidend ist, dass dieses Album musikalisch ausgereift (natürlich!) klingt, viel emotionale Tiefe besitzt und reihenweise fesselnde Momente zu bieten hat. Herz, was willst du mehr?
Anspieltipps: When The Sun Goes Down, Wasn't Born In Chicago, Just Can't Let You Go, Who Knows (What Tomorrow May Bring)
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer