SCARSCAB - Soulblood
Mehr über Scarscab
- Genre:
- Heavy Thrash Metal
- Soulblood
- Human Havoc
- Disrespect
- The Age Of Emptiness
- Painslaved
- All That Lies
- Never Given To Me
- Not In Your Hands
- Crush The Walls
- Associated
- No One
- Behold Beware
Alle MACHINE HEAD-Fans jetzt mal aufgepasst, und zwar nur diese. Hier kommt die deutsche Antwort auf Robb Flynn und seine Mannen: SCARSCAB aus Wiesbaden. Mit "Soulblood" präsentiert uns das Quartett um Gitarrist und Sänger Sebel ihre Debütscheibe, die schon ein paar Monate auf dem Buckel hat, dafür aber nicht weniger knallt und euch mächtig an der Rübe schrauben wird. Zwölf Songs, über eine Stunde Spielzeit und so viel Energie, dass mir zumindest die Spucke wegbleibt. Zwar werden auch viele Zeter und Mordio schreien, aber dazu später mehr. Erst einmal gehen wir ganz nüchtern (oder nach dem Hörgenuss doch eher etwas durchgeschüttelt) an die Sache heran.
SCARSCAB setzen auf druckvoll groovende Gitarren mit mächtig wirbelnden Drums im Hintergrund, die weder Tribal-Elemente noch Doublebass fürchten. Alles schön im schweren Midtempo-Bereich mit einigen Ausbrüchen nach oben ('Crush The Walls', 'Painslaved') und unten ('Not In Your Hands', 'Associated'). Hier gibt es so gut wie keine Gitarrensoli, dafür haufenweise fette Riffs, coole Akustikgitarren und reichlich Melodien. Darüber schreit sich Sebel wie ein Wahnsinniger durch die zwölf Songs, weiß aber auch in jedem einzelnen Stück mit fantastischen Gesangsmelodien zu glänzen. Dabei geht er absolut als kleiner Bruder von Mr. Flynn durch, denn Intonation, Phrasierung und Aufbau sind nahezu identisch. Selbst die starken, sehr wütenden Texte könnten direkt aus der MACHINE HEAD-Schmiede stammen. Sehr großes Kino.
Die Band gönnt dem Zuhörer zunächst kaum eine Verschnaufpause und drückt einen mit 'Human Havoc', 'Disrespect', 'The Age Of Emptiness' und 'Painslaved' gleich so dermaßen an die Wand, dass einem schon fast angst und bange werden könnte. Trotzdem haben SCARSCAB auch in jedem einzelnen Song genug Dynamik, Abwechslung und Melodien, so dass nie die Gefahr von Eintönigkeit aufkommt. Die im Anschluss immer öfter eingestreuten balladesken Passagen, in denen man gelegentlich auch nach neueren METALLICA klingt, kommen dann wie gerufen, nur um direkt wieder in einem brutalen Riffgewitter zu explodieren. Und zu allem Überfluss wurde die Musik in den "Rolling Studios" in Mainz (das Studio muss aus gegebenem Anlass mal namentlich erwähnt werden) in solch ein brutales Soundgewand gebettet, dass an dieser Stelle absolut keine Fragen offen bleiben. Bis hierhin haben die Wiesbadener alles richtig gemacht.
Jetzt kommt der negative Aspekt von "Soulblood": Die Musik atmet mit jeder Faser ihres Seins die Luft und Magie der übermächtigen MACHINE HEAD. Musikalisch wie gesanglich ist das eine nahezu perfekte Kopie aller Markenzeichen, die Robb Flynn und Co. in den letzten Jahren ausgezeichnet haben. "Soulblood" ist eine grandiose Mischung aus 'Ten Ton Hammer' und "The Burning Red" und sticht für mich sogar das überall hochgelobte "The Blackening" aus. Blasphemie, ich weiß, und genau da liegt das Problem begraben. Eigenständigkeit klingt definitiv anders. Ich mag aber die San-Francisco-Thrasher, deshalb mag ich auch SCARSCAB. Haben sich die Jungs aus Hessens Landeshauptstadt dadurch jedoch bereits im Vorfeld selbst disqualifiziert? Wie viel Kopie oder Zitat ist erlaubt? An der Qualität der Musik und der Musiker gibt es rein objektiv definitiv nichts auszusetzen. Ganz im Gegenteil: SCARSCAB gehören unter die Fittiche einer richtigen Plattenfirma. Ob die Welt jedoch eine weitere Ausgabe von MACHINE HEAD braucht, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich jedenfalls lege die Scheibe gleich noch einmal auf.
Anspieltipps: Human Havoc, Disrespect, Not In Your Hands
- Redakteur:
- Chris Staubach