SCHAMMASCH - The Maldoror Chants: Old Ocean
Mehr über Schammasch
- Genre:
- Avantgarde Post Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Prosthetic
- Release:
- 25.10.2024
- Chrystal Waves
- A Somber Mystery
- Your Waters Are Bitter
- They Have Found Their Master
- Image Of The Infinite
- I Hail You, Old Ocean
Avanti, Garde!
Ist es wirklich möglich, dass wir SCHAMMASCHs neues Opus "The Maldoror Chants: Old Ocean" bisher keiner Rezension unterzogen haben? Dann wird Old-Stendahl das nun abändern. Das neue Werk der Schweizer kombiniert, wie wir es von den Vorgängern kennen, blackmetallische mit experimentelleren, postrockigen Avantgarde-Klängen und das auf wunderbare Weise. Der Schlüssel zur Musik ist der des raffinierten Composers, der Abseitiges nicht liegen lässt, nicht additiv, sondern integrierend vorgeht. Soll heißen: Die Parts passen perfekt zusammen und ergeben einen Ohrenschmaus ohnegleichen. Zudem haben sie sich mit ihrer Musik ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen und das kann nicht von vielen behauptet werden.
'Chrystal Waves' eröffnet klar, fließend, rhythmisch, mit Narrative Voice und ausdrucksstarken Klargesängen. Einen Beinahe-Vierzehnminüter an den Anfang des Albums zu stellen, zeugt von Selbstbewusstsein und Mut, beides haben die Musiker zu Recht. Der einsetzende grollende Gesang betont Akzente von Verzweiflung und Bitterkeit. Die Band setzt immer wieder ruhige Parts ein, bevor ein schwingendes Riffing die verzweifelte Stimmung eskalieren lässt. Ich finde, SCHAMMASCH sollte ein Konzert geben, thronend auf einer Schweizer Anhöhe, hinabmusizierend zu ihren Anhängern, die sich am Fuße des Berges eingerichtet haben. Selbst Eulen, Steinböcke und Bären würden zuhören, Fledermäuse ohnehin.
Der Opener hat einen optimalen Flow, man könnte diese Musik auch trefflich über Kopfhörer hören. Das leicht orientalisch angehauchte 'A Somber Mystery' leitet zu 'Your Waters Are Bitter' über. Der Song hat mich gepackt, durch ihn kam ich zu dieser Veröffentlichung, zu dieser Band. Richtig geil. Das Monster erinnert mich auch etwas an CULT OF LUNA, TRANSMISSION 0, RED HARVEST zu ihren großen Zeiten. Der Track marschiert, technisch, durch dunkle Gänge mit seltsamen Leitungen, die beinahe organisch wirken, einen Herzschlag zu beinhalten scheinen, halten wir uns nicht damit auf, denn wir hasten noch tiefer, into the absence of light. Großes Kino!
'They Have Found Their Master' setzt die abenteuerliche Reise fort: Die Band ist in verschiedenen Bereichen zu Hause. Hier setzt sie auf eine schnittige Komposition mit aggressivem Gesang, die Wiederholung des Grundthemas macht den Song besonders einprägsam, 'You Cannot Enter Here' bleibt sofort hängen. Archaisch und dennoch nie modernen Tönungen abhold, zieht die Band ihre Bahn. Auch das ruhige Finale gefällt sehr. Das kürzere, sanfte 'Image Of The Infinite' führt uns in die Natur, lässt uns innehalten. 'I Hail You, Old Ocean' beendet das neue Album erhaben und majestätisch. Hier gelingt der Spagat von Klargesängen und verzweifelten Vocals großartig. Ich wußte gar nicht, dass Schweizer so coolen Black Metal mit überlangen Songs zelebrieren!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Matthias Ehlert