SCHANDMAUL - Artus
Mehr über Schandmaul
- Genre:
- Folk Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- We Love Music (Universal)
- Release:
- 03.05.2019
- Der Meisterdieb
- Totengräber
- Vagabunden
- Der Froschkönig
- Auf und davon
- Der Kapitän
- Die Oboe
- Chevaliers
- Die Tafelrunde
- Der Gral
- Die Insel - Ynys Yr Afallon
- Der weisse Wal
Starkes Album ohne Ermüdungserscheinungen.
Die Musikindustrie mag eine schnelllebige Branche sein. Doch in jeder Nische, wo handgemachte Musik gespielt wird, gibt es Konstanten. In der Welt von Folkrock und Mittelalter-Szene ist SCHANDMAUL seit einer gefühlten Ewigkeit so eine Konstante. 20 Jahre liegen zwischen dem Debüt "Wahre Helden" und dem neuesten Opus, das auf den Namen "Artus" hört. In 20 Jahren wurde so mancher kurzlebige Trend geboren und begraben, doch das süddeutsche Sextett geht weiter seinen Weg, füllt immer größere Hallen und klingt immer noch nach sich selbst.
Bei den ersten Takten des Openers 'Der Meisterdieb' braucht es nicht lange, bis sich die typische SCHANDMAUL-Atmosphäre im Raum verteilt hat. Folkige Melodien mit rockigem Unterbau und der charismatischen Erzählerstimme Thomas Lindners - hier weiß man, was man bekommt. Und während in Windeseile schon die ersten vier Tracks von "Artus" gelaufen sind, frage ich mich, wieso eigentlich so viele deutsche Bands Angst vor deutscher Sprache haben. So leichtfüßig, wie das hier präsentierte Material ins Ohr geht, hat die Band mich zuletzt mit dem "Traumtänzer" eingefangen.
Dabei ist "Artus" keineswegs eine stilistische Überraschung. Ob Dudelsack-Schlagseite bei 'Chevaliers', ordentliche Metal-Anleihen bei 'Die Oboe' oder unbefangene Fröhlichkeit bei den 'Vagabunden' - die ganze Klaviatur des SCHANDMAULschen Klangkosmos findet hier ihren Platz. Unter den zwölf Songs gibt es vor allem auf der ersten Hälfte der Scheibe so gut wie keine Schwäche auszumachen, ausgerechnet bei Artus 'Tafelrunde' kommt es dann zum - für meine Ohren - ersten verzichtbaren Song. Die Nummer wirkt einfach ein bisschen zu sehr wie aus dem SCHANDMAUL-Songbaukasten und ist neben dem arg kitschigen Refrain von 'Die Insel - Ynys Afallon' die einzige kritische Erwähnung wert.
Insgesamt reiht sich "Artus" in eine ansehnliche Galerie starker SCHANDMAUL-Platten ein. Dazu tragen neben dem stimmigen Songwriting etliche Kleinigkeiten bei. Da ist zum Beispiel das Händchen für raffinierte Arrangements. Gerade Instrumente wie Dudelsack und Drehleier wollen im Bandgefüge ordentlich gezähmt werden. Viele Mitstreiter aus dem Mittelalter-Umfeld können ein Lied davon trällern. Außerdem hat jeder Song, so seicht und poppig er klingen mag, ein knackiges instrumentales Fundament. Als Anhänger der Tiefton-Fraktion hat man natürlich immer auch ein Ohr für Matthias Richter übrig, der mit gutem Augenmaß und kreativem Spiel einen ganz wesentlichen Teil zum runden Klang von "Artus" beisteuert.
Anspieltipps: Die Oboe, Vagabunden, Der Meisterdieb
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Nils Macher