SCHANDMAUL - Hexenkessel
Mehr über Schandmaul
- Genre:
- Medieval Folk Rock
- Label:
- F.A.M.E. Recordings / BMG
- Release:
- 23.06.2003
- Sturmnacht
- Teufelsweib
- Waldmär
- Waldgeflüster
- Dein Anblick
- Zwei Brüder
- Willst Du´s extrem?
- Hexentanz/Henker/Gebt8
- Die Goldene Kette
- Sichelmond
- Walpurgisnacht
- Herren der Winde
- Die letzte Tröte
- Sonnenstrahl
Es gibt Bands, die ihre musikalischen Qualitäten vor allem live unter Beweis zu stellen verstehen. Bands, die zwar gute Alben einspielen, aber erst auf den Bühnenbrettern richtig aufblühen und Freude, Tiefe und Stimmung im Übermaß an den Tag legen. SCHANDMAUL passen perfekt in diese Kategorie. Liefern die sechs Bayern auf Studioalben ein schönes und anmutiges Stück Mittelalterpathos, gewürzt mit packender Folklore, so feuern sie on stage ein wahres Partyfeuerwerk ab. Viel Bewegung und Energie, einfach Leben, das ist die Devise, unter der SCHANDMAUL den Fans ihre Songs kredenzen - jeder, der die Truppe schon mal live erlebt hat, wird wissen, was ich meine.
Dass es für eine derartige Live-Formation praktisch verpflichtend ist, irgendwann einen Konzertmitschnitt auf Tonträger unters Volk zu bringen, versteht sich von selbst, und dieser liegt nun in Form von "Hexenkessel" vor. Verteilt auf rund 70 Minuten Spielzeit dokumentiert der Silberling einen kompletten SCHANDMAUL-Gig, aufgenommen im "New Backstage" zu München, inklusive aller Einzelheiten, die ein Auftritt mit sich bringt. Ansagen wie auch leises Instrumentenstimmen im Hintergrund und kleine PA-Pannen, nichts wurde sträflich weggekürzt oder ausgeblendet, was der CD ein wohltuend authentisches Gewand beschert. Und wenn Barde Thomas Lindner schließlich wahlweise hingebungsvoll oder spitzbübisch von Teufelsweibern, Walpurgisnächten und Tröten singt, dazu Dudelsack, Geige und die beigemengten modernen Gitarren und Bässe aufspielen, bemerkt man sofort die Freude der Musiker an ihrem Tun. Frisch und natürlich kommen SCHANDMAUL rüber, sowohl beim Gebrauch von Instrument und Sangesstimme als auch während der Kommunikation mit dem Publikum. Da zünden bereits zu Band-Hits avancierte Songs wie 'Die Goldene Kette', 'Herren der Winde' und 'Die letzte Tröte' gleich eine ganze Ecke mehr, zumal die anwesende Menge schon ganz ordentlich mitsingt; gleiches gilt für neuere Weisen à la 'Dein Anblick' und 'Walpurgisnacht'. Kein Vergleich zwar zu den brodelnden Grölergüssen, die beispielsweise die Konzertscheiblette "Schrei!" der livesüchtigen SUBWAY TO SALLY begleiten, die Potsdamer jedoch mit den vergleichsweise jungen Schandmäulern zu assoziieren wäre zu weit ausgeholt.
Dass die "Youngsters" aber durchaus auch ältere Kollegen mitzureißen wissen, zeigt die hartschalige Version des vertonten Heiratsantrags 'Willst Du?', gibt sich hier doch kein Geringerer als IN EXTREMOs Michael Rhein als Gastinterpret die Ehre. Seine rauchige Kratzbürstenstimme verpasst dem Song einen ganz eigenwilligen Touch - 'Willst Du's extrem?' eben. Wobei mir persönlich die normale SCHANDMAUL-Version besser gefällt und ich lieber auf die weiteren 13 Originalfassungen des "Hexenkessels" zurückgreife. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten... .
Am Sound gibt es insgesamt genauso wenig zu meckern wie an der Gesamtleistung des freistaatlichen Sextetts, klar und gut differenziert wurde die klangliche Atmosphäre des "New Backstage" eingefangen, allein den Gitarren hätten hier und da etwas weniger Dominanz nicht geschadet.
Insgesamt bleibt der Eindruck eines gut arrangierten und bearbeiteten Live-Mitschnitts, der die folkloristisch-altertümliche Party prima ins heimische Wohnzimmer zu holen vermag. Und wem es allein akustisch noch nicht reicht: Parallel zum Album erscheint eine gleichnamige DVD für den optische Einblick in den bajuwarischen Konzertabend. Dann mal ran an den "Hexenkessel".
Anspieltipps: Waldmär, Dein Anblick, Herren der Winde, Die letzte Tröte
- Redakteur:
- Kathy Schütte