SCHANDMAUL - Von Spitzbuben und anderen Halunken
Mehr über Schandmaul
- Genre:
- Medieval Folk Rock
- Label:
- F.A.M.E. Recordings / BMG Ariola
- Release:
- 29.10.2001
- Herren der Winde
- Der junge Sigfrid
- Die letzte Tröte
- Eine Waldmär
- Powerdudler
- Die goldene Kette
- Gebt Acht!
- Der letzte Tanz
- Frühlingstanz
- Der Talisman
- Der Tropfen
- Henkersmahlzeit
Fans von Folk und mittelalterlichen Melodeien, aufgepasst – jetzt gibt’s was auf die Ohren. Und zwar von SCHANDMAUL. Kennt ihr noch nicht? Schämt euch, das sollte sich schnellstens ändern. Seit drei Jahren gibt es die 6-Köpfe-Kombo nun bereits, die erste CD „Wahre Helden“ wurde noch im Eigenvertrieb unters Volk gebracht, die nun vorliegende Scheibe wurde von BMG Ariola und F.A.M.E. Recordings unter die Fittiche genommen und nun nach einiger Nachbearbeitungszeit remixed und remastered auf den Markt geworfen. Und was da aus dem Studiowerk an mein Ohr dringt, kann sich mehr als hören lassen, auch wenn die wahre Stärke von SCHANDMAUL in ihrer Bühnenarbeit liegt, denn den vier Mannen und zwei Frouwen, die den Deutschen Folk-Preis 2000 an Land ziehen konnten, geht es um die Spielfreude, den Spaß an der Sache und die Arbeit vor Publikum – vermutlich wurden sie deswegen dieses Jahr als Publikumstipp der ZILLO-Leser zum ZILLO-Festival „geschickt“. Das merkt man erfreulicherweise auch der Studio-CD an.
Hier werden verschiedenste Stilelemente aus Mittelalterlicher Spielmannsmusik, Folk und Rock von Könnern an den Instrumenten vermischt, neben den rocktypischen Instrumenten Schlagzeug, E-Gitarre und Bass kommen allerlei Trommeln und Percussions zum Einsatz, Flöten, Dudelsäcke, Schalmeien, Drehleier, Geige, akustische und klassische Gitarre, Akkordeon und und und ... Die Idee, mittelalterliche Musik mit Gitarrenelementen zu vermischen, ist spätestens seit In Extremo, Subway to Sally oder Tanzwut nichts Neues mehr, aber der Sound von SCHANDMAUL unterscheidet sich erheblich von dem der „Konkurrenz“ und kann qualitativ ohne Weiteres mithalten, insbesondere treten die Rockanteile nicht zu sehr in den Vordergrund und es bleibt ausreichend Raum, damit sich die Folk- und Mittelalterbestandteile in vorzüglicher Weise entfalten können.
Die Texte und Melodien sind übrigens sehr im Unterschied zu den mittelalterlich motivierten Bands Tanzwut / Corvus Corax oder In Extremo größtenteils – oder in Gänze? – der Feder von SCHANDMAUL entsprungen, wobei die sehr gelungenen Texte durchgehend deutsch gehalten sind und es eine Freude ist, dem – leider manchmal etwas undeutlichen – Gesang zu lauschen, denn jedes Stück erzählt eine Geschichte, viele der Lieder sind balladesk gehalten, laden aber noch immer ausreichend zum mittakten ein. Und wer einmal ohne Text auskommen möchte, dem sei das Stück „Powerdudler“ ans Herz gelegt – ein Instrumental, das ins Blut und in die Beine geht. Direkt anschließend drückt „Die goldene Kette“ mit einer traurigen Liebesballade schwer auf die Tränendrüse. Man könnte hier jedem Song einige Sätze widmen, da entweder der musikalische Anteil oder der textliche Inhalt dazu einladen, aber ich kann mich gerade noch beherrschen, hoffe ich, sonst endet diese Lobeshymne von mir erst auf Seite Drei. Jedenfalls steht für mich fest, dass ich mir die Tour der Band, die bereits angelaufen ist, nicht entgehen lassen werde, denn solche Musik ist dafür gemacht, live und in Farbe gehört zu werden. Die Tourdaten gibt’s auf der gelungenen Band-Homepage, dort findet man auch Samples zum Reinhören. Aber vor dem Konzert nicht vergessen, die CD zu kaufen, damit vor der Bühne angemessen mitgeträllert werden kann!
Anspieltipps: Herren der Winde, Powerdudler, Die goldene Kette
- Redakteur:
- Andreas Jur