SCHATTENSPIELER - Babel
Mehr über Schattenspieler
- Genre:
- Hard Rock / Heavy Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Dr. Music/Rough Trade
- Release:
- 21.08.2009
- Sister Terror
- Das Böse Lebt
- Totes Glück
- Violence
- Der Weisse König
- Let Me Go
- The Last Stand
- In Ewigkeit Amen
Zur Abwechslung mal etwas Gescheites auf deutsch vorgetragen.
Ich muss es zugeben, ich habe nicht gerade eine Vorliebe für deutsche Texte. Wenn eine Band dann SCHATTENSPIELER heißt und das Album "Babel", da kommt in mir schon eine gewisse Skepsis auf, besonders weil deutsche Lyrik immer irgendwo zwischen kitschig und peinlich rangiert. Doch der erste Song gibt mir gleich ein Rätsel auf – denn hier wird englisch gesungen. Ein Blick auf die beiliegenden Informationen belehrt mich, dass hier einfach abgewechselt wird. Jeweils die Hälfte der Songs ist auf Deutsch und die andere auf Englisch verfasst.
Dabei fällt wieder auf, dass Rezensenten - mich eingeschlossen - bei deutscher Lyrik immer gleich das Schlimmste annehmen. Denn selbst wenn üblicherweise die englischen Texte von durchschnittlich gleicher Qualität sind wie die deutschen, trotzdem legt man jedes Wort bei seiner Muttersprache mehr auf die Goldwaage. Objektiv gesehen aber machen SCHATTENSPIELER ihren Job sehr gut, Plattheiten sind relativ selten. Und besonders im letzten Song, 'In Ewigkeit Amen', darf man den Deutschen attestieren, dass sie einen tiefsinnigen und ambitionierten Text verfasst haben, der sicher nicht bei jedem Hörer Zustimmung auslösen wird, aber auf jeden Fall deutlich Stellung bezieht. Dafür darf man die Band loben, das ist genau, was dem Deutschrock und –metal fehlt, nämlich Ausdrucksstärke. Dass der atteistische Tenor mir persönlich positiv auffällt, ist dabei nur eine Randnotiz. Übrigens ist der Refrain zu 'Das Böse' für mich das genaue Gegenteil, nämlich ziemlich uninspiriert, aber man kann halt nicht immer direkt ins Schwarze treffen.
Soweit zu den Texten, aber eigentlich wollte ich ja etwas über die Musik der bereits seit fast zehn Jahren existierenden Ruhrgebietler schreiben. Und das gestaltet sich gar nicht so einfach, da fast jeder Song einen anderen Charakter hat. Hier wird zu den nach der Eigeneinordnung als "Dark Rock" zu erwartenden, aber relativ spärlichen, gotischen Sounds häufiger mal klassischer Hard Rock intoniert, komplett mit Keyboards und Melodic-Rock-Refrain ('Violence'), richtig gemetalt wie im Opener 'Sister Terror' oder aber episch und bombastisch deutsch gerockt wie in 'In Ewigkeit Amen' wird aber auch. Ach ja, und eine Ballade ist auch drauf, die, um Peinlichkeiten zu umschiffen, clevererweise englisch betextet wurde. Ein Hochgucker ist obendrein der Song 'Totes Glück', bei dem der Refrain mit Growls veredelt wurde. Was, so viele verschiedene Facetten bei nur acht Songs? Ja, genau, fast jedes Lied hat einen eigenen Charakter. Wenn ich es definieren müsste, würde ich sagen, stellt es unter Heavy Metal, aber in die melodische Ecke.
Diese Vielfalt ist natürlich auch ein Problem des Albums, denn gelegentlich hat es schon einen samplerartigen Charakter und nicht jeder wird die häufigen Stilwechsel nachvollziehen und genießen können. Da aber ein paar Grundelemente wie ein Händchen für griffige Melodien und abwechslungsreiche Keyboard-Sounds allen Songs gemein sind, gibt es keinen schlechten Song auf "Babel", sondern nur verschiedene Vorlieben beim Hörer, die über Gefallen und Nichtgefallen entscheiden. Das wiederum kann tatsächlich nur jeder für sich selbst entscheiden und die Tatsache, dass es mir gefällt, sollte allein kein Kaufgrund sein – hier ist Reinhören Pflicht. Aber: Mir gefällt's. Dir auch?
P.S.: Eine Unsitte prangere ich aber dennoch an! Das letzte Lied ist mitnichten eine halbe Stunde lang, statt dessen gibt es zwanzig Minuten Stille, bevor die Ballade in einer anderen Version ertönt. Dieser Quatsch hat mich schon immer gestört und verleidet mir das Hören von "Nevermind" regelmäßig, weil man es nicht skippen kann und die CD einfach vor sich hinläuft. Pfui!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger