SCHATTENTANTZ - Galgenfrist
Mehr über Schattentantz
- Genre:
- Medieval Folk Metal
- Label:
- Eigenproduktion
- Ouwe
- Die Hexe
- Schattentantz
- Cernunnos
- Winterszeit
- Im Lentz
- Bauernknecht
- Düsterschiff
- Praeludium
- Ein Blatt im Wind
- Galgenfrist
Manchmal gibt es gar schicksalhaftes Zusammenspiel in des Lebens Begebenheiten, so wie mir geschehen im Maien anno demoni 2002. Kurz zuvor hatte ein Clanfreund, der mit den Spielleut' von SCHATTENTANTZ befreundet ist, mir ihren 2001 erschienenen ersten Silberling in die Anlage geschmissen, auf dass ich ein Ohr oder derer zweie achtsam darauf würfe; und auf einem Chattertreffen des mittelalterlich interessierten Volkes von www.redseven.de traf es sich, dass nicht nur jener Freund dabei war, sondern die Veranstalter zudem erwähnte Truppe engagiert hatten, so dass ich mir live ein näheres Bild machen durfte.
Und seither bin ich geradezu verzückt von diesen Mannen und Frouwen. Vor Ort boten sie ohne Verstärker und moderne Instrumentierung eine frische, sympathische Show, die so eng am Publikum blieb, wie ich es zuvor nur selten je erlebte; auf ihrem Studioalbum mischen sich zu diesen altertümlich Klängen zwischen Folk und Spielmannsmusik neumodische Saiteninstrumente wie elektronische Gitarren und Bass. Ansonsten bedient man sich mit Schlagwerk, Flöten, Cello, Dudelsack, Schalmei, Bouzouki und Drehleier eines breiten Repertoires an Instrumentarien. Wer nun aber gelangweilt weiterblättern möchte, weil er einen weiteren Klon der derzeit schwer angesagten Neuerweckung mittelalterlicher Harmonien und Instrumente im Bereich von Rock und Metal befürchtet, dem sei angeraten, weiterzulesen.
Obwohl die Produktion für einen Erstling ohne Label-Rückhalt erstaunlich gut ist und Artwork sowie Booklet äußerst lecker aufgemacht sind, wird hier keine aalglatte, perfekt abgestimmte Produktion hingelegt, wie dies auf den letzten Alben von IN EXTREMO oder SUBWAY TO SALLY der Fall war. SCHATTENTANTZ klingen unverbraucht und frisch, inspiriert und leidenschaftlich. Die Arrangements sind äußerst vielschichtig und umfangreich, ebenso die Instrumentierungen - Langeweile darf hier nicht befürchtet werden. Auch sind die modernen Gitarren so gezielt, unaufdringlich und sparsam integriert, dass der folkloristisch-mittelalterliche Aspekt dominant bleibt. Geradezu in Liedermachermanier wird hier oftmals intoniert und der Gesamteindruck ist ein sehr alternativer und grundauf ehrlicher. Von der Spielfreude und der sympathischen Gesinnung der sieben Barden konnte ich mich ja live aus nächster und vertrauter Nähe überzeugen. Gerade dadurch, dass die Produktion nicht zu glatt ist und auch der - begeisternd vielstimmig gehaltene - noch nicht ganz ausgereifte Gesang seine Ecken und Kanten hat, kommt richtige Marktatmosphäre auf und trägt zu einer sehr charismatischen Note bei.
Der mit einer wunderbaren Harmonie ausstaffierte Opener "Ouwe" gehört dabei schon zu den rockigeren Stücken mit vollem Gitarreneinsatz und von einer ausgezeichneten Melodie getragen. Man bediente sich hier Vorlagen vom Meister selbst - Walther von der Vogelweide - und arrangierte sie erheblich um. Bis auf dieses Stück und dem traditionellen "Bauernknecht" sind Musik und Texte gänzlich von SCHATTENTANTZ selbst verfasst - und das Ergebnis kann sich in beiden Komponenten hören lassen. Es werden Geschichten erzählt und musikalisch untermalt, die in den Bann ziehen und liebevoll ausgearbeitet sind.
Und mit dem Erzählen lässt man sich ausreichend Zeit; bereits "Die Hexe" - in dem die Kirche ihr Fett weg bekommt für vergangene Sünden - ist ein komplexes Epos von siebeneinhalb Minuten. Man scheut sich hier nicht vor schrägen Klängen, wo die Geschichte es verlangt und rastet auch gern mal an den Instrumenten aus. Diese Wildheit macht sicherlich ein mehrfaches Durchhören einiger Stücke nötig, entfaltet aber einen gewissen Charme und sorgt dafür, dass die CD für mich noch heute interessant bleibt. Auch werden bei Stücken dieser Art Freunde der ersten Scheiben von SUBWAY TO SALLY ihre Freude haben; die Ausrichtung ist recht ähnlich.
"Schattentantz" beginnt nett gruselig und bleibt düster, der Grundstimmung des Textes entsprechend. Diese dunkle Komponente ist bei fast allen Songs dominant und dürfte so seinen Weg in das Herz der Gothics finden, die diesen Silberling erwerben sollten.
Das dynamischere und schnellere, erneut SUBWAY-artige "Cernunnos" besticht durch Wildheit im Spiel und ein fabelhaftes mehrstimmiges Finale, das sich als Ohrwurm festsetzt.
Es folgen zwei nur noch wundervoll zu nennende Instrumentalkompositionen der melancholischen und emotionalen Art, die zum Träumen am Kamin einladen.
Auf die weiteren Stücke will ich im Einzelnen nicht näher eingehen, um den Rahmen nicht zu sprengen, es sei jedoch versprochen, dass auch diese ein intensives Zuhören zu entlohnen wissen.
Ein beachtliches und frisches Debüt, das Seinesgleichen in diesem Genre sucht und Lust auf Mehr macht.
Die CD wird leider noch von keinem Label vertrieben, aber wer Interesse hat, kann sich natürlich auf der Homepage der Band schlau machen oder Kontakt suchen:
kontakt@schattentantz.de
signal@endzeit-productions.de
Anspieltipps: Ouwe; Schattentantz; Winterszeit
- Redakteur:
- Andreas Jur