SCHELMISH - Die hässlichen Kinder
Mehr über Schelmish
- Genre:
- Mittelalter / Rock / Punk
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Napalm/Edel
- Release:
- 30.10.2009
- Bist du bereit
- Boulevard
- Überladen
- Too Late
- Die hässlichen Kinder
- For The Clansmen
- 1212
- Bläsucht
- Goresh
- Sommer
- Strangers
- Sag nur ein Wort
- Mosaik
- Für euch
<p class="MsoNormal">Musikalisch vielseitiges Album, das aber wenig gute und mitreißende Songs beinhaltet.</p>
Bei gefühlten 10 Millionen vorhandenen Mittelalterbands ist es einerseits für den Konsumenten nicht gerade einfach, den Überblick zu behalten, und anderseits haben es die Bands schwer, sich erfolgreich von der Konkurrenz abzusetzen. Wie in jeder anderen Musiksparte auch, ist der Rahmen begrenzt und musikalische Ausbrüche und Experimente werden oft mit Undank und Schellte belohnt. Doch wie halten es nun die Spielleute von SCHELMISH damit? Die gute Nachricht zuerst, sie stehen im zehnten Bandjahr immer noch nicht auf eingefahrene Soundstrukturen und mischen verschiedene Stile zusammen. Damit gibt es einen bunten Mix aus Mittelalter, Punk, Folk und Metal. Die schlechte Nachricht ist, dass diese Mischung nur streckenweise funktioniert und einige Songs damit nicht wirklich begeistern können.
Los geht es mit 'Bist du bereit', einem ruhigen und typisch mittelalterlichen Stück. Ehrlich gesagt, könnte man jetzt die CD am liebsten wieder weg legen, denn es klingt nach 100 anderen Bands. Es ist vielleicht bei einer Konzerteröffnung okay, aber Lust auf das Album macht der Song nicht. Weiter geht es mit 'Boulevard', einer flotten, punkigen Nummer. Sowohl Pseudomusiker als auch Presseleute bekommen ihr Fett weg und man könnte meinen, dass beide Gruppen pauschal die Gegner der Band sind. Seht ihr etwa in jedem Journalisten einen Feind oder könnt ihr die Wahrheit nicht vertragen? Musikalisch fast nicht zu unterscheiden ist das Lied 'Die hässlichen Kinder', wobei der Inhalt wesentlich anspruchsvoller ist, doch mit dessen Bissigkeit kann die flache und einfallslos punkige Musikumrahmung nicht mithalten. Absoluter Tiefpunkt der Scheibe ist 'Blähsucht', denn das ist so albern, dass jedes geschriebene Wort dazu zu schade um die Zeit ist.
Natürlich ist nicht alles schlecht. Die beiden Instrumental-Nummern 'For The Clansmen' und 'Goresh' sind gut arrangiert. Jedoch ist ersterer nicht allzu spektakulär geraten und könnte von jeder anderen Mittelalterband stammen. Gut, der Einsatz der E-Gitarre gegen Ende kann noch einen kleinen Akzent setzen, kommt aber gegen die geballte Landung der Dudelsäcke nicht wirklich an und geht zu sehr unter. Besser ist da schon 'Goresh' gelungen. Wohl dosierte elektronische Klänge, gepaart mit an- und absteigender Lautstärke, machen aus dem Teil eine richtige Gute-Laune-Nummer mit Tanzgarantie. Solche Momente sind dennoch zu wenig auf der Scheibe vorhanden.
Richtig zum mitrocken und mitsingen laden eigentlich nur die beiden englischsprachigen Titel ein. 'Too Late' ist eine tolle Mischung aus Mittelalter und rockigen Klängen, wobei das Schlagzeug etwas schwach auf der Brust ist. Aber flott gespielt - inklusive eingängiger Refrain - schon ist ein gutes Stück fertig. Die ersten Vocals und Töne von 'Strangers' erinnern stark an einen Song von RAMMSTEIN, doch es wird zum Glück kein billiger Abklatsch. Das liegt wohl mit daran, dass die Dame des Hauses mit in den Gesang eingreift. Hier kann ebenfalls nach wenigen Sekunden das Tanzbein geschwungen werden und sollte live für gute Stimmung sorgen. Ach ja, da ist noch 'Mosaik' zu erwähnen, der wohl härteste Song auf der Platte. Endlich braten die Gitarren mal richtig und der Mann an den Drums kommt ordentlich zur Geltung.
Das langsame und nachdenkliche 'Sag nur ein Wort' geht völlig in Ordnung. 'Überladen' und 'Sommer' sind ganz nette Nummern, doch was "nett" wirklich bedeutet, wissen wir ja alle. Zu guter Letzt holt die Band mit 'Für euch' den Fans die Sterne vom Himmel. Es wird ein Lobgesang auf die Anhängerschar vollzogen, der im Vergleich zu den Worten von 'Boulevard' einen bitteren Nachgeschmack übrig lässt.
Zugute halten muss man der Truppe auf jeden Fall, dass sie bewusst versuchen, den starren musikalischen Rahmen zu durchbrechen, auch wenn das bei der Umsetzung nur streckenweise gelingt. An der Qualität der Produktion gibt es nichts zu meckern, da klappt alles super. Was der Platte fehlt, ist so ein richtiger Ohrwurm, an dem man sich bewusst nach dem Hören an das Album erinnert. Aber eigentlich ist diese Kritik ziemlich sinnlos, schließlich interessiert es die Band ja nicht die Bohne…
Anspieltipps: Boulevard, Too Late, Goresh, Mosaik
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Swen Reuter