SCHIZOPHRENIC VOICES - Derailment
Mehr über Schizophrenic Voices
- Genre:
- Progressive Metal / Crossover
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Eigenproduktion
- Release:
- 21.01.2011
- Train Of Thoughts (Intro)
- Just Imagine 666
- You're All Sick
- Black Cathedral
- Genesis 5.7
- Stigmatized
- The Clock
- Torn Reloaded
- Drumcoholic
- Super Gau
- Dreaming Reality (Outro)
Schizophren, ja. Hier muss man auf alles gefasst sein, aber dranbleiben lohnt sich.
"Ihr seid alle krank" scheint so etwas wie das Leitmotiv von SCHIZOPHRENIC VOICES zu sein, und damit ist in etwa vorgezeichnet, wo die Reise hingeht. Die Truppe steht sicher nicht im Verdacht, musikalisch im Sumpf von ewig gleich klingenden, uninspirierten Metal-Stereotypen festzustecken. Hier wird etwas sehr Eigenständiges zusammengeschustert, das allerdings nicht immer so funktioniert, dass es dem Hörer uneingeschränkte Ohrgasmen bescheren würde.
Es ist ein Album mit Licht und Schatten. Potenzial ist ganz klar vorhanden, wenn doch nur diese anstrengenden Passagen voll wüstem, abgedrehtem Bizarro-Wirrwarr nicht wären, die beinahe in den Ohren schmerzen. Löblich zwar der Versuch, sich vom Einheitsbrei abzuheben und mal etwas Unerwartetes, Unkonventionelles rauszuhauen, allerdings habe ich immer ein Problem damit, wenn so gar kein roter Faden erkennbar ist. Ohne wenigstens ein bisschen Homogenität bleibt vieles breiig, zäh und unausgefeilt. Eigenständig und originell ist das auf "Derailment" verzapfte Genregemisch auf jeden Fall, trotzdem fehlt es häufig an wirklich packenden Momenten.
Dieses streckenweise eigenwillige "Klangerlebnis" dürfte sicher polarisieren - von Song zu Song wohlgemerkt - entweder man entdeckt eine gewissen Genialität darin oder man kommt einfach nicht rein, findet den Funken zum Überspringen nicht. Gerade zu Beginn des Rundlings mit 'Just Imagine 666' und 'You're All Sick' machen SCHIZOPHRENIC VOICES es dem Hörer mit diesem schrägen und stellenweise atonalen Gewusel alles andere als einfach. Da braucht es Nerven wie Drahtseile, um weiter dabei zu bleiben.
Doch dann gibt es immer wieder Momente, wo man denkt: "Na also, es geht doch." Diese findet man vor allem etwas weiter hinten auf der Scheibe versteckt: 'The Clock' und 'Black Cathedral' können mit zündenden Riffs, interessanter Rhythmik und teilweise sogar einem fetten Groove punkten. Hier passt dann auch der Gesang, der sonst manchmal arg disharmonisch und verschroben ausfällt. Auch 'Stigmatized' hat einige gute Ansätze, während das abschließende 'Super Gau' dann wieder recht unausgegoren und uninspiriert rüberkommt.
So scheint es, dass man sich mit den ersten beiden Songs erstmal daran abarbeiten musste, anders und verrückter als andere Hartwurstplatten zu sein. Unter dem Eindruck von einigen nachfolgenden, ordentlichen Songs wirkt das doch etwas aufgesetzt und ist einigermaßen schade, da es das "Warmwerden" mit dieser Scheibe so ungemein erschwert.
Der Sänger könnte sich in Sachen Bandbreite und stimmlichem Wahnsinn durchaus Mike Patton zum Vorbild genommen haben, nur fallen seine Vocals erwartungsgemäß nicht ganz so mitreißend aus wie die des ehemaligen FAITH NO MORE-Fronters, und müssen stellenweise sogar mit einem gewissen Nervfaktor in Verbindung gebracht werden - vor allem dann, wenn es offenbar besonders schräg und "krank" klingen soll. Dafür ist das Buntstift-Coverartwork großartig - auch hier wieder, die in diesem Fall gelungene, Abgrenzung von konventionellen, klischeebeladenen Motiven.
Fazit: Nach einem, vorsichtig formuliert, äußerst gewöhnungsbedürftigen Einstieg in die Platte erwarten den Hörer doch noch ein paar hörenswerte Songs. Allerdings fehlt trotz der zweifellos originellen musikalischen Ausrichtung immer noch der rote Faden oder zumindest etwas mehr Struktur, um "Derailment" häufiger auflegen zu wollen.
Anspieltipps: Black Cathedral, The Clock
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Stephan Voigtländer