SCIENTIST - 10100||00101
Mehr über Scientist
- Genre:
- Progressive Metal / Sludge / Doom
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Hell Comes Home
- Release:
- 05.08.2016
- The Singularity
- Siege Capture Control
- The Lighthouse
- Baptistina
- Luminal
- Gravity Well
- Limb
- Physician Heal Thyself
- Orbital
- Bloodless Breathless
- 10100||00101
Sound-Wissenschaftler aus Chicago.
Was mag den Hörer wohl bei einer Band erwarten, die sich selbst den Namen SCIENTIST verpasst hat? Ohne eine Note gehört zu haben, erwarte ich jedenfalls erst einmal ein komplexes und vielschichtiges Werk, wie es sich eben für echte Wissenschaftler gehört. So schwer die musikalische Einordnung des Quartetts aus Chicago zuerst fällt, so rätselhaft ist auch der Titel des mittlerweile zweiten Langspielers "10100||00101". Wegen der wissenschaftlichen Bezüge kommt natürlich schnell die Idee auf, dass es sich hier vielleicht um einen Binärcode handeln könnte, doch die Aufschlüsselung in "20||5" ist nicht unbedingt viel aufschlussreicher. Also bleibt mir an dieser Stelle wohl nicht anderes übrig, als mich vollkommen ahnungslos in die folgende gut einstündige Spielzeit des Silberlings zu stürzen.
Schon der Opener 'The Singularity' übertrifft dabei meine kühnsten Erwartungen, denn neben durchaus komplexen Arrangements liefert der Song einen bunten Strauß von verschiedensten Einflüssen, wie sie so sicher nicht unbedingt zu erwarten waren. So beginnt die Nummer mit wildem Djent-Riffing und wütenden Growls im besten MESHUGGAH-Stil, nur um später eine vollständige Kehrtwende zu vollziehen und mit groovigen PANTERA-Riffs und Klargesängen im Grunge-Style aufzuwarten. Was vielleicht im ersten Augenblick nach einer recht willkürlichen Mixtur klingen mag, funktioniert aber insgesamt überraschend gut und macht den Eröffnungstrack direkt zu einem der Highlights der Scheibe.
Doch das musikalische Potpourri ist noch lange nicht fertig, denn spätestens beim düsteren Rocker 'Baptistina' und dem psychedelisch angehauchten 'Gravity Well' wirft der Vierer auch noch einmal eine gute Portion Sludge und Doom Metal mit in den Mixer, um aus all diesen Zutaten schlussendlich einen düsteren und dicht verwobenen Sound zu kreieren. Teilweise funktioniert die Gratwanderung zwischen allen Genres dabei durchaus gut, weshalb vor allem das von einem tollen Riff getriebene 'The Lighthouse' und 'Siege Capture Control' zu echten Perlen avancieren. An anderer Stelle verlaufen sich die Amerikaner aber auch immer wieder mal ein wenig in den eigenen Kompositionen und verpassen es so, ihre eigentlich guten Ideen mit den nötigen Songwriting-Qualitäten zu einem homogenen Track zusammenzufügen. Auffällig ist dabei vor allem, dass dem Vierer zum Ende der Platte hin ein wenig die Luft ausgeht, denn gerade im hinteren Drittel des Langspielers tummeln sich mit 'Bloodless Breathless', dem Titeltrack '10100||00101' und 'Limb' auch einige durchaus verzichtbare Lückenbüßer, die mit der hohen Qualität des eröffnenden Song-Trios bei weitem nicht mithalten können.
Alles in allem ist "10100||00101" damit ein solides Album geworden, das aber weit hinter den eigenen Möglichkeiten zurückbleibt. Mit ihrem sehr kuriosen, aber durchaus gelungenen Stilmix hätten die Wissenschaftler aus Chicago eigentlich alles beisammen für eine wirklich spannenden Scheibe, doch legen sie sich mit ihren psychedelischen Experimenten und dem wenig zwingenden Songwriting in der zweiten Hälfte des Silberlings unnötigerweise selbst Steine in den Weg. Liebhaber von progressiven Klängen können hier aber trotzdem ein Ohr riskieren, denn gerade unter den vorderen Tracks der Platte gibt es einige echte Perlen zu entdecken.
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs