SCORPIONS - Rock Believer
Mehr über Scorpions
- Genre:
- Hard Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Vertigo Berlin (Universal Music)
- Release:
- 25.02.2022
- Gas In The Tank
- Roots In My Boots
- Knock 'Em Dead
- Rock Believer
- Shining Of Your Soul
- Seventh Sun
- Hot And Cold
- When I Lay My Bones To Rest
- Peacemaker
- Call Of The Wild
- When You Know Where You Come From
- Shoot For Your Heart
- When Tomorrow Comes
- Unleash The Beast
- Crossing Borders
- When You Know Where You Come From (Acoustic)
Überraschend starkes und musikalisch spannendes Spätwerk der Rock-Titanen aus Hannover.
Zwölf Jahre sind mittlerweile vergangen, seit die Rock-Urgesteine SCORPIONS ihren vermeintlichen Abschied ankündigten, nur um die Rente dann doch wenig später auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Und für eine Band kurz vor dem Ruhestand sind die Hannoveraner seither extrem aktiv, betouren die Welt mit beständiger Regelmäßigkeit, veröffentlichten ein beeindruckendes "MTV Unplugged"-Konzert und arbeiten weiter fleißig an neuer Musik. Zugegeben, "Return To Forever" war bis auf wenige Ausnahmen wie etwa die Single 'We Built This House' nicht unbedingt eine Sternstunde im Katalog der Band, doch als solides Alterswerk ging die Scheibe aus dem Jahr 2015 trotzdem durch. Entsprechend waren meine Erwartungen an das 19. Langeisen der Bandgeschichte "Rock Believer" nicht unbedingt besonders hoch.
Doch schon die erste Single 'Peacemaker' ließ mich aufhorchen. Angetrieben von einem coolen Riff knallte selbige Nummer nämlich überraschend hart und räudig aus den Boxen und klingt auch vier Monate nach Release überhaupt nicht nach handzahmem Altherren-Rock. Der anschließend veröffentlichte Titeltrack klingt mit seinen ruhigeren Tönen und etwas viel Pathos schon eher nach den letzten SCORPIONS-Scheiben, aber auch hier biss sich der Refrain sofort im Gedächtnis fest und ich kann mir gut vorstellen, dass die Nummer auf anstehenden Konzerten zum Highlight wird. Soweit hätte die Scheibe also der Zwilling von "Return To Forever" werden können, denn der Vorgänger hatte durchaus auch vielversprechende Singles im Gepäck.
Doch dann kamen mit 'Shining Of Your Soul' und 'Seventh Sun' zwei große Überraschungen um die Ecke, die ich so nicht erwartet hätte. Beide Kompositionen beschwören dabei einen unwiderstehlichen Siebziger-Vibe herauf, erstere mit einem coolen Reggae-Groove und zweitere mit fast schon als Psychedelic Rock einzuordnenden Tönen und absolut hervorragender Gitarrenarbeit. Spätestens jetzt war ich mehr als gespannt auf "Rock Believer". Und direkt vorweg kann ich sagen, dass die vollständige Platte großteils den geweckten Erwartungen gerecht wird. Schon das eröffnende Triple 'Gas In The Tank', 'Roots In My Boots' und 'Knock 'Em Dead' ist einfach nur großartig und tritt das Gaspedal durchs Bodenblech, wobei mir das wuchtig rockende 'Gas In The Tank' am besten gefällt. Das hohe Niveau wird im Anschluss locker gehalten, wo die bereits besprochenen Singles in die Trackliste des Albums eingestreut werden. Zwischen selbigen gibt es mit 'Hot And Cold', dem partytauglichen Up-Tempo-Rocker 'When I Lay My Bones To Rest' und dem getragenen 'Call Of The Wild' gleich noch drei weitere absolute Höhepunkte zu bestaunen. Gerade der deutlich härtere Anstrich der meisten Nummern gefällt mir hierbei extrem gut. Ob da Ex-MOTÖRHEAD-Drummer Mikkey Dee seine Finger mit im Spiel hatte? Immerhin ist Dee hier erstmalig auf einem SCORPIONS-Langdreher zu hören. Woher die Inspiration kam ist am Ende aber auch egal: Bis zum zehnten Track ist das Album einfach nur großartig.
Danach schleichen sich allerdings mit 'Shoot For Your Heart' und 'When Tomorrow Comes' dann auch zwei Füller ein, während mich 'When You Know Where You Come From' in seiner elektrischen Version ebenfalls nicht so recht überzeugen kann. Die Unplugged-Variante am Ende der Scheibe fesselt mich da schon eher und beschwört den Vibe des eingangs erwähnten "MTV Unplugged"-Konzerts herauf. Glücklicherweise bleiben diese drei Nummern aber die einzigen wirklichen Durchhänger, denn 'Unleash The Beast' und das überraschend bluesige 'Crossing Borders' beenden das Album mit versöhnlichen Tönen, auch wenn beide nicht ganz an das Niveau des eröffnenden Zehnerpacks herankommen.
Ein paar Kürzungen in der Trackliste hätten "Rock Believer" also wie so vielen modernen Alben gut getan, aber auch mit den drei erwähnten schwächeren Nummern bleibt das 19. Werk der Hannoveraner eine faustdicke Überraschung. Ich jedenfalls hätte nach dem doch eher zahmen Vorgänger nicht so einen Volltreffer von den Skorpionen erwartet, doch schlussendlich muss ich ganz klar festhalten: Auch nach weit über 50 Jahren im Rock-Business sticht der Stachel noch und angesichts einer starken Scheibe wie "Rock Believer" dürfen Klaus Meine und Co. die Rente gerne noch weiter verweigern!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs