SCOWL - Are We All Angels
Mehr über Scowl
- Genre:
- Post-Hardcore / Punkrock / Hardcore
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Dead Oceans
- Release:
- 04.04.2025
- Special
- B.A.B.E.
- Fantasy
- Not Hell, Not Heaven
- Tonight (I'm Afraid)
- Fleshed Out
- Let You Down
- Cellophane
- Suffer The Fool (How High Are You?)
- Haunted
- Are We All Angels
So muss moderner Hardcore klingen.
Ist das eigentlich noch die gleiche Band? Die Frage stellt sich unweigerlich nach den ersten Tönen von "Are We All Angels" von SCOWL. Wer das Debüt "How Flowers Grow" der US-Amerikanerinnen und -Amerikaner kennt, rechnet nämlich eher mit einer im Hardcore-Punk verwurzelten Truppe, die im Jahr 2021 noch 10 Songs in 15 Minuten runtergeballert hat. Schon nach dem ersten Durchgang ist klar, dass das neueste Werk damit nicht mehr viel zu tun hat. Und das liegt nicht nur an der Spielzeit und der Länge der Songs - auf dem Zweitling dauert (fast) jedes Lied um die drei Minuten -, sondern es wird direkt auf jeder Ebene deutlich.
Vom kompromisslosen und knackig nach vorne preschenden Hardcore ist in musikalischer Hinsicht nicht mehr viel übrig geblieben. Stattdessen setzt die Band auf Punkrock mit kalifornischem Einschlag und einer Menge Pop-Punk. Gerade auch in den Refrains scheint die Gruppe plötzlich ein Gefühl für Melodien gefunden zu haben. In 'Suffer The Fool (How High Are You?)' oder 'Fantasy' wird das Tempo sogar richtig gedrosselt. Auf den ersten Eindruck mag dies vielleicht etwas langweilig wirken, ist es aber ganz und gar nicht. Denn es gibt genug tighte Punkrocknummern wie 'B.A.B.E.', 'Let You Down' oder 'Are We All Angels', die mal rau und mal poppig nach vorne gehen. Hinzu gesellen sich Tracks wie 'Special', 'Fleshed Out' oder das mit extremem Drive versehene 'Tonight', die mit Anleihen und überraschenden Elementen aus Alternative, Grunge und Post-Punk ganz starke Akzente setzen. Hier und da blitzt dann aber doch noch der Hardcore und vor allem der Post Hardcore durch. So entsteht ein unglaublich moderner und abwechslunsgreicher Sound.
Getragen wird "Are We All Angels" jedoch eindeutig von Frontfrau Kat Moss. Ließ sie auf dem Debüt noch all ihre Emotionen schreiend heraus, präsentiert sie sich nun als gereifte Sängerin. Dabei spielt sie immer wieder die Unschuld vom Lande, wie wenn sie beispielsweise in 'Fantasy' ein paar "Da Da Da Da" singt. Sie lächelt die Zuhörenden dabei an, nur um ihnen dann, wenn sie nicht damit rechnen, den Mittelfinger mitten ins Gesicht zu halten und die Zähne zu fletschen. Beweise hierfür sind Schreiattacken in 'Fantasy', 'B.A.B.E.' oder der fauchende Backgroundgesang in 'Fleshed Out'.
Die Entwicklung von SCOWL mag überraschend sein, passt aber in die aktuelle Zeit, in der Bands wie AMYL & THE SNIFFERS große Erfolge feiern, Pop-Punk ein kleines Revival erlebt und Post Punk und Post Hardcore in einer geglätteten Form angesagt sind. Doch das wichtigste ist, dass das Quintett mit seiner neuen Ausrichtung einfach alles richtig macht und eine spannende Platte abliefert, die auch nach mehreren Hördurchgängen nicht langweilig wird. So muss moderner Hardcore klingen. Eines der Genre-Highlights im Jahr 2025!
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Dominik Feldmann