SCULFORGE - Intergalactic Battle Tunes ...
Mehr über Sculforge
- Genre:
- Heavy Metal / Melodic Speed Metal
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- MDD Records
- Release:
- 23.06.2023
- Into The Never
- Lost In The Warp
- Forbidden Knowledge
- For The Omnisavior
- For Honor
- Spacehull
- Lost And Found
- Dark Ruins
- The Sovereign Protects
- Secrets Unlocked
- Slave To The Machine
- The Extraction
- Extermination
- A New Hope
- Castilla Stands
- Glorious
- Schwanengesang
- The Escape
- Epitaph
- Kings Of The Battlefield
- Reign Of Chaos
- Follow Me
- Into The Depths
- Heart Of Darkness
- The Sculforge Inn Incident
- Sculforge Inn
Musikalisch stark, gesanglich und konzeptuell etwas überambitioniert.
Was macht man, wenn man während einer Pandemie in Berlin festsitzt, Musiker ist und gleichzeitig eine Vorliebe für Fantasy-Geschichten hat? Genau, man gründet eine Band, nennt diese SCULFORGE und widmet sich fortan dem Melodic Speed Metal. Genau so haben es Bassist Ariez, Schlagzeuger Chris Merzinsky, Gitarrist Fabz McBlackscul und Sänger Polly McSculwood (die Pseudonyme passen zur abgespacten Musik) im Jahr 2020 gemacht und bereits 2021 mit der EP "Lost In The Warp" ein erstes Lebenszeichen in neuer Konstellation veröffentlicht. Nun folgt mit dem Album "Intergalactic Battles Tunes ..." das Debüt auf kompletter Albumdistanz, wobei die Scheibe auch noch den reichlich sperrigen Untertitel "... Stories From Behind The Dark Side Of The Moon To The Milky Way And Beyond!" trägt.
Die Fantasy-Vorliebe der Jungs habe ich ja bereits erwähnt, allerdings ist sie vielleicht etwas größer ist als man eventuell vermuten könnte. Inspiriert vom Tabletop-Spiel "Warhammer 40k" hat sich der Vierer nämlich direkt eine ausladende Sci-Fi-Geschichte ausgedacht, auf der sämtliche Texte des insgesamt 26 (!) Songs umfassenden Langspielers basieren. Wir haben es hier also mit einem waschechten Konzeptalbum zu tun, dessen ausladende Trackliste allerdings auch von zahlreichen Hörspiel-Zwischenspielen aufgebauscht wird, die im Prinzip dazu da sind, die Geschichte voranzubringen. Abseits davon gibt es musikalisch primär temporeichen und extrem melodischen Metal auf die Ohren, dessen Inspirationsquellen offensichtlich aus der deutschen Hauptstadt dieser Spielrichtung stammen. Mehr als einmal muss ich jedenfalls an das HELLOWEEN-Debüt "Walls Of Jericho" oder das GAMMA RAY-Frühwerk denken, während ich mich auf der Reise durch die intergalaktischen Kriegslieder befinde. Teilweise interpretieren die Berliner ihren melodischen Speed Metal aber auch mit einer guten Thrash-Kante und haben eine Vorliebe für epische Ausflüge, die natürlich gut zur dystopischen Zukunftsvision passen.
Eigentlich müsste hier also alles vorbereitet sein, um als Hörer oder Hörerin auf eine spannende musikalische Reise zu gehen. Doch trotz der grandiosen Musikalität, die SCULFORGE quer durch "Intergalactic Battle Tunes ..." hinweg zelebriert, will der Funke der Begeisterung nie restlos überspringen. Klar, die Trademarks beherrscht das Quartett: Die flotten Riffs sitzen, die Lead-Gitarren - gerne auch mit typischen IRON MAIDEN-Harmonien versehen - werden zwingend serviert und die Kompositionen sind detailverliebt, trotzdem aber immer geradlinig genug, um auch ohne Textblatt oder musikalischen Hochschulabschluss genießbar zu sein. Woran liegt also meine mangelnde Begeisterung? Primär würde ich sie an Fronter Polly McSculwood festmachen, dessen herbes Organ zwar in den bissigeren Passagen hervorragend funktioniert. Wenn sich der Sänger aber zum großen Refrain aufschwingt, fehlt im doch oftmals etwas der Druck und teilweise klingt es so, als ob er dicht an seinen Möglichkeiten oder sogar etwas darüber hinaus singen würde. Da müssen dann schön öfter einmal die Chöre herhalten, um die Hookline zu tragen.
Wie so oft ist dieser Kritikpunkt sicher in Teilen auch eine Geschmacksfrage, doch für mich persönlich steht und fällt in einem so gesangslastigen Genre eben alles mit der Stimme des Sängers oder der Sängerin. Ebenso muss ich sagen, dass die Scheibe mit knapp 70 Minuten deutlich zu lang geraten ist, denn gerade hinten raus nutzt sich das musikalische Rezept doch immer mehr ab. Dazu nerven die ständig eingeschobenen Hörspiel-Passagen, die am Anfang noch als nettes Gimmick durchgehen, im weiteren Verlauf immer mehr, weil sie vor jedem Song eingestreut werden und den Hörfluss brechen. Wie man so etwas organischer in eine Platte einbaut, sollten die Berliner vielleicht noch einmal bei QUEENSRYCHE oder PINK FLOYD nachhören.
Trotzdem ist "Intergalactic Battle Tunes ..." beileibe kein schlechtes Album. Ja, der Vierer hat sich sicher etwas zu viel vorgenommen mit dieser ausladenden Konzeptscheibe und verläuft sich ab und an noch im Dickicht seiner eigenen Ideen. Die musikalische DNA stimmt aber dennoch, sodass man SCULFORGE für die Zukunft definitiv im Auge behalten muss, gerade wenn man auf die eingangs erwähnten Speed-Metal-Titanen steht.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Tobias Dahs