SEAMOUNT - Earthmother
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2012
Mehr über Seamount
- Genre:
- Stoner/Doom Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Church Within / Alive
- Release:
- 09.11.2012
- Surrender
- The Fool
- Echoes
- Just For Fantasy
- Earthmother
- Aphrodite's Child
- Isolation
- Do It Again
- Everything Divine
- Music
Die deutsch-amerikanische Doom-Fusion mit einer hochemotionalen Reise.
Da denkt man, dass das langsam auslaufende Jahr bereits sein Hochlichter offenbart hätte, da erfreuen Bands, die man gar nicht auf dem Zettel hatte, mit höchst erbaulichen Klängen. In diesem speziellen Falle, rede ich von der Truppe SEAMOUNT, die allen Gourmets innerhalb der Doomgemeinde lange ein Begriff sein wird. Immerhin legt die deutsch-amerikanische Kollaboration mit "Earthmother" bereits ihr viertes Langeisen auf die heimischen Plattenteller. Ach nee, so darf man das im digitalen Zeitalter gar nicht mehr schreiben. Allerdings vergisst man beim Anhören der zehn Songs völlig, in welcher Dekade man sich gerade befindet.
Die deutsche Band, die sich den Luxus gönnt mit Phil Swanson, den Sänger solcher Kult-Bands wie HOUR OF 13, BRITON RITES oder UPWARDS OF ENDTIME vor ihr Mikrofon stellen zu können, klingt nämlich herrlich altmodisch, ohne dabei auch nur eine Sekunde angestaubt zu wirken. Und wenn ich in der Einleitung von Doom geschrieben habe, so ist zumindest auf "Earthmother" kein Doom im klassischen Sinn zu hören. Wer an epische Walzen oder schlürfende Sandstürme denkt, ist bei SEAMOUNT auf dem völlig falschen Dampfer. Die Musik des Quintettes baut mit stimmungsvoller Instrumentierung eher eine doomige Atmosphäre auf, die den Hörer schnell erfasst. Dabei kann die musikalische Untermalung allerdings auch schon mal etwas flotter werden, wie das fluffige 'The Fool' eindrucksvoll belegt. Das ist eine beinahe fröhliche Uptemponummer, mit einer tollen Gitarrenmelodie, die sich hypnotisch ins Bewusstsein des Hörers fräst und dort für längere Zeit nicht mehr weg zu bekommen ist. Extrem klasse. Damit man aber nicht in Euohorie verfällt, gibt es im direkten Anschluss das sieben Minuten lange, behutsam startende 'Echoes', welches sich im weiteren Verlauf zwar steigert, dabei aber immer melancholisch bleibt. Ein toller Song, bei dem mir besonders der Gesang von Phil gefällt. Seine ungewöhnlich zerbrechlich klingende Stimme, die der eine oder andere Zuhörer mit falschen Ohren eventuell als nölend empfinden wird, ist die Himbeersoße auf dieser seufzenden Beerentorte. Wer mir nicht glaubt, darf sich dies auch gern vom ebenso ergreifenden 'Isolation' bestätigen lassen. Magisch. Da ist 'Do It Again' bloß noch ein Selbstverständnis.
Wer jetzt allerdings befürchtet, auf "Earthmother" ausschließlich niederschmetternde Emotionalkeulen um die Ohren gebraten zu bekommen, der darf sich gern vom treibenden Uplifter 'Just For Fantasy' verwöhnen lassen. Eine fast beschwingte Nummer, bei der man sich die Sahne aus den Mundwinkeln schleckt, um die Melodie mitflöten zu können. Man könnte aber auch das rabiate 'Everything Divine' anschmeißen und sich von der Wucht dieser Nummer an die Wand drücken lassen. Schrieb ich weiter oben noch irgendwas von "zerbrechlich", dann kann das während dieses Knarzkrachers nur für das umher stehende Mobiliar gelten. Die berühmte Axt im Walde. Obacht bei der Nackenmuskulatur.
Dass man schlussendlich einen Kniefall vor der altehrwürdigen WITCHFINDER GENERAL macht und eben deren 'Music' nachspielt, zeugt von gutem Geschmack. Allerdings will dieser Gassenhauer mit seinem schmissigen Chorus zuerst so gar nicht zum restlichen Material passen. Wahrscheinlich ist er deshalb an dieser Stelle des Albums platziert worden. So kann jeder Hörer allein entscheiden, ob er doch noch gute Laune bekommen möchte. Gute Laune ist aber überbewertet, daher kann man sonst auch gern vorher zurück zum Beginn dieses wundervollen Albums springen.
Mehr zu diesem Album:
Soundcheck 11 / 2012
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae