SEAR BLISS - Glory And Perdition
Mehr über Sear Bliss
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Red Stream
- Release:
- 13.09.2004
- Birth Of Eternity
- Reverie
- Night Journey
- Glory To Perdition
- Two Worlds Collide
- Ode To A Dying Star
- Shores Of Death
- Dreams Spectre
- Blood Serenade
- Lacus Somniorum
Mittelalterlich anmutende Bläser stehen mit langen Hörnern auf einem Schlachtfeld, unter ihren Füßen türmen sich Leichen von "Robocop"-ähnlichen Kriegern, im Hintergrund scheint noch der Kampf zu toben. Ruhm und Verdammnis - "Glory and Perdition" - scheinen oft nah beieinander zu liegen, auch auf dem Cover der neuen Scheibe von SEAR BLISS. Die Jungs haben sich auf ihrem nunmehr fünften Album für den Ruhm entschieden und erobern die Welt erneut mit einer Art Black Metal, der sich wirklich einmal "innovativ" schimpfen darf.
Die Ungarn gibt es schon seit knapp zehn Jahren. Seit ihrem Beginn steht ihre Musik für den unbedingten Ausbruch aus konventionellen Mustern schwarzmetallischer Tonkunst, ihre Trompetenklänge sind zum Markenzeichen dieser völlig genialen Band geworden. So verschwendet auch "Glory And Perdition" keine Zeit und steigt mit einer sanften Flötenmelodie ein, die durch Geknüppel und eben diese sanfte Trompete abgewürgt wird. Dazu krächzt Sänger András Nagy im Hintergrund, atmosphärische Keyboard-Teppiche und hymnische Riffs geben "Birth Of Eternity" wahrhaftig ein Gefühl von Ewigkeit.
Wenn dann noch die Stimme von Gastsänger und Multitalent Attila Csihar (Ex-TORMENTOR, Ex-MAYHEM, ABORYM, etc.) einsetzt, kriecht schon der erste wohlige Schauer über den Rücken und bleibt dort für den Rest des Albums gleich sitzen. Runde fünf Minuten dauert die erste kleine Ewigkeit, einen besseren Einstieg hätten sich SEAR BLISS nicht aussuchen können. Und weiter geht die Platte, zwischen eisiger Kälte und melancholischer Bitterkeit gefangen, tummelt sich das Quintett in den Untiefen menschlicher Empfindungen. Die Texte heben sich dabei wohltuend von sonstigen Satan-Klischees ab, hier geht es um die Stärke und den Verfall von Individuen, um Ehre und Ruhm, um Kampf und Verderben. Alle Songs klingen sorgfältig arrangiert, der Sound bohrt sich wie ein Pfeil ins Ohr, jedes einzelne Instrument fordert bittet und deutlich um Gehör. Immer wieder lockern Akustikparts die oft getragen wirkenden Songs auf.
Doch gleichzeitig beherrschen die fünf Musiker auch die hohe Kunst des phantasievollen High-Speed-Dreschens - wenn SEAR BLISS wie in 'Blood Serenade' das Tempo anziehen, schimmert die majestätische Extravaganz und Erhabenheit von EMPEROR oder frühen ULVER durch ihre Musik. Leider dauert die von unendlich schönen Bläserklängen getragene Reise durch geniale Riffwelten nur rund 36 Minuten lang und leider steuert Stimmgott Attila nur noch bei dem kriegerischen Oberhammer 'Shores Of Death' sein Organ bei. Ansonsten ist "Glory And Perdition" aber das erwartete großartige Album einer der innovativsten, abgedrehtesten, originellsten und ehrlichsten Bands im großen Black-Metal-Zirkus. Vorhang auf!
Anspieltipps: Birth Of Eternity, Shores Of Death, Two Worlds Collide, Blood Serenade
- Redakteur:
- Henri Kramer