SEASONS OF THE WOLF - Once In A Blue Moon
Mehr über Seasons Of The Wolf
- Genre:
- Epic Metal
- Wings Of Doom
- Snaggletooth
- Nikhedonia
- Ghost Woman
- In The Shadows
- Behind The Eyes Of Evil
- The Reaper
- Battle Scars
- Alien Landscapes
- The Edge Of Time
- Peace On Earth
- Name Your Poison
Auch wenn es lange Zeit nicht mehr danach ausgesehen hat, existiert die amerikanische Formation SEASONS OF THE WOLF tatsächlich noch immer! Wer mit den in den späten 90er Jahren veröffentlichten Alben "Seasons Of The Wolf" und "Lost In Hell" vertraut ist und/oder das letzte Lebenszeichen der Herrschaften rund um Sänger Wes Waddell namens "Nocturnal Revelation" aus dem Jahre 2001 kennt, wird wissen, worauf er sich einlässt, wenn er sich diesen "Wölfen" hingibt.
Exquisiter, immerzu melodiöser, dezent hardrockig angehauchter und zum größten Teil sehr episch intonierter Power Metal ist es, den uns diese, im Moment in der Besetzung Wes, Barry Waddell (G) und Dennis Ristow (K) bestehende Formation, der während der Aufnahmen des vorliegenden Albums im Studio einige Drummer (unter anderem auch ihr ehemaliger Schlagzeuger Wayne Hoefle) und Bassisten ausgeholfen haben, anzubieten hat. Was auch immer diese sehr lange Absenz von der Szene verursacht haben möge, schon der erste Durchlauf dieses Werkes kann nur als Erlösung von der Wartezeit gewertet werden, denn an den insgesamt zwölf Kompositionen von "Once In A Blue Moon" wird sich der Freund des epischen und kraftvollen Metals erneut bedingungslos ergötzen können.
Obwohl die Band den Power Metal ein klein wenig in den Hintergrund gedrängt, den Metal generell einigermaßen verdrängt und durch knackigen Hardrock der 70er Jahre substituiert hat, bleibt die Handschrift dieser Formation eindeutig erkennbar. Während Barry mitunter im Stile von Großmeister Iommi zockt, dann und wann aber auch Erinnerungen an die ganz alten VIRGIN STEELE aufkommen lässt und zudem das gesamte Spektrum an Epic-Metal-Größen gitarrentechnisch intus zu haben scheint, lässt sich Wes mit seinem hohen, prägnanten und perfekt zu den Kompositionen passenden Organ auch auf diesem Album nur sehr schwer mit einer anderen Größe des Business vergleichen. Nicht zuletzt dadurch haben SEASONS OF THE WOLF einen sehr hohen Wiedererkennungswert inne, wodurch diese Amis problemlos vom Großteil der Mitbewerber zu unterscheiden sind.
Das eröffnende Doppel 'Wings Of Doom', das jedoch mit doomigen Klängen nichts zu tun hat, und 'Snaggletooth' stellt schon einmal eindrucksvoll unter Beweis, dass sich SEASONS OF THE WOLF während ihrer kreativen Pause keinesfalls an irgendeiner neumodischen Abart des Heavy Metal orientiert haben, denn die alte Schule regiert zu jeder Sekunde das Geschehen auf "Once In A Blue Moon". Heftig, aber immer melodiös, episch, aber dennoch immer auf den Punkt gebracht und zudem zwingend eingängig klingen diese beiden Tracks und versetzen den Zuhörer erstmals in Euphorie. In 'Nikhedonia' zeigt die Band dann zum ersten Mal auf ihrem neuen Album ihre Fähigkeit, atmosphärisch dichte Nummer zu komponieren. Hier lässt sich der Einfluss von KING DIAMOND und MERCYFUL FATE zwar nicht verleugnen, aber die übelste Referenz ist das ja nun auch wieder nicht, würde ich meinen. Mit einer fetten Hammondorgel startet dann 'Ghost Woman', das absolute Highlight dieser Scheibe. Ein dermaßen intensives, episch angelegtes und dennoch kraftstrotzendes Teil, das noch dazu eine massive 70er-Schlagseite abbekommen hat, ist mir schon sehr lange nicht mehr zu Ohren gekommen. Man spürt die Anwesenheit dieser Dame förmlich und nach der Zeile "She speaks to me from the Other Side" konnte ich tatsächlich weibliche Stimmen in meinem Kopf vernehmen. Was für ein einzigartiges Erlebnis!
Aber das war noch lange nicht alles, was SEASONS OF THE WOLF auf ihrem neuen Album anzubieten haben. Das mit coolen, geradezu klassischen Hardrock-Gitarren eröffnete 'In The Shadows' lässt mich sofort an uralte, hardrock-orientierte NWoBHM-Formationen denken, ehe 'Behind The Eyes Of Evil' aufgetischt wird, eine Nummer, die man sich in etwa wie eine rockige, mit massiver 70er-Schlagseite versehene Version eines Soundtracks zu einem Horrorfilm vorstellen kann. Auch hierzu muss die immens intensive Atmosphäre gesondert erwähnt werden, Gänsehaut pur! SEASONS OF THE WOLF haben jedoch keine Gnade mit dem Zuhörer, der noch in dezent hippesken Fantasien eines vor dem geistigen Auge ablaufenden Horrorstreifens schwelgt, denn sie schicken unmittelbar danach 'The Reaper' ins Rennen, um uns zu holen.
Habt ihr problemlos geschafft, Jungs, mich vom 'Onkel Reaper' holen zu lassen, denn auch in jenem Song regiert geniales Wechselspiel von Orgel und Gitarre, und zu derlei Klängen lasse ich mich doch gerne mitnehmen, wohin auch immer. In 'Battle Scars' zeigt die Band dann erneut ihre episch-metallische Seite, man kann hier durchaus von einer Hymne für die Ewigkeit sprechen, die SEASONS OF THE WOLF damit abgeliefert haben!
Das Instrumental 'Alien Landscapes' lässt dann zwar eher an Formationen wie THE RAH BAND denken als an vertraute Bands, aber mit 'The Edge Of Time' lassen die Amis eine weitere Hymne vom Stapel, die internationale Vergleiche nicht zu scheuen braucht. Hierzu ist mir zudem auch noch eine sehr interessante (wenn auch leider nur rein fiktive) Vergleichsmöglichkeit in den Sinn gekommen. Man stelle sich vor, VANDERHOOF hätten sich für ein weiteres Album einen gewissen Mike Howe gekrallt, der nunmehr aber noch eine Spur höher und vor allem extremer singt und auch seine Phrasierung ein wenig verändert hat, dann kann man sich in etwa ein Bild meiner Phantasie machen.
Sehr soundtrack-mäßig startet dann 'Peace On Earth', das in Folge aber zu einem Uptempo-Banger und zugleich zu einer der heftigsten Nummern dieses Albums gedeiht und somit ein perfektes Finale einleitet, das mit 'Name Your Poison', in dem SEASONS OF THE WOLF ihre Fähigkeiten gesammelt und repräsentativ unter Beweis stellen, sein Ende findet. Ein Hammer von einem Album, allerdings muss ich jetzt aufhören zu schreiben, denn ich muss dringend weg, irgendeine 'Ghost Woman' wartet nämlich schon auf mich ...
Anspieltipps: Wings Of Doom, Nikhedonia, Ghost Woman, The Reaper, Name Your Poison
- Redakteur:
- Walter Scheurer