SECOND CALLING - Impressions
Mehr über Second Calling
- Genre:
- Progrock
- Elements
- Contact
- Fivish
- The Other Side
- Beyond The Night
Prog-Rock-Nachwuchs lungert nicht gerade an jeder Straßenecke rum. SECOND CALLING sind eines dieser seltenen Exemplare, das sich in den Siebzigern am wohlsten fühlt und sämtliche Trends ignoriert. Die Deutschen als reine Retro-Kapelle abzustempeln, täte ihnen allerdings unrecht. Vielmehr orientiert sich das Quintett an einer Band wie EVERON, die es gekonnt versteht, ihre Vorlieben offen zu legen, ohne angestaubt zu klingen und den Teebeutel von gestern wiederzuverwenden. Die Combo selbst sieht ihre Tracks als "Reise, bei der man einen Ort nie ein zweites Mal zu Gesicht bekommt", und damit ist die Marschroute von "Impressions" deutlich vorgegeben. Überträgt man diesen Ansatz auf das Songwriting, heißt das, die einzelnen Nummern folgen nicht unbedingt dem Strophe/Refrain/Strophe-Schema, sondern haben eher einen A-B-C-D-Charakter. Viele Ideen werden eingeführt, um später verworfen zu werden und Platz für neue zu schaffen.
Was sich in der Theorie vielleicht nach Flickenteppich galore anhört, ist in der Praxis hörbar schlüssiger. Vor allem die gut abgehangene Relaxtheit der Musik, die hin und wieder von bratenden Klampfen verdrängt wird, macht den Reiz dieser EP aus. Standesgemäß endet die EP mit dem ruhigen 'Beyond The Night', das mit Samples aus Tarantinos "Reservoir Dogs" und einem Film-noir-artigen Bar-Jazz-Teil verfeinert wurde. Im Vordergrund stehen dabei jederzeit die verschiedensten Keyboardsounds, entspannte Gitarrenakzente und deutlich wahrnehmbare Bassläufe. Am besten funktioniert dieser Mix beim Opener 'Elements', bei dem man gegen Ende mit DREAM THEATER-Versatzstücken hantiert, dem abwechslungsreichen 'Contact' und der etwas konventioneller strukturierten Rock-Nummer 'The Other Side'. Getragen von den guten, teilweise an Daryl Palumbo (GLASSJAW) und ALIEN ANT FARMs Dryden Mitchell (!) erinnernden Vocals von David Schäfer zeigen all diese Songs das Potenzial auf, das in der Band steckt.
Verbesserungswürdig ist die Produktion, die besonders die verzerrten Gitarren zu wenig zur Geltung kommen lässt. Und in punkto Zusammenspiel geht auch noch ein bisschen mehr; von chaotischem Geschepper ist das "Impressions"-Demo aber weit entfernt. Fans von SPOCK'S BEARD, die mit einer (leicht) moderneren Ausrichtung klarkommen, sind deshalb eingeladen, die Homepage zu besuchen und in diese Platte reinzuhören. Guter Start!
Anspieltipps: Elements, Contact
- Redakteur:
- Oliver Schneider