SECRET OYSTER - Sea Son
Mehr über Secret Oyster
- Genre:
- Psychedelic / Jazz Rock
- Label:
- The Laser's Edge
- Release:
- 21.02.2006
- Oysterjungle
- Mind Movie
- Pajamamafia
- Black Mist
- Painforest
- Paella
- Sea Son
- Alfresco Part I
- Alfresco Part II
"Sea Son" erschien bereits 1974, was man dem Album auch anhört. SECRET OYSTER spielen psychedelischen Rock, der meist eher entspannt daherkommt, aber auch starke Jazzeinflüsse – vor allem rhythmischer Art – mitbringt (sehr gut fusioniert, übrigens). Stellenweise böte sich der Vergleich zu CAN an (go with the flow…), wobei die hier besprochenen Dänen jedoch deutlich auskomponiertere Werke vorzuweisen haben; für den vorliegenden Zweitling hatten sie zudem die Möglichkeit zu einer etwas aufwendigeren Produktion, bei welcher sie auch Streicher in ihr Arrangement integrierten. Dabei bewiesen sie Feingefühl, an keiner Stelle klingt ihre Musik überladen. Der Fluss der Musik ist sehr angenehm, die Anordnung der Stücke wirklich gelungen.
'Oyster Jungle' bietet einen guten Vorgeschmack auf das, was im weiteren Verlauf der Scheibe noch folgen wird. Mit 'Mind Movie' folgt ein sanft dahingleitender Neunminüter mit einem ebenso langen wie dichten wie auch intensiven E-Gitarrensolo, das zwar noch hörbar irgendwann einmal vom Blues abstammte, sich jedoch zu einem ganz eigenen Charakter entwickelt hat; endlos mäandert das Stück dahin, variiert seine Grundmotive über einen rippelnden Rhythmusteppich aus Schlagzeug, Bass und Piano. Wer auf die elegisch angelegten Frühwerke von JUDAS PRIEST wie etwa 'Desert Plains', 'Victim Of Changes' in relaxterer Form und mit Abstrichen auch 'Solar Angels' steht, sollte da mal reinhören. Hektischer, trippiger, vor allem aber jazziger drechselt sich die 'Pajamamafia' ins Ohr, ein von den Plattenfirmaleuten inspirierter Track, der schon einen Hauch der erst später so richtig ausgebrochenen Acid-Jazz-Welle vorwegzunehmen scheint; allerlei exotische Einflüsse flirren und flimmern hier über einem angenehm entspannten Krautrockrhythmus ineinander: Perfekte Entspannungsmusik, die einen aus dem Alltagstrott herausnimmt und doch irgendwo noch anregend wirkt. Gehörmassage bietet auch 'Black Mist', ein von einem groovigen Basslauf vorangetriebenes Jazz-Rock-Stück voller entspanntem Schwung, Verspieltheit, natürlicher Eleganz und einer kleinen Prise Verrücktheit: Bluesig, psychedelisch, exotisch, smooth. Eher dahingetupft wirkt der Rhythmus von 'Painforest', welches auf chillige Weise mit bluesig verträumter Steelguitar aufwartet. 'Paella' lässt eine friedliche Dschungelatmosphäre aufkeimen; sein Rhythmus ist jazzig, die Gitarrenspielweise leicht arabisch angehaucht; der trippige Charakter des Stückes hat etwas von NAZARETHs 'Morning Dew'; wie rankende Wicken spiralisiert sich die Melodie empor, öffnet ihre Blüten als neue Instrumente wie Orgel und Saxofon hinzutreten, und wiegt sich orientalisch tänzelnd im Sommerwind; die locker klöppelnde Percussion ist einfach genial daruntergemischt; trippig, verspielt, kreativ, fließend: Ein weiterer Anspieltipp für alle Liebhaber der Psychodelik.
Das Re-Release kommt mit neuen Linernotes zur Verortung des Albums in der Bandgeschichte daher und wartet zudem noch mit drei Bonustracks aus der Aufnahmesession zu 'Pajamamafia' auf: 'Sea Son', ein etwas straighteres, gutmütiges Jazzrockstück mit entspannt pullerndem Rhythmus und bluesig infiltrierten E-Gitarren-Licks; die gleiche Melodie wird in 'Alfresco Part I' auch von Saxofon und Orgel über einen Jazzrhythmus aus tickerndem Schlagzeug und hummelndem Bass variiert, was wieder mal anregend entspannend rüberkommt bis die Jazzgitarre im Finale bluesrockig und leicht psychedelisch angezurrt wird; 'Alfresco Part II' ist nicht viel mehr als ein kurzes Outro, leicht 'sinfonisch' überproduziert im zeittypischen Gewand der 70er.
Mit "Sea Son" haben SECRET OYSTER eine zeitlose Perle aus dem endlosen Meer der Psychedelik gefischt.
Anspieltipps: Mind Movie, Black Mist, Paella.
- Redakteur:
- Eike Schmitz